„Existenzvernichtung“GDL präsentiert Tarifvertrag mit Bahn – Weselsky schießt trotz Einigung gegen Vorstand

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Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), präsentiert die Einigung mit der Deutschen Bahn nach monatelangen Warnstreiks. Er steht vor mehreren Fernsehmikrofonen, im Hintergrund sind Logos der GDL zu sehen.

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), präsentiert die Einigung mit der Deutschen Bahn nach monatelangen Warnstreiks. Trotz eines neuen Tarifvertrags kritisiert Weselsky die Bahn scharf.

Deutsche Bahn und GDL haben eine Einigung im monatelangen Tarifstreit präsentiert. Dennoch gibt es scharfe Kritik von Claus Weselsky.

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), hat trotz der Einigung im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn das Unternehmen scharf kritisiert. „Wie Sie wissen ist der Tarifkonflikt [...] beigelegt. Die Auseinandersetzung mit der DB AG ist noch lange nicht zu Ende“, sagte Weselsky auf einer Pressekonferenz am Dienstag (26. März).

Weselsky kritisierte, dass die Bahn den neuen Tarifvertrag nur in 18 Subunternehmen der Deutschen Bahn anwenden werde. „Zehntausende Eisenbahnerinnen und Eisenbahner werden die gemeinsam erkämpften Tarifverbesserungen nicht erhalten“, sagte der GDL-Vorsitzende weiter. Die Deutsche Bahn hatte die Einigung bereits am Dienstagmorgen bestätigt.

GDL: Das sagt Claus Weselsky zur Tarifeinigung mit der Deutschen Bahn

Laut Claus Weselsky sei die Anwendung des Tarifeinheitsgesetz (TEG) durch die Deutsche Bahn „tendenziös“, nicht alle GDL-Mitglieder würden von der erzielten Einigung profitieren. Der GDL-Vorsitzende bestätigte, dass die Bahn der Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich schlussendlich doch zugestimmt habe.

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„Es ist ein Erfolg fast auf ganzer Linie“, sagte Weselsky weiter. Die Wochenarbeitszeit wird laut Angaben von GDL und Deutscher Bahn bis 2029 in mehreren Schritten bis auf 35 Stunden abgesenkt. Außerdem wird das Gehalt der GDL-Mitglieder in zwei Schritten um insgesamt 420 Euro angehoben. Dies entspreche bereits getroffenen Vereinbarungen mit anderen Eisenbahnunternehmen.

Tarifstreit: Claus Weselsky wütet trotz Einigung gegen Vorstand der Deutschen Bahn

Zudem gebe es die Möglichkeit, bei der Entscheidung für eine 40-Stunden-Woche eine deutliche Gehaltserhöhung zu bekommen. Auch hier kritisierte Weselsky die Bahn deutlich: „Was von der anderen Seite als Innovation bezeichnet wird, stand so schon auch in vorherigen Tarifverträgen mit anderen Eisenbahnunternehmen.“

Konkret sollen pro Arbeitsstunde 2,7 Prozent mehr Lohn gezahlt werden. Die Bahn sprach von einem „intelligenten Kompromiss“. „Ich bin überzeugt davon, dass viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch durchaus mehr arbeiten wollen - zumindest sind das die Signale, die wir erhalten“, sagte Bahn-Vorstand Martin Seiler weiter.

Der GDL-Vorsitzende Weselsky erörterte, dass eine Einigung auch im vorangegangenen Schlichtungsprozess nicht möglich gewesen sei, weil es Unklarheiten über die Auswirkungen der Gerichtsverfahren der Deutschen Bahn gegen die Warnstreiks gegeben habe. Die Prozesse seien durch die Tarifeinigung beendet worden.

Claus Weselsky: Entschuldigung bei Fahrgästen – scharfe Kritik an Deutscher Bahn

„Das, was wir durch den Beginn der Wellenstreiks vor deutschen Gerichten erleben mussten, hat endlich ein Ende. Dass sich ein Arbeitgeber aufmacht und die Existenzvernichtung einer Gewerkschaft betreibt“, wütete Weselsky weiter. Man werde die Gerichtsverfahren gegen die Anwendung des TEG bei der Deutschen Bahn weiter fortsetzen.

Weselsky entschuldigte sich bei den Fahrgästen für die Unannehmlichkeiten, die die Warnstreiks hervorgerufen hätten. „Ich entschuldige mich dafür, wie die Fahrgäste in Anspruch genommen worden sind. Diese Auseinandersetzung hätte in der Länge und in der Härte nicht sein müssen, wenn der Bahn-Vorstand sich anders verhalten hätte.“

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