Gemeinsam mit den USA will Europa zum Mond fliegen. Mindestens zwei Deutsche wären gerne an Bord. Was die Mission für den Weltraumstandort Köln bedeuten könnte, bleibt offen.
Entscheidung der ESAWelche Rolle Köln bei dem angedachten deutschen Mondflug spielt

Welcher Astronaut sich der Mission zum Mond anschließen könnte, ist noch unklar.
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Ein deutscher Astronaut soll im Rahmen des „Artemis“-Programms der US-Raumfahrtbehörde Nasa in einigen Jahren Richtung Mond fliegen. Das kündigte der Chef der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Josef Aschbacher, am Rande der Esa-Ministerratskonferenz in Bremen an. „Ich habe entschieden, dass die ersten Europäer, die auf einer Mondmission fliegen werden, Esa-Astronauten deutscher, französischer und italienischer Nationalität sein werden.“ Zuerst sei Deutschland an der Reihe. Bis zur geplanten Mission wird es allerdings noch Jahre dauern – wenn sie überhaupt zustande kommt.
Wann könnte ein Deutscher mit an Bord sein?
Die USA wollen mit dem „Artemis“-Programm wieder Astronauten zum Mond bringen, zunächst ihre eigenen. In der ersten Jahreshälfte 2026 sollen vier US-Astronauten bei der rund zehntägigen Mission „Artemis 2“ den Mond umrunden. 2027 sollen bei „Artemis 3“ nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond landen. „Artemis 4“ ist bisher für 2028 anvisiert, Experten rechnen allerdings mit Verschiebungen – erst ab dieser Mission könnte ein Deutscher mit dabei sein.
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Wer könnte der deutsche Kandidat sein?
Wer genau mit zum Mond darf, sagte Aschbacher nicht. Auch die Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) hielt sich zurück. Nur so viel: Es sei „großartig, dass jetzt auch endlich ein Europäer und vor allem auch ein Deutscher dabei sein wird.“ Mehrere haben wohl Ambitionen, darunter der bisher letzte deutsche Astronaut auf der Raumstation ISS, Matthias Maurer. „Ich denke, jeder Astronaut möchte gerne zum Mond fliegen. Das ist ein ganz großer Traum, auch mein Traum“, sagte der 55-jährige Saarländer einmal der Deutschen Presse-Agentur. Auch der gebürtige Baden-Württemberger Alexander Gerst fände eine Reise zum Mond toll. „Da können Sie jeden Astronauten oder jede Astronautin fragen: Der Mond ist natürlich ein faszinierendes Ziel“, sagte der Astronaut in einem älteren Statement. Gerst arbeitet derzeit am Europäischen Astronautenzentrum in Köln.
Weniger hoch gehandelt wird Reserve-Astronautin Amelie Schoenenwald, mit der Bär am Mittwoch in Bremen aufgetreten war.
Woran könnte die Mission scheitern?
US-Präsident Donald Trump, der das kostspielige Programm einst selbst ins Leben rief, könnte es wieder kippen. Denn mittlerweile blickt Trump Richtung Mars. Gemunkelt wird, dass er die eigens für „Artemis“ entwickelte „S.L.S.“-Rakete einstampfen könnte. Mit ihr sollen zentrale Elemente der geplanten „Gateway“-Mondstation und die Crews in Mondnähe kommen.
Insbesondere Trumps zeitweise enger Berater, der Tech-Milliardär Elon Musk, drängt darauf, lieber zum Mars aufzubrechen. Der Mond ist für ihn bloß „Ablenkung“. Im vergangenen Jahr hatte er die Struktur des „Artemis“-Programms als „äußerst ineffizient“ bezeichnet. Es handle sich um ein Job-maximierendes Programm und nicht um eines für maximale Ergebnisse, kritisierte der Leiter der Weltraumfirma SpaceX. „Es ist etwas völlig Neues erforderlich“, schrieb er auf X.
Die Nasa hingegen betont, wie wichtig das Mondprogramm als Schritt zum Mars sei. „Artemis“ werde auch „Vom Mond zum Mars“ genannt, erklärte Sean Fuller, der bei der Nasa als International Partner Manager für das „Gateway“-Vorhaben arbeitet. Eine direkte Mission zum Mars sei riskant. Dieses Risiko müsse man verringern. Genau das solle mit den Flügen zum Mond geschehen, mit denen man einiges über die Bedingungen im Weltraum lernen könne.
Inwiefern ist Europa am Artemis-Programm beteiligt?
Die Esa liefert mit dem im Bremer Airbus-Werk gefertigten europäischen Servicemodul eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs, das die Astronauten in die Mondumlaufbahn bringen soll. Gemeinsam wollen die Raumfahrtbehörden auch die Mondstation bauen. „Gateway“ soll den Mond umkreisen, ähnlich wie die ISS die Erde.
Abgemacht ist im Zuge dessen schon seit Längerem, dass drei Esa-Astronauten auf „Artemis“-Flügen Richtung Mond mitfliegen. Konkret soll je ein Europäer bei den Missionen „Artemis 4“ und „Artemis 5“ dabei sein. Ein weiterer Platz ist noch nicht für einen bestimmten Flug vergeben. Neben Deutschland erhalten Frankreich und Italien ein Ticket. Denn sie sind die größten Beitragszahler der Esa. Dem jüngst beschlossenen Esa-Budget von rund 22,1 Milliarden Euro steuert Deutschland etwa ein Viertel aus dem Bundeshaushalt bei. Auch deshalb ist es nicht überraschend, dass diese Länder bei einem Mondflug zum Zug kommen sollen.
NRW präsentiert sich als Weltraumzentrum, Köln und das Rheinland gelten als wichtige Forschungs- und Wirtschaftsstandorte für die Branche.
Welche Rolle könnte die Region bei einer potenziellen Mondmission spielen?
Was die Nachrichten für den Standort konkret bedeuten, steht zu großen Teilen noch in den Sternen. Beim Thema Mond und Raumfahrt horcht man im Rheinland aber natürlich besonders auf. In der vergangenen Woche sagte Weltraumexperte Enrico Fels, Geschäftsführer des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (Cassis) der Uni Bonn dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Zugespitzt lässt sich also sagen, dass man an keinem anderen Ort Europas dem Mond so nahe kommt wie in Köln.“

