Umbau des US-AutobauersFord spaltet sich in zwei Sparten auf

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Ford-Logo (Symbolbild)

Köln, Dearborn – Aufgrund des Krieges gegen die Ukraine setzt der US-Autobauer Ford seine Geschäfte in Russland aus. Das Joint Venture mit Ford-Sollers sei bis auf weiteres gestoppt worden. Ford begründete die Entscheidung mit tiefer Besorgnis über die russische Invasion und die daraus folgende Bedrohung für Frieden und Stabilität.

Der Schritt nun erfolge mit sofortiger Wirkung. Ford hält eine Minderheitsbeteiligung an dem 2011 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen, das insgesamt drei Werke in der Nähe von Sankt Petersburg und in Tartastan betreibt. Derzeit wird dort noch der Transit gebaut. Über einen Hilfsfonds werde das Unternehmen zudem 100 000 Dollar für Menschen in der Ukraine spenden.

Umfangreiche Umstrukturierung

Nur kurze Zeit später kündigte das Unternehmen in Dearborn im US-Bundesstaat Michigan einen weitreichenden Umbau des gesamten Konzerns an. Damit soll die Elektro-Offensive beschleunigt werden. Künftig wird das Geschäft in zwei Einheiten aufgespalten. Zum einen in „Ford Blue“ für traditionelle Autos mit Verbrennungsmotor und „Ford Model e“ als zweite Einheit für den Elektrobereich.

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Hintergrund ist zum einen, dass der Erfolg des Elektropioniers Tesla die Hersteller weltweit unter enorm Druck gesetzt hat – auch mit Blick auf die Börse. Denn das Unternehmen von Elon Musk ist heute 880 Milliarden Dollar wert, Ford hingegen bringt es auf gerade einmal gut 70 Milliarden. Und so war in den vergangenen Wochen spekuliert worden, dass Ford das neue Elektrogeschäft komplett abspalten und als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen könnte. Dem widersprach Konzernvorstand Jim Farley am Mittwoch in einer weltweiten Videoschalte. Beide neuen Bereiche sollen aber eine hohe Eigenständigkeit bekommen.

Pläne von Ford sind ehrgeizig

Technologien und Best Practices würden aber geteilt, um Skaleneffekte zu nutzen und betriebliche Abläufe zu verbessern. Ab 2023 sollen beide Bereiche eigene Geschäftsergebnisse ausweisen. „Ford will damit die Geschwindigkeit und Innovationskraft eines Start-ups mit dem industriellem Know-how und Volumen bei Ford Blue kombinieren“, so Farley.

Die Pläne sind ehrgeizig. So will Ford in diesem Jahr rund fünf Milliarden Dollar in diesen Bereich stecken und bis 2026 weltweit mehr als zwei Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. Das würde rund einem Drittel des globalen Absatzes des Konzerns entsprechen.

Renditeziele angehoben

Außerdem werden die Renditeziele angehoben. 2026 will Ford eine operative Rendite von zehn Prozent erreichen. 2022 sollen es voraussichtlich acht Prozent werden. Im Zuge dessen sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren auch rund drei Milliarden Dollar eingespart werden. Auf Nachfrage schloss Vorstandschef Farley auch Stellenstreichungen nicht aus. Sie würden wenn dann aber transparent und unter Einbeziehung der Sozialpartner erfolgen.

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Für Europa und Deutschland mit den Werken Köln und Saarlouis bedeuten die Pläne, dass hier der Umbau in Richtung Elektromobilität noch schneller als in den USA umgesetzt werden soll. Und so wird die Sparte Blue in Europa wohl schneller auslaufen. Denn von 2026 an will Ford in Europa nur noch Pkw verkaufen, die mindestens teilweise elektrifiziert sind.

Von 2030 an soll es nur noch vollelektrische Modelle geben. Die Leitung von „Ford Model e“ soll in Europa zum ab Juni der frühere Audi-Vertriebschef Martin Sander übernehmen, der zugleich auch neuer Deutschlandchef wird.

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