Corona-Gewinner mit Büro am FriesenplatzZoom eröffnet Deutschland-Zentrale in Köln

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Zoom WeWork Friesenplatz

Die neue Deutschland-Zentrale von Zoom befindet sich in den Räumen von Wework am Friesenplatz in Köln.

Köln – Auch vor Corona war Zoom keine kleine Firma mehr: Im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2019 setzte der US-Anbieter von Videokonferenz-Software bereits 122 Millionen US-Dollar um, umgerechnet aktuell etwa 103 Millionen Euro. Doch die Pandemie hat das Unternehmen in rasantem Tempo weltweit bekannt gemacht. Das zeigt sich auch in aktuellen Geschäftszahlen: Im ersten Quartal 2021 betrug der Umsatz 956 Millionen Dollar. Gegenüber 2019 ist das ein Wachstum um 683 Prozent. Damit einher geht auch eine weltweite Expansion. Und für seinen neuen Deutschland-Sitz hat sich der Corona-Gewinner für Köln entschieden.

So hat die ZVC Germany GmbH, wie die deutsche Tochter des Konzerns heißt, ihre Adresse im Büroneubau am Friesenplatz 4. Dort ist Zoom lediglich Untermieter beim Coworking-Anbieter Wework und bleibt damit flexibel bei der gemieteten Bürofläche. Aktuell werde sie noch überhaupt nicht benötigt, sagt Firmensprecherin Saskia Stolper dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch wenn die Zahl der Beschäftigten in Deutschland bereits niedrig dreistellig sei: „Keins der Zoom-Büros weltweit ist zurzeit offen“, so Stolper. „Teil unserer Philosophie ist, dass wir die letzten sein werden, die ins Büro zurückkehren.“

Zoom ist einer der ganz großen Pandemie-Gewinner

Schließlich gehört Zoom – 2012 gegründet – zu den ganz großen Pandemie-Gewinnern: Schule, Arbeit, Treffen mit Freunden, Koch- und Sportkurse, und und und – im Frühjahr 2020 stand das soziale Leben still, die Welt traf sich virtuell in Videokonferenzen. Oft hieß der Anbieter Zoom. Starke Konkurrenten waren und sind zum Beispiel Microsoft Teams oder Webex.

Im Dezember 2019, sagt Stolper, hätten nur zehn Millionen Menschen täglich Zoom genutzt. Im April fünf Monate später habe der Wert bei 300 Millionen gelegen. Keine Auskunft gibt es von ihr, wo sich die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer zuletzt eingependelt hat.

Köln soll ebenso wie München und Berlin künftig einer der zentralen Knotenpunkte für Zoom in Deutschland sein. Wie viele Angestellte dann tatsächlich in der Stadt arbeiten werden, ist völlig unklar, spiele für das Unternehmen aber auch keine große Rolle, sagt Stolper: „Wir können uns bei der Expansion an das Leben unserer Mitarbeiter anpassen, nicht umgekehrt.“ Die eigene Technologie macht es möglich.

Der Chef wohnt in Wuppertal

Dass Köln überhaupt als Sitz der Deutschland-Zentrale ausgewählt wurde, ist das Verdienst von NRW Global Business, der Landesgesellschaft für Außenwirtschaftsförderung. Diese habe sich angeschaut, welche Technologie-Unternehmen in der Krise stark wachsen und womöglich expandieren werden, sagt Sprecherin Annette Peis. Eine Mitarbeiterin habe also Zoom kontaktiert und bei Deutschland-Chef Peer Stemmler Erfolg gehabt. Eine Rolle bei der Entscheidung hat wohl auch gespielt, dass Stemmler in Wuppertal wohnt und zu Köln ein enges Verhältnis pflegt.

Felix Neugart, Chef von NRW Global Business, nennt die Ansiedlung einen hervorragenden Impuls für den Standort. Sie werde „die Entwicklung der Technologie- und Start-up-Szene in Nordrhein-Westfalen weiter vorantreiben“. Zoom finde in Köln einen breiten Markt und ideale Voraussetzungen für Wachstum, so Neugart.

„Wichtiger Anker für internationale Unternehmen“

Manfred Janssen, Geschäftsführer der Köln-Business Wirtschaftsförderung, pflichtet ihm bei und nennt als Stärken Kölns „Fachkräfte, Innovationsgeist und eine herausragende physische wie digitale Infrastruktur, um deutschlandweit Kunden zu erreichen“. Köln, so Janssen, werde „mehr und mehr zu einem wichtigen Anker für das europäische Geschäft internationaler Unternehmen – und das stärkt wiederum die Strahlkraft Kölns“. 

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Deutschland sei für Zoom einer der am schnellsten wachsenden Märkte, sagt Sprecherin Stolper. Seine Ambitionen hierzulande unterstrich das US-Unternehmen Ende Juni auch mit dem Kauf des Karlsruher Start-ups Kites, eine Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie. Kites entwickelt Software zur Übersetzung von Sprache in Echtzeit. Gelingt die Integration in Zooms Videokonferenzen, könnten künftig Menschen in ihrer Muttersprache Verhandlungen führen, auch wenn das Gegenüber sie überhaupt nicht spricht.

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