Neuer Unicef-BerichtDas bedeutet Kindsein in Deutschland

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Eine große Gruppe von Kindern aus verschiedenen Herkunftsländern steht zusammen.

Der neue Unicef-Bericht zur aktuellen Situation der jungen Generation in Deutschland ist erschienen.

Der sechste Unicef-Bericht zur aktuellen Lage der Kinder in Deutschland zeigt unter anderem: Kinderarmut und unterfinanzierte Grundschulen hemmen die Entwicklungschancen vieler Kinder.

Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Kinder wachsen hierzulande gesund und – zumindest was die Unfallgefahr betrifft – sicher auf. Das bestätigt der sechste Unicef-Bericht „Ein Versprechen an die Jugend“. Darin analysiert der Soziologe und ehemalige wissenschaftliche Direktor des Deutschen Jugendinstituts Hans Bertram die gegenwärtige Situation von Kindern in Deutschland – und entwirft ein umfassendes Bild in puncto Bildungschancen und Armutsrisiken, Zufriedenheit, Gesundheit und Sicherheit von Kindern im europäischen Vergleich.

Bertrams Bericht zeigt aber auch: Zunehmend mehr Kinder geraten ins gesellschaftliche Abseits, können Chancen, die ihnen zustehen, nicht nutzen. Sie werden in der Schule frühzeitig abgehängt, haben am Ende keinen Abschluss. Neben Bildungsnachteilen ist ein erschreckend großer Anteil der jungen Generation von Armutsrisiken betroffen: Die Gefahr, dauerhaft in Armut zu leben, begleitet mehr als 1,3 Millionen junge Menschen durch ihre Kindheit.

Unterfinanzierte Grundschulen und verpasste Bildungschancen

„Zu den chronisch benachteiligten Gruppen von Kindern in Deutschland gehören vor allem jene, die mit nur einem Elternteil oder ohne Eltern aufwachsen sowie Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben, deren erste Sprache nicht Deutsch ist oder die als Geflüchtete nach Deutschland kommen“, sagt der Vorsitzende von Unicef Deutschland Georg Graf Waldersee — und skizziert drei dringend zu beherzigende Handlungsfelder: Deutschland müsse unverzüglich in den Bildungsbereich investieren, vor allem in die unterfinanzierten Grundschulen, in denen die Weichen für die Zukunft der Kinder gestellt werden.

Um belastenden Armutserfahrungen entgegenzuwirken, benötigten chronisch benachteiligte Familien zudem verlässliche Sach- und Geldleistungen. Schließlich dürfe die psychische Gesundheit der Jungen und Mädchen nicht ignoriert werden. Waldersee: „Zufriedenheit und Zuversicht sind wichtig, damit Kinder ihr Leben eigenständig gestalten können.“

Zufriedenheit und Zuversicht sind wichtig, damit Kinder ihr Leben eigenständig gestalten können
Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von Unicef Deutschland

Autor Hans Bertram mahnt: „Teilhabe und individuelle Förderung – in pädagogischer, vor allem aber in finanzieller Hinsicht – sind für Familien fundamental. Denn verpasste Bildungschancen und Armutserfahrungen in der Kindheit wirken sich negativ auf den weiteren Lebensverlauf und die persönliche Resilienz aus.“ So zeigt sein Bericht deutlich auf, dass sich bereits im Grundschulalter abzeichnet, ob Kinder unabhängig von ihrer sozioökonomischen Herkunft ihre Talente entfalten können.

Dringender Handlungsbedarf: 47.000 Schüler ohne Abschluss

Doch dazu sind auch die Ausgaben für Grundschulen im europäischen Vergleich zu niedrig: 2019 investierte Deutschland mit 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kaum mehr in die Grundschulbildung als Schlusslicht Rumänien. Die Zahl der jährlich rund 47.000 Schulabgänger ohne Abschluss unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf.

Das sei allerdings laut Bertram nicht allein ein Problem der Schulen, vielmehr müsse die Zusammenarbeit zwischen Kitas, Schulen und Angeboten der Nachmittagsbetreuung neu entwickelt werden. „Die Vielfalt der heutigen Kinder und die Veränderungen ihrer Lebenswelten, etwa infolge der Digitalisierung, setzt zudem eine neue Kooperation zwischen Schulen, Jugendhilfe und Zivilgesellschaft voraus.“

Unicef: Kinderrechte müssen endlich im Grundgesetz verankert werden

Unicef fordert, die Lage und die Anliegen junger Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns zu rücken, indem die Kinderrechte, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, im Grundgesetz verankert werden. Ein solches Signal wäre auch der Stimmung zuträglich: In europaweiten Umfragen unter Jugendlichen zeigt Deutschland mit 6,6 von zehn Punkten deutlich gesunkene Werte bei der Zufriedenheit und einen der höchsten Werte beim subjektiven Unsicherheitsgefühl.


So können Sie helfen

  • Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: weil jedes Kind wertvoll ist“ bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und in der Region, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen einen Weg in eine selbstbestimmte Zukunft ebnen — damit jedes Kind einen Platz findet, an dem es sicher und gesund aufwachsen kann. Die Liste der 129 Projekte, Vereine und Initiativen, die der Verein im abgelaufenen Aktionsjahr gefördert hat, finden Sie auf unserer Homepage.
  • Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
  • Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
  • Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
  • Wünschen Sie eine Spendenquittung, notieren Sie bitte +S+ vor Ihrem Namen. Wollen Sie nicht in der Spenderliste genannt werden, vermerken Sie bitte ein +A+. Legen Sie auf beides Wert, schreiben Sie +AS+. Bitte geben Sie auch Ihre Adresse an, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann. Herzlichen Dank!
  • Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-224-2789 (Allgemeines, Anträge), 0221-224-2840 (Spenden) 0221-224-2130 (Redaktion), wirhelfen@kstamedien.de
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