Günstige SteuersätzeHolding von Karstadt/Kaufhof sitzt nicht in Deutschland

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Die Konzernholding von Karstadt-Kaufhof sitzt nicht mehr in Deutschland.

Die Konzernholding von Karstadt-Kaufhof sitzt nicht mehr in Deutschland.

Köln – Über Wochen wurde darüber spekuliert, wo die neue Hauptverwaltung von Kaufhof und Karstadt künftig ihren Sitz haben wird – Essen oder Köln. Beide Städte hatten im Vorfeld hinter den Kulissen für den eigenen Standort geworben. Schließlich machte Essen das Rennen, wo sich die Karstadt-Zentrale seit den 1960er Jahren befindet. Wesentliche Führungs- und Verwaltungsfunktionen werden dorthin verlagert. Köln als traditioneller Standort der Kaufhof-Führung wird zu einer Art Junior-Sitz mit den Themenfeldern Digitalisierung und E-Commerce, Niedrigpreis-Geschäft sowie Gastronomie- und Lebensmittelgeschäft.

Was bislang in der Öffentlichkeit kaum Beachtung gefunden hat, ist die Tatsache, dass die Holding des neuen Gemeinschaftsunternehmens ihren Sitz nicht in Deutschland, sondern im Nachbarland Luxemburg hat. Vor Kurzem hatte sich der Konzern im dortigen Handelsregister eintragen lassen. Auf mehrfache Anfrage dieser Zeitung reagierte Karstadt in den vergangenen Tagen nicht. Insider aus dem Unternehmen bestätigen den Vorgang aber.

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Dass diese Entscheidung vor allem steuerliche Gründe haben dürfte, liegt nach Einschätzung von Experten nahe. „Internationale Großunternehmen können sich auf legalem Weg die unterschiedlichen Steuersätze der Staaten zunutze machen“, sagt Gero Hagemeister, Vizepräsident des Steuerberater-Verbandes Köln. Dabei hat sich das kleine Nachbarland in den vergangenen Jahren als besonders attraktiv für die sogenannte Steueroptimierung von Konzernen erwiesen.

Laut einer Studie der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament lag der nominale Steuersatz in Luxemburg zwischen 2011 und 2015 zwar bei 29 Prozent, tatsächlich überwiesen die im Großherzogtum ansässigen Konzerne aber nur zwei Prozent. Das ist die größte Abweichung in der gesamten EU zwischen dem, was offiziell gezahlt werden soll und dem, was dann tatsächlich gezahlt wird. In Deutschland liegt die Abgabenlast eigentlich bei 30 Prozent, abgeführt hätten die Unternehmen laut der Erhebung allerdings lediglich 20 Prozent. Dabei sind es meist Sonderabsprachen zwischen den Konzernen und den jeweiligen Ländern, die die Steuervergünstigungen möglich machen.

Angaben der Unternehmen sind nicht öffentlich

„Neben reinen Steuersatzunterschieden schlägt sich dabei aber insbesondere die unterschiedliche Behandlung verschiedener Gewinnbestandteile nieder“, sagt Steuerexperte Hagemeister. Hier könnten insbesondere Finanzierungskosten, Lizenzentgelte oder Dividenden zwischen einer Holding und den ausländischen operativen Gesellschaften zu erheblichen Steuereffekten führen.

Wegen der hohen Komplexität und den damit verbundenen Beratungs- und Verwaltungskosten, können sich nur Konzerne solche Konstrukte leisten. „Der deutsche Mittelstand kann diese komplexen Gestaltungsmodelle in der Regel nicht nutzen und muss daher die regulären deutschen Ertragsteuern zahlen“, sagte Hagemeister. Wie viel dem deutschen Fiskus durch die Holding-Ansiedelung von Karstadt-Kaufhof in Luxemburg entgeht, lässt sich nicht beziffern, da die genauen Konzernangaben nicht öffentlich sind.

Steueraufkommen in Köln dürfte durch Umzug sinken

An den Standorten Köln und Essen dürften aber auch in Zukunft Körperschaftsteuer und Solidaritätszuschlag anfallen sowie die für die Kommunen wichtige Gewerbesteuer. Allerdings ist gerade im Fall Kaufhof laut Steuerexperten fraglich, inwieweit hier in den vergangenen Jahren überhaupt Geld geflossen ist, schrieb das Unternehmen doch hohe Verluste.

Städtische Kämmereien sind in solchen Fragen wenig auskunftsfreudig, verstoßen Aussagen in jeglicher Form zu diesem Thema schließlich gegen das Steuergeheimnis. Fakt ist aber, dass in die Bemessung der Gewerbesteuer auch die Anzahl der Mitarbeiter einfließt. Für Köln dürfte das bedeuten, dass im Zuge der Verlagerung der wichtigsten Verwaltungsfunktionen nach Essen und dem Verbleib einer deutlich kleineren Mannschaft in Köln, auch das Steueraufkommen für die Stadt sinken wird.

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