Jede fünfte Filiale wird geschlossenWelche Zukunft hat Douglas in der Region?

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Douglas Filiale Köln Hbf 3 2020

Douglas-Filiale im Kölner Hauptbahnhof im März 2020

Köln – Douglas schließt jede fünfte Filiale in Europa. Das kündigte der Düsseldorfer Parfümeriekonzern am Donnerstag an. Demnach werden bis Herbst 2022 europaweit rund 500 von 2400 Filialen dichtgemacht. In Deutschland sollen rund 60 von mehr als 430 Niederlassungen betroffen sein, etwa 600 Menschen verlieren ihre Jobs. Was sind die Hintergründe dieser Entscheidung? Und welche Zukunft haben nun die Parfümerien in der Region?

In der Region betreibt Douglas mehr als 20 Filialen. Einen Schwerpunkt bildet dabei Köln mit gut einem Dutzend Niederlassungen. Hier befinden sich zum Beispiel die Filialen Schildergasse, Hauptbahnhof, Ehrenstraße, Hohe Straße, Rodenkirchen und Hohenzollernring. Aber auch in Hürth, Brühl, Bonn, Siegburg, Leverkusen, Bergisch Gladbach und Dormagen ist der Düsseldorfer Filialist bislang vertreten.

Douglas sucht Gespräch mit Betroffenen

Die Zukunft dieser Filialen ist aktuell noch unklar. Wie eine Douglas-Sprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte, werde sich das Unternehmen bis Anfang der kommenden Woche nicht zur Frage äußern, welche Niederlassungen aufgrund der Sparpläne geschlossen werden sollen. Bevor die Öffentlichkeit informiert werde, suche Douglas zunächst das Gespräch mit den Angestellten, deren Jobs nun auf der Kippe stehen.

Für die rund 600 Betroffenen – bei mehr als 5200 Beschäftigten in Deutschland trifft es mehr als jeden Zehnten – habe Douglas in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit eine Transferagentur beauftragt, „um sie bei ihrer beruflichen Neuorientierung zu unterstützen“, teilte das Unternehmen mit. Betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen außerdem Abfindungszahlungen angeboten werden, die laut Douglas „besser sind als derzeit in der Branche üblich“.

Der Großteil der Schließungen soll unterdessen in Südeuropa stattfinden, in Ländern wie Italien und Spanien, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie noch stärker betroffen sind. „Zudem hat Douglas in einigen dieser Märkte durch frühere Akquisitionen ein sehr dichtes, teilweise überlappendes Filialnetz“, heißt es vom Unternehmen. Von der Filialnetzverkleinerung erhofft sich Douglas künftig einen Gewinnbeitrag von jährlich 120 Millionen Euro.

Entscheidung überrascht nicht

Die Entscheidung der Parfümeriekette zum radikalen Filialabbau kommt wenig überraschend. So hat die Bekämpfung des Coronavirus dafür gesorgt, dass Kundinnen und Kunden über Monate nicht in den Innenstädten einkaufen konnten, sondern noch stärker als zuvor in den Online-Shops der Einzelhändler fündig wurden. Expertinnen und Experten gehen fest davon aus, dass der Wechsel vom Filialgeschäft zum Online-Shop von Dauer sein wird, auch wenn die Pandemie überwunden wird.

Kennzahlen-Douglas-01

Und so ist auch bei Douglas der Anteil der E-Commerce-Erlöse am Gesamtumsatz stark angestiegen. Betrug er im Geschäftsjahr 2018/19 noch knapp 17 Prozent, lag er im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 bereits 25,4 Prozent. In diesem Zeitraum stieg der E-Commerce-Umsatz um 40,6 Prozent auf 822 Millionen Euro, während der Filialumsatz um knapp 16 Prozent rückläufig war. Auf Letzteren entfiel zwar mit 2,4 Milliarden Euro noch immer der Löwenanteil der Erlöse, doch die Online-Geschäfte legen weiter zu: Mit Blick auf das Kalenderjahr 2020 knackte Douglas beim E-Commerce erstmals die Milliarden-Euro-Marke.

Douglas-Vorstandschefin Tina Müller sagte am Donnerstag, dass dieser Trend im neuen Geschäftsjahr mit Start im Oktober 2020 anhalte: „Auch im wichtigen Weihnachtsquartal waren wir dank Singles Day, Black Friday und unserer Weihnachtskampagne online sehr erfolgreich und haben ein Rekordquartal im E-Commerce erzielt. Das hat den zweiten Lockdown spürbar abgefedert.“ Das Umsatzminus fiel dementsprechend mit 6,4 Prozent moderat aus.

Douglas macht 476,7 Millionen Euro Verlust

Stärkere Einbußen gab es beim operativen Gewinn vor Steuern, der um fast 17 Prozent absackte und 292 Millionen Euro betrug. Unter dem Strich stehen sogar 476,7 Millionen Euro Verlust – nach 17,2 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr.

„Der Zeitpunkt ist absehbar, an dem wir in Deutschland mehr E-Commerce-Unternehmen sein werden als stationärer Händler“, sagte Douglas-Chefin Müller bereits im August des vergangenen Jahres. Ein Kern der Online-Strategie des Düsseldorfer Unternehmens ist neben dem hauseigenen Online-Shop die Funktion als Plattform für Beauty-Produkte. Wie auf einem offenen Marktplatz können Partner-Unternehmen ihre Produkte über die Douglas-Plattform anbieten. Das erweitert die verfügbare Produktpalette enorm.

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Auch die Douglas-Kundenkarte, die inzwischen 44 Millionen Mal ausgegeben wurde, ist ein wichtiges Hilfsmittel zum weiteren Online-Wachstum. Im vergangenen Geschäftsjahr habe die sogenannte Beauty Card vier Milliarden personalisierten Kundenansprachen ermöglicht, heißt es vom Unternehmen. 

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