Energiewende in NRW nimmt Fahrt aufBalkonkraftwerke sind gefragt wie nie

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ARCHIV - Praktische Sache: eine Photovoltaik-Anlage am Balkon. Damit der Strom fließen kann, ist ein Wechselrichter nötig - der sollte aber zuverlässig und sicher sein. Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Die Zahl der Solaranlagen an Balkonen in NRW hat sich im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.

Bei der Genehmigung neuer Windräder liegt NRW mit 131 Anlagen im ersten Halbjahr 2023 deutschlandweit an der Spitze. 

Von einem „Energiewende-Ruck“ in NRW vor allem beim Ausbau der Solarenergie und der Genehmigung zum Bau neuer Windkraftanlagen spricht der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE).

Im ersten Halbjahr sind landesweit 93.767 neue Solaranlagen mit einer installierten Leistung von 874 Megawatt in Betrieb gegangen. Das habe die vorläufige Auswertung der Meldungen im sogenannten Marktstammdatenregister zum Stichtag 26. Juni ergeben. Die Anzahl der sogenannten Balkonkraftwerke habe sich im Vergleich zum ersten Halbjahr nahezu verdreifacht, die Solarleistung um den Faktor 2,5 erhöht. Der Boom bei den Balkonmodulen hält laut LEE weiter an.

Zwei Jahre von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme

Bei der Windenergie werde es noch etwas länger dauern, bis der Kurswechsel der neuen schwarz-grünen Landesregierung in der Energiepolitik Wirkung zeige. Bis Mitte dieses Jahres wurden in NRW 44 neue Anlagen mit einer Leistung von 200 MW neu errichtet. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 47 (187 MW). Damit liegt NRW nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen auf Rang drei.

Der Ausbau dürfte aber deutlich an Fahrt aufnehmen. Allein im ersten Halbjahr wurden 131 Windräder mit zusammen 646 Megawatt Leistung genehmigt. Kein anderes Bundesland könne höhere Zahlen aufweisen. Bis die Anlagen Strom liefern, werde es aber wohl noch zwei Jahre dauern. Das hat eine Analyse der Fachagentur Wind an Land nach Angaben des LEE ergeben.

Zu den Gründen für die langen Umsetzungszeiträume zählen unter anderem derzeitige Lieferengpässe bei Windenergieanlagen und Komponenten wie auch längere Bau- und Errichtungsdauern.

Dennoch habe die Landesregierung den richtigen Weg eingeschlagen. Der Entwurf des Landesentwicklungsplans, die Novelle der Landesbauordnung, die Abschaffung des 1000-Meter-Mindestabstands für Windräder in Siedlungsgebieten und das erste Klimaschutzpaket zeigten, „dass es ihr Ernst mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien ist“, sagt Rainer Priggen, bis Anfang Mai Vorsitzender des LEE NRW.

Wir müssen schneller werden bei der Digitalisierung von Genehmigungsverfahren
Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbarer Energien

Nachholbedarf sieht der Interessenverband vor allem bei der Bioenergie, der Wasserkraft und der Tiefengeothermie. „Diese Energieerzeugungsformen ergänzen Wind- und Solar hervorragend und dürfen nicht hinten runterfallen“, sagt Priggens Nachfolger Hans-Josef Vogel. „Wir müssen schneller werden bei der Digitalisierung von Genehmigungsverfahren für Projekte bei den Erneuerbaren Energien.“

Die gestiegenen Genehmigungszahlen seien „durchaus erfreulich.“ Der LEE NRW-Vorsitzende drängt aber auf „viel mehr Tempo“ bei den Genehmigungen für neue Windenergieanlagen: „Vor allem die Kommunen müssen vonseiten der Landesregierung schnell über die neuen Möglichkeiten beim Windkraftausbau aufgeklärt werden. Denn gerade die lokale Wertschöpfung und Beteiligungsmodelle eröffnen viele Chancen für die Kommunen.“

Nicht nur aus Klimaschutzgründen ist für den LEE NRW der zeitnahe Bau von mehr Windenergieanlagen ein absolutes Muss: „Schon jetzt erleben wir bei Neuansiedlungen von Unternehmen eine Norddrift, da dort preiswerter Ökostrom zur Verfügung steht“, so der LEE NRW-Vorsitzende Vogel. Für Nordrhein-Westfalen ist ein dynamischer Windenergieausbau „mitentscheidend dafür, ob unser Bundesland weiterhin das Industrie- und Energieland Nummer eins bleibt.“


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