Das Jahr 2019Eine harte Zeit für die regionale Wirtschaft

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Ford hat ein schwieriges Jahr hinter sich.

  • Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende. Die Wirtschaft in der Region hat zwölf harte Monate hinter sich.
  • Bayer kämpft weiterhin mit der Übernahme von Monsanto, Ford musste Mitarbeiter entlassen.
  • Und auch beim Warenhausgiganten Galeria wurden Jobs gestrichen.

Köln – Eine Übersicht darüber, wie Unternehmen in der Region durch das Jahr 2019 gekommen sind.

Ford

Für die Mitarbeiter von Ford in Deutschland sowie in ganz Europa war 2019 wohl eines der mit Abstand schwersten Jahre der Unternehmensgeschichte. Gleich zu Beginn des Jahres hatte der US-Mutterkonzern angekündigt, insgesamt 12.000 der mehr als 50.000 Stellen zu streichen sowie sechs Werke in Frankreich, Großbritannien und Russland zu schließen. Hintergrund sind hohe Verluste in Europa wobei es in Deutschland isoliert betrachtet vergleichsweise gut läuft. Hier beschäftigte die deutsche Tochter rund 24.000 Mitarbeiter – 18.000 davon am Unternehmenssitz Köln sowie 6000 in Saarlouis.

Im Frühjahr wurden Details der Restrukturierungspläne bekannt. Insgesamt 5400 Stellen sollen hierzulande abgebaut werden. Bis zu 3800 entfallen auf Köln, wo der Fiesta vom Band läuft und die Press- und Motorenwerke sowie die Entwicklung ihren Sitz haben. Etwa zwei Drittel der Stellen, die wegfallen, sollen aus dem Bereich Produktion kommen. Der Rest verteilt sich auf die Verwaltung  und den Bereich Produktentwicklung.

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Auf das zweite Werk in Saarlouis entfallen rund 1600 Stellen, darunter viele Zeitarbeiter. Hier wurde die dritte Schicht gestrichen und im Sommer die Produktion des Vans C-Max eingestellt.

Insgesamt 4000 Mitarbeiter haben das Unternehmen bis Dezember  verlassen, darunter Leiharbeiter, deren Verträge nicht verlängert wurden, sowie auf Seiten der Stammbelegschaft mit Hilfe von  Abfindungen oder durch vorgezogenen Ruhestand. Weitere 1400 Beschäftigte sollen nun im kommenden Jahr zum Weggang bewegt werden. Die entsprechenden Programme wurden um ein Jahr verlängert. „Es wird allerdings immer schwieriger, Freiwillige zu finden“, sagt Betriebsratschef Martin Hennig. 

Neben Kostensenkungen treibt der Konzern die Elektrifizierung voran. So soll jede Pkw- und Nutzfahrzeug-Reihe demnächst mindestens eine elektrifizierte Antriebsoption erhalten. Vor wenigen Wochen wurde zudem in den USA das erste rein batteriegetriebene Fahrzeug vorgestellt – der Mustang Mach-E. Im Zuge einer Kooperation mit VW wird Ford in Zukunft den Modularen Elektro-Baukasten der Wolfsburger nutzen, um auf der VW-Plattform E-Autos zu produzieren. Zwei Modelle sind bislang geplant – ob eines davon in Köln gebaut wird, was dem Standort eine neue Perspektive sichern könnte, ist aber nach wie vor unklar.

Bayer

Bayer-Vorstandschef Werner Baumann schafft im April 2019 ein unrühmliches Novum der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Als erstem amtierenden Dax-Chef überhaupt verweigern ihm die Aktionäre bei der Jahreshauptversammlung die Entlastung. Innerhalb eines Jahres ist der Wert der Aktie des Pharma- und Agrarchemiespezialisten aus Leverkusen um 39 Prozent gesunken.

Trotz des Denkzettels bleibt Baumann im Amt. Die Ursachen des Börsen-Sinkflugs bestehen weiter – die Gerichtsprozesse um den mutmaßlich krebsverursachenden Unkrautvernichter Glyphosat sorgen für allerlei negative Nachrichten: Bereits im März verurteilt eine Jury die Bayer-Tochter Monsanto zur Zahlung von 71 Millionen Euro. In einem zweiten Fall soll das Kläger-Ehepaar zwei Milliarden Euro erhalten. In beiden Fällen senken die Gerichte die Strafzahlungen erheblich auf  22,5 beziehungsweise rund 78 Millionen Euro. Bayer steigt in der Folge in Vergleichsverhandlungen ein, die sich auch ins neue Jahr hinziehen. Die Zahl der Kläger steigt auf 42 700.

Bayers Sparprogramm kommt indes voran: Die Marken Dr. Scholl’s und Coppertone werden verkauft, ebenso die Mehrheitsanteile am Chemiepark-Betreiber Currenta. Der Personalabbau ist in vollem Gange. Anfang Dezember will Bayer für positive Nachrichten sorgen und legt seine Nachhaltigkeitsstrategie vor: Bis 2030 soll der Konzern klimaneutral arbeiten.

Galeria

Dass die Übernahme von Kaufhof durch Karstadt hart werden würde, war erwartet worden. Im Januar dann die Gewissheit, mehr als 2000 Stellen werden gestrichen. Dass es die Kaufhof-Belegschaft härter treffen würde, war abzusehen. Die neue Konzernzentrale hat ihren Sitz bei Karstadt in Essen. In Köln verbleibt nur das Onlinegeschäft,  Gastronomie sowie Outlet und Buchhaltung.

Immerhin: Kurz vor Weihnachten einigt man sich auf einen  Tarifvertrag – die Karstadt-Mitarbeiter werden auf das Kaufhof-Niveau angehoben, Kaufhof-Beschäftigte verzichten auf Weihnachts- und Urlaubsgeld. Dafür wird bis Ende 2024 nicht gekündigt und keine Filiale geschlossen.

RWE

Eon und RWE, das waren über Jahre erbitterte Rivalen im selben Markt und auch noch beide aus Essen. 2019 haben sie ein gigantisches Tauschgeschäft abgeschlossen. Eon beschränkt sich künftig darauf, Strom und Gas zu transportieren und zu verkaufen. Der Konzern gibt seine Windparks bald an RWE ab. Ohne die Tochter Innogy wird RWE künftig reiner Stromerzeuger und Händler. Der alte Kohlekonzern übernimmt die Ökostromkraftwerk mit einer Kapazität von neun Gigawatt.

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Thyssenkrupp

Turbulent geht es zu bei Deutschlands größte Industrie-Giganten. Im November legte die dritte Führungskraft in drei Jahren die Bilanz vor. Zum ersten Mal in der Geschichte des Konzerns ist diese eine Frau. Martina Merz wurde erst im März Aufsichtsratschefin von ThyssenKrupp. Dann folgte rasant der Wechsel an die Spitze.  Der glücklose Vorstandschef Guido Kerkhoff musste im September nach nur gut einem Jahr an der Spitze gehen. Und es rumort in Essen. Der Versuch, die krisenanfälligen Stahlwerke in ein Gemeinschaftsunternehmen auszulagern, scheiterte im Mai an Wettbewerbsbedenken in Brüssel. Und ein Jobabbau steht auch an.

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