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Neues Elektro-AutoErbitterter Wettstreit zwischen zwei Ford-Werken

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Die Ford-Zentrale in Köln

Die Ford-Zentrale in Köln

Köln – Während im Kölner Ford-Werk seit dem Zuschlag für das erste E-Auto Erleichterung und Aufbruchsstimmung herrscht, müssen die Mitarbeiter am zweiten deutschen Standorts des Autobauers in Saarlouis weiter um ihre Zukunft bangen. Im Kampf um den Bau eines zweiten Elektromodells stehen die Ford-Werke an der Saar und im spanischen Valencia in einem harten Bieterwettbewerb.

Bis Mitte des Jahres entscheidet die Ford-Konzernführung, welches der beiden Werke die Elektroplattform bekommt. Die Botschaft dabei ist klar: Nur eines der beiden Werke kann erhalten werden, dem anderen droht mittelfristig wohl die Schließung. Beobachter sprechen von einem „brutalen Bietergefecht“, zu dem der US-Autobauer seine beiden Fabriken in Europa antreten lässt.

Erste Konzepte liegen vor

Es wird mit harten Bandagen gekämpft. Bis Ende Januar mussten beide Werke der Europa-Zentrale in Köln erste Konzepte vorlegen. Es geht um die großen Stellschrauben wie Produktionskosten oder die Kosten der Entwicklung. Die Pläne unterliegen der Geheimhaltung. Nun gelangten in Spanien allerdings erste Details an die Öffentlichkeit. Dort wurden offenbar bereits große Zugeständnisse an die Ford-Konzernführung gemacht. So will man in Valencia teilweise auf Lohnsteigerungen verzichten. Auch eine Erhöhung der Arbeitszeit pro Tag steht wohl in Aussicht.

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Betriebsräte bitten um Verständnis

In Saarlouis dagegen verfolgt man eine eher zurückhaltende Taktik. „Wir dürfen leider keine Details nennen. Die Verschwiegenheitserklärung gilt weiterhin und wir werden nicht riskieren, dass durch Indiskretionen Nachteile für Saarlouis stehen“, sagt der Ford-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

In einem Schreiben an die saarländische Belegschaft bitten die Arbeitnehmervertreter um Verständnis. Man arbeite in den kommenden Wochen und Monaten in verschiedenen Arbeitsgruppen weiter intensiv am Erfolg.

4800 Jobs gefährdet 

In Saarlouis geht es um die Zukunft von 4800 Jobs. Hinzu kommen noch 1300 Mitarbeiter im Zulieferpark sowie die gesamte Infrastruktur, die von dem Werk profitiert, wie etwa der Einzelhandel. „Ford ist in Saarlouis der größte Arbeitgeber“, sagt Betriebsratschef Gruschka. Der Standort habe enorme Bedeutung für das kleine Bundesland. Man werde den Duck hochhalten und setze auch auf starke Unterstützung: „Wir haben einen engen Austausch in die Politik“, sagt Gruschka.

Focus läuft 2025 aus 

In Saarlouis soll das einzige Modell, der Focus, im Jahr 2025 auslaufen. In Valencia mit 6200 Beschäftigten werden derzeit noch vier Pkw-Modelle gebaut: zum einen der erfolgreiche Kuga. Die Produktion des Mondeo hingegen wird Ende März 2022 eingestellt. Die anderen großen Crossover- und Mehrzweckfahrzeuge – der Ford Galaxy und der Ford S-Max – werden vorerst weiterhin produziert, wobei von beiden kürzlich Vollhybrid-Versionen auf den Markt kamen. Spätestens 2030 will Ford in Europa den Bau von Verbrennermodellen ganz aufgeben und nur noch E-Autos produzieren.

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Bis Ende Juni soll die Entscheidung zwischen den beiden Werken fallen. Sollte Saarlouis den Bieterwettbewerb verlieren, zeigen sich die Betriebsräte schon jetzt kampfbereit. „Die Belegschaft ist sehr gut gewerkschaftlich organisiert“, sagt Betriebsratschef Benjamin Gruschka. „Sollte Saarlouis die Schließung drohen, sind wir zu weiteren Schritten bereit. Das darf und wird nicht ohne Konsequenzen bleiben“.

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