In der Luna-Halle können Astronauten Mondmissionen in realistischer Umgebung simulieren – eine „einzigartige Trainingseinrichtung“, heißt es.
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Grund ist das 2024 eröffnete Mondzentrum Luna, eine vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Esa betriebene Simulationsanlage in Köln. Sie gilt „als eine weltweit einzigartige Trainingseinrichtung“, heißt es auf der Website. In einer realistischen Umgebung können dort astronautische und robotische Missionen zum „Siebten Kontinent“ vorbereitet werden.
Trotzdem sieht das DLR davon ab, sich in einem Schnellschuss zur Rolle des Kölner Standortes im Artemis-Programm und den Esa-Plänen zu äußern. Man müsse die Details abwarten, sagte ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung.
Was könnte das Mondzentrum Luna den Astronauten bieten?
Die Luna-Forschungshalle wird auch als „Mond auf Erden bezeichnet“. Auf 700 Quadratmetern gibt es Felsbrocken, Hügel und Krater. Nachgestellt wird die Mondlandschaft mithilfe von 900 Tonnen künstlich erzeugtem Mondgestein, hergestellt aus Basalt, das von einem Steinbruch aus dem Rhein-Sieg-Kreis herangekarrt wurde.
Zum Beispiel können hier die Funktionen von Rovern, Werkzeugen und anderen Geräten getestet werden, die auf potenziellen Mondmissionen zum Einsatz kommen könnten. Es kann in Krater abgestiegen werden, die Landung trainiert oder das Nehmen von Gesteinsproben simuliert werden.
Selbst die besonderen Licht- und Schattenverhältnisse werden in der Halle nachgeahmt. Streulicht existiert dort oben nämlich nicht, gleißende Helligkeit und absolute Dunkelheit wechseln sich ab. Das bereite nicht nur dem menschlichen Auge Probleme, sondern lasse auch Sensoren und Linsen von wissenschaftlichen Instrumenten erblinden, schreibt das DLR. Mit dem Sonnen-Simulator können so auch geeignete Technologien für eine gute Sicht auf dem Mond entwickelt werden.
Gibt es weitere Einrichtungen, die sich mit der Mission zum Mond beschäftigen?
Ja, gibt es. Ein Beispiel: Seit April 2025 ist als weiteres Modul das „Flex Hab“ an Luna angedockt. Es stellt eine mögliche künftige Wohneinheit dar, mit der Astronauten den Wechsel zwischen der Arbeit auf dem Mond und im kleinen sogenannten Habitat über mehrere Tage simulieren können. „Weltraum-Campingcontainer für die Mondforschung“, so nennt es das DLR. Vier Menschen haben in dem kleinen Wohnquartier Platz, Küche, Schlafkojen, Laborbereich und Luftschleuse inklusive.
Hier kann zum Beispiel erforscht werden, welche Methoden zur Gesteinsanalyse auf engem Raum zukünftig praktikabel vor Ort durchgeführt werden können oder wie Dekontaminationsverfahren bestmöglich ablaufen.

Das ans Luna angedockte Flexhab, ein „Weltraum-Campingcontainer für die Mondforschung“, bietet Platz für bis zu vier Astronauten.
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Zudem sei die Nähe zum Europäischen Astronautenzentrum (EAC) und all den weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen und Universitäten, rund 20 an der Zahl, ein Vorteil des Standorts, genauso wie das wirtschaftlich wachsende Ökosystem, das circa 80 Unternehmen im Weltraumcluster listet. Beim DLR in Köln habe man langjährige Erfahrung in der Planung und Durchführung robotischer, aber eben auch bemannter Missionen, heißt es.
Inwiefern ist das Land involviert?
Die Politik sieht Potenziale in der Branche. Jüngst verkündete das Land NRW den Ausbau des Raumfahrtstandorts mit der Erweiterung des sogenannten Space-Hub Cologne. Auf dem DLR-Gelände in Köln-Wahn wird in dem Zuge der Standort der Esa um einen Neubau erweitert. Die Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro teilen sich die Europäische Weltraumorganisation und das Land Nordrhein-Westfalen je zur Hälfte. D
ie Kapazitäten in Sachen Erforschung des Weltalls werden durch den Ausbau verdreifacht. Nordrhein-Westfalen habe „einen klaren Willen, Zukunft zu gestalten. Mit der Verlagerung des ESA-Direktorats nach Köln schaffen wir nicht nur hochqualifizierte Arbeitsplätze – wir verankern NRW dauerhaft im Zentrum der europäischen Raumfahrt und geben Forschung und Unternehmen Rückenwind für die nächsten großen Schritte der Exploration“, betonte Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) vor wenigen Tagen – inwiefern diese Aussage für eine Mondmission gilt, muss sich zeigen. (mit dpa)

