Afrikanische Schweinepest in DeutschlandWarum sich nun auch rheinische Bauern sorgen

Lesezeit 3 Minuten
Wildschweine übertragen die für alle Schweine lebensbedrohliche Tierseuche.

Wildschweine übertragen die für alle Schweine lebensbedrohliche Tierseuche.

  • Der erste Fall der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland ist bestätigt. In Brandenburg wurde die Seuche bei einem toten Wildschwein nachgewiesen.
  • Die Krisenmaßnahmen sind angelaufen. Es müsse "alles versucht werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern", so Landesverbraucherministerin Ursula Nonnenmacher.
  • Auch die rheinischen Bauern betrifft der Fall. Befürchtet wird, dass der Export in Drittländer wegbricht.

Köln/Bonn – Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Deutschland erreicht. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche wurde erstmals bei einem toten Wildschwein in Brandenburg nahe der Grenze zu Polen nachgewiesen, wie Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag mitteilte. Vor Ort gelte es jetzt zu klären, ob die Seuche sich über den Kadaver hinaus auf das Gebiet verbreitet hätte. Ziel sei, das Geschehen einzugrenzen. Für Landwirte können nun Exportstopps für Schweinefleisch ins Nicht-EU-Ausland etwa nach Asien drohen.

Klöckner warnte aber vor Panikmache bei den wirtschaftlichen Folgen: „Es ist ein Wildschwein gefunden worden in einem Landkreis.“ Krisenmaßnahmen laufen nun zunächst in zwei brandenburgischen Landkreisen an, wie Landesverbraucherministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) in Potsdam sagte. Der Fundort des Kadavers liege im Landkreis Spree-Neiße, aber sehr nah an der Grenze zum Landkreis Oder-Spree. In einem Radius von mindestens 15 Kilometern um den Fundort solle jetzt ein vorläufiges Gefahrengebiet eingerichtet werden. Betroffen sind beide Landkreise und ein Stück jenseits der Grenze in Polen, im Gebiet säßen auch Schweinehalter. Der Abstand des Kadaverfundorts zu einem größeren Betrieb betrage etwa sieben Kilometer. Alle Tierhalter seien schon seit längerem für strenge Hygienevorkehrungen sensibilisiert worden. Die Vorgaben sollen nun aber erneut überprüft werden.

„Bund und Länder sind dafür gut gerüstet“

„Wir müssen jetzt alles versuchen, um eine weitere Ausbreitung des Seuchengeschehens zu verhindern“, sagte Nonnemacher. Im abgegrenzten Risikogebiet sind daher Beschränkungen vorgesehen, zum Beispiel darf dort kein Mais geerntet werden. Auch Hoffeste oder Agrarschauen werden untersagt. Später solle eine Kernzone mit einem Radius von mindestens drei Kilometern ganz abgesperrt werden. Das Betreten soll verboten sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Rheinland macht sich der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) derweil große Sorgen um den Export. „Wir müssen jetzt alles daran setzen, mit der gleichen Konsequenz gegen das Virus vorzugehen, wie es in Tschechien und Belgien praktiziert wurde. Bund und Länder sind dafür gut gerüstet. Seit 2014 wurden die Maßnahmen vorbereitet, um im Ernstfall das Virus möglichst schnell wieder loszuwerden“, sagte RLV-Präsident Bernhard Conzen im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Schweinezüchter aus Voerde: „Es ist beängstigend“

Mit dem Verdachtsfall verliert Deutschland den für den Export in Drittländer wichtigen Freiheits-Status. Die rheinischen Bauern betrifft der Fall daher vor allem durch den Statusverlust, selbst wenn der akute Seuchenausbruch in Schenkendöbern/Sempten weit von NRW entfernt ist. Dadurch werde der Export in Drittländer wegbrechen, fürchtet der RLV. Frank Greshake, Vorstand des Vereins Schweinevermarktung Rheinland sagte: „Die Branche ist angespannt und Schlachtbetriebe schlachten reduziert“. Vor allem große Unternehmen verkauften viel Schweinefleisch ins Ausland und wären besonders stark von einem Exportverbot betroffen.

Frank Heckes ist Schweinezüchter aus Voerde am Niederrhein und hat 180 Sauen. „Es ist beängstigend, man weiß ja nicht wie der Markt darauf reagiert und wie sich die Preise entwickeln“, sagt Heckes. Als Ferkel-erzeuger könne er nicht so schnell reagieren, er plane drei Monate im Voraus. Schließlich müssten die Ferkel erstmal ausgetragen werden. Die NRW-Jäger wollen helfen, die Ausbreitung der Seuche zu stoppen. „Wildschweine werden verstärkt bejagt werden“, sagte Andreas Schneider vom Landesjagdverband NRW. Denn: Je dünner die Populationsdichte, desto geringer ist das Ansteckungsrisiko für die Schweine.

KStA abonnieren