Vor 19 Monaten am Flughafen gestrandetRussisches Flugzeug hängt in Köln/Bonn fest – und verursacht horrende Kosten

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Eine Maschine der russischen Frachtfluggesellschaft Atran steht auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Eine Maschine der russischen Frachtfluggesellschaft Atran steht auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine steht der Flieger auf dem Flughafen still. Für die russische Airline wurde der Parkplatz teuer.

Parken am Airport ist für Autofahrer schon im Minutentakt teuer. Auch wenn es für Langzeitparker bestimmte Sonderkonditionen gibt, dürfte es für den Eigentümer einer Boeing 737-400 teuer werden. Seit mindestens 570 Tagen oder ziemlich genau 19 Monaten parkt die Maschine auf dem Flugfeld des Flughafens Köln/Bonn.

EU: Russischen Fluggesellschaften sind Flüge untersagt

Der Hintergrund: Die Frachtmaschine gehört zur Flotte der russischen Frachtfluggesellschaft Atran. Spätestens seit dem 28. Februar, vier Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, hängt die Boeing nun in Köln/Bonn fest. Anderen Angaben zufolge wurde sie schon am 26. Februar dort abgestellt.

Zwangsweise. Denn an jenem Tag im vergangenen Jahr hatte die Europäische Union als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine alle Flüge von Luftfahrzeugen verboten, „die von russischen Luftfahrtunternehmen betrieben werden“. Dazu zählt eben auch die Maschine von Atran.

Flughafen Köln/Bonn: Parkgebühren von 90.000 Euro

Ein teurer Parkplatz für die russische Airline. Bedenkt man, dass die Abstellgebühr für Flugzeuge in Köln/Bonn pro Tag etwa 150 bis 180 Euro beträgt (variiert je nach Dienstleistungen), müsste bei derzeitiger Abholung eine Summe von rund 90.000 Euro beglichen werden, heißt es vom Flughafen. 

Die Boeing hat eine bewegte Geschichte. Ursprünglich war die parkende Frachtmaschine für den Passagierverkehr ausgelegt. Gebaut wurde sie vor 25 Jahren bei Boeing im Werk Renton/USA. Bestellt worden war sie von Istanbul Airlines. Dieser Ferienflieger kam um die Jahrtausendwende in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste den fast neuen Jet verkaufen, im August 2000 stellte sie den Betrieb ein.

Über Zwischenstationen bei einer US-Leasingfirma flog sie ab 2000 für die belgische Linien- und Charterfluggesellschaft City Bird. Aber auch diese stellte am 4. Oktober 2001 den Flugbetrieb ein und meldete Insolvenz an.

Maschine wurde mehrfach verkauft

Nach einem Zwischenstopp bei einem Leasinggeber wurde die Boeing 737 an die japanische Billigfluggesellschaft Skynet Asia Airways verkauft, die heute Solaseed heißt. Bilder der Maschine mit dem entsprechenden Schriftzug finden sich noch auf einschlägigen Internetseiten wie Planespotters.net

Ab März 2015 flog sie für die größte russische Frachtgesellschaft AirBridge Cargo, bis sie schließlich zum mutmaßlich heutigen Besitzer Atran wechselte. Beide Frachtflug-Airlines gehören zur Volga-Dnepr Group. Sie ist bekannt dafür, dass sie auch eine Flotte von Antonow An-124 betreibt, dem größten serienmäßig hergestellten Transportflugzeug der Welt.

Wann die russische Boeing Köln/Bonn wieder verlässt, ist aktuell völlig unklar. Auch für den Fall, dass sie einen neuen Eigentümer erhält, kann sie nicht ohne weiteres wieder abheben. So müssen nach einer so langen Standzeit erst Technik und Bordelektronik überprüft werden. Andernfalls würde das Luftfahrtbundesamt die Maschine nicht freigeben. 

Die Gebühren werden üblicherweise fällig, wenn die Maschine den Flughafen verlassen hat. Somit müsste der Köln/Bonner Airport aktuell noch auf seinen mindestens 90.000 Euro sitzen bleiben. Vom Flughafen heißt es: „Wir prüfen, welche Möglichkeiten im Rahmen der Sanktionen bestehen.“

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