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AltersarmutKölner Rentnern geht es schlechter als dem Bundesschnitt

4 min
Senioren gehen zum Einkaufen durch die Leipziger Innenstadt.

Die Gesellschaft altert. In NRW stehen 1,78 Beitragszahler einem Rentner gegenüber. Schlechter sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus.

Die Zahl der Menschen in Altersarmut wächst. Aber wie ist es eigentlich um die Renten in Köln und der Region bestellt? 

Die Armut von älteren Menschen hat in den vergangenen zwanzig Jahren überproportional zugenommen. Laut einem aktuellen Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes war im vergangenen Jahr knapp jede fünfte Person über 65 Jahren betroffen. Nun zeigt sich in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Partei „Die Linke“, wie die Altersarmut geografisch im Land verteilt ist und wie sich die Zahlen entwickelt haben. Wir geben die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wie viele Pflichtversicherte müssen für wie viele Rentner in NRW Beiträge zahlen?

In Nordrhein-Westfalen arbeiten gut 7,2 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig und führen Geld an die Rentenversicherung ab. Bezahlt werden müssen aus diesem Topf gut vier Millionen Rentnerinnen und Rentner. Für jeden Senior gibt es rein rechnerisch damit 1,78 Zahler. Damit liegt NRW im Mittelfeld. Sehr viel günstiger sind die Zahlen beispielsweise in Hamburg. Dort stehen 2,36 Zahler einem empfangenden Rentner gegenüber. Auch in Bayern und Berlin gibt es pro Ruheständler immerhin zwei Beitragszahler. Am wenigsten Einzahler im Verhältnis gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. Dort müssen 1,21 Arbeitnehmer die Beiträge von einem Ruheständler schultern.

Ein Kölner Rentner lebt von 1414 Euro, eine Rentnerin hat 941 Euro

Wie viel Netto-Altersrente haben Seniorinnen und Senioren in Köln und der Region?

In der Stadt Köln erhielten Männer im Jahr 2024 im Schnitt eine Altersrente von 1414 Euro netto monatlich, Frauen 941 Euro. Witwen- oder Witwerrenten, also Renten, die nach dem Tod des Ehepartners an Hinterbliebene ausgezahlt werden, ist in diesen Zahlen nicht inbegriffen. Kölner Männer und Frauen liegen damit unter der Altersrente von Bestandsrentnern im Bundesdurchschnitt (1486 Euro für Männer, 985 Euro für Frauen). Sieht man sich die Zahlen in der Region an, so schneiden die Männer im Rhein-Erft-Kreis mit einer Altersrente von 1672 Euro sowie Leverkusener Männer mit 1649 Euro im Monat am besten ab.

Eher am Ende der Auszahlungstabelle landen die Bonner Männer mit 1310 Euro. Bei den Frauen liegen in der Region dagegen die Bonnerinnen mit 990 Euro Altersrente an der Spitze, es folgen die Kölnerinnen sowie Leverkusenerinnen (920 Euro) und die Seniorinnen im Rheinisch-Bergischen-Kreis (918 Euro) sowie die im Rhein-Sieg-Kreis (919 Euro). Weit schlechter sieht es für die Euskirchenerinnen aus (834 Euro), die Frauen der Städteregion Aachen (840 Euro) sowie des Oberbergischen Kreises (873 Euro).

Wo liegen NRW und Region im Vergleich zum Bundesdurchschnitt?

Vergleicht man die Bundesländer, so übertreffen die männlichen Ruheständler in NRW den Bundesdurchschnitt mit 1535 Euro Altersrente leicht. Glücklich schätzen kann man sich im Vergleich zu den Bremern (1400 Euro) oder Berlinern (1364 Euro). Neidisch sein kann man auf die Baden-Württemberger, die das männliche Altersrenten-Ranking mit 1553 Euro pro Monat anführen. Lediglich die Saarländer schaffen es im Schnitt mit 1552 Euro noch über die 1500-Marke. Das könnte beispielsweise daran liegen, dass Männer an Industriestandorten wie beispielsweise im baden-württembergischen Böblingen mit Unternehmen wie Bosch und Daimler oft sehr lange sehr gut verdient haben.

Bei den Ruheständlerinnen lässt sich aus den Daten deutlich das Ost-West-Gefälle ablesen und die Tatsache, dass Frauen in der DDR häufiger Vollzeit arbeiteten und auch für die Kindererziehung kürzer pausierten. Spitzenreiterinnen sind daher auch die Brandenburgerinnen mit 1285 Euro, dicht gefolgt von den Mecklenburg-Vorpommerinnen (1270 Euro), den Sächsinnen (1263 Euro), und den Sachsen-Anhaltinerinnen sowie Thüringerinnen (1250 Euro). In Westdeutschland erreichen lediglich die Hamburgerinnen mit 1008 Euro im Schnitt mehr als 1000 Euro Altersrente.

Viele Rentner bekommen auch Grundsicherung

Im Rentenzugang, also bei den 2024 neu beantragten Renten, liegen die Beträge für die Männer etwas niedriger. So erhalten männliche Rentner, die 2024 zum ersten Mal Rentenzahlungen empfingen, in Köln 1235 Euro. Neurentnerinnen dagegen konnten sich auf 972 Euro verbessern. Der Anstieg bei den Frauen – ebenso wie das leichte Minus bei den Männern – spiegelt die geringere Rate an Versorger-Ehen im Zeitverlauf wider. Zum Minus bei den Männern gesellen sich Experten zufolge aber auch geringere Löhne.

Wie viele Rentner erhalten Grundsicherung?

In NRW reicht die Rente für gut 300.000 Menschen nicht zum Leben, sodass zusätzlich Grundsicherung bezahlt wird. Damit ist jeder vierte Grundsicherungsrentner Deutschlands Nordrhein-Westfale. Zwei Drittel davon sind weiblich, ein Drittel männlich. In Köln Stadt leben davon mehr als 25.000 und damit die meisten aller NRW-Städte. Die Grundsicherungsquote der Kölner Rentner liegt bei 9,9 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch als im Bundesschnitt (3,9 Prozent). Leicht übertroffen wird Köln hier nur noch von Städten wie Hamburg (10,3 Prozent), Hannover (10,7 Prozent), Frankfurt (11,0 Prozent), Offenbach (11,7 Prozent), Kassel (10 Prozent) und Saarbrücken (10,1 Prozent). Mit Düsseldorf liegt Köln in diesem Ranking gleichauf.

Wie viel kostet die Grundsicherung im Alter für die Nordrhein-Westfalen?

Die Nettoausgaben sind stark gestiegen. Schlugen im Jahr 2017 in NRW noch 1.651.880.000 Euro zu Buche, so wurde den Zahlen zufolge im Jahr 2024 mit 2.884.436.000 Euro mehr als eine Milliarde zusätzlich ausgegeben.