Köln-BusinessFehlende Flächen in der Stadt könnten Arbeitsplätze kosten

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Blick über den Deutzer Hafen auf den Dom. In Köln werden viele Gewerbe- in Wohnflächen umgewidmet. Köln-Business sieht das kritisch.

Blick über den Deutzer Hafen auf den Dom. In Köln werden viele Gewerbe- in Wohnflächen umgewidmet. Köln-Business sieht das kritisch.

Köln – Die Wirtschaftsförderung Köln-Business warnt, dass es in der Stadt derzeit massiv an Flächen für Unternehmen mangele. „Wir sehen einen riesigen Bedarf in verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Die Flächenkonkurrenz in Köln ist enorm“, sagte Geschäftsführer Manfred Janssen anlässlich der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2021.

Das ist wenig verwunderlich, kam das Institut der deutschen Wirtschaft doch erst vergangenes Jahr zu dem Schluss, dass in Köln nur 40 Prozent der tatsächlich benötigten Wohnungen gebaut würden. Bei den Gewerbeflächen rechnet die Wirtschaftsförderung hingegen damit, dass bis 2040 rund 500 Hektar fehlen werden. „Dadurch könnten 30.000 bis 50.000 Arbeitsplätze nicht in Köln angesiedelt werden.“

Bedeutung der Gewerbesteuer

Zuletzt seien viele Gewerbeflächen zu Wohnraum umgewidmet worden. Das führe dazu, dass gerade kleine Betriebe schwer zum Zuge kämen. Es sei aber „ökologisch und nachhaltig sinnvoll, wenn Arbeitsplätze in der Kernstadt sind und nicht im Umland“, so Janssen. Zum Beispiel, weil die Arbeit in der Stadt Wege verkürze. Er weist außerdem auf einen finanziellen Effekt hin: Die Gewerbesteuer werde 2022 mit 1,4 Milliarden etwa 55 Prozent aller steuerlichen Einnahmen der Stadt Köln ausmachen.

Die Wirtschaftsförderung rechnet außerdem damit, dass auch der Bedarf an Büroflächen weiter hoch bleiben werde. Bei einer Erhebung aus dem vergangenen Jahr ermittelte die Wirtschaftsförderung einen Mehrbedarf von 770.000 Quadratmetern bis 2030. Während beispielsweise die Wirtschaftsprüfer von PWC Einsparpotenziale für Unternehmen durch mehr Homeoffice und in der Folge geringere Büroflächen sehen, erwartet Janssen eine andere Entwicklung. „Der Bedarf ändert sich, das aber nicht in der Fläche, sondern in Qualität und Ausstattung.“

Köln ist ein „wirtschaftlicher Tausendfüßler“

Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Corona-Zeit habe sich ausgezahlt, dass die Stadt ein „wirtschaftlicher Tausendfüßler“ sei, so Janssen: „Deshalb sind wir auch gut durch die Pandemie gekommen. Wir sind sehr breit aufgestellt.“ Beschäftigungszuwächse gab es zwischen Mitte 2020 und Mitte 2021 in Köln laut Zahlen der Agentur für Arbeit vor allem im Großhandel (plus 4700 Beschäftigte), in der öffentlichen Verwaltung (plus 4000), bei IT-Dienstleistungen (plus 1900) und bei Post-, Kurier- und Expressdiensten (plus 1400).

Rückgänge zeigten sich dagegen im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie. Hier werden derzeit wieder Stellen aufgebaut, gerade im Gastgewerbe haben Unternehmen aber häufig Schwierigkeiten, Personal zu finden. „Kurzfristig haben diese Branchen in der Pandemie massiv gelitten“, so Janssen. „Auch die nächsten Monate werden nicht leicht.“ In einen größeren Kontext gebettet werde die Pandemie jedoch nur ein „kurzfristiger Störfaktor“ sein, denn strukturell wandelten sich diese Branchen weiter.

Angebote für hart getroffene Branchen

Die Wirtschaftsförderung initiierte 2021 Angebote speziell für diese hart getroffenen Branchen. Das Förderprogramm „Zusammenarbeit Kölner Veedel“ sollte mit mehr als 120.000 Euro die Zentren-Struktur in den Veedeln stärken. Im Mai 2021 hätten Unternehmen zudem 4000 Lizenzen zur digitalen Kontaktnachverfolgung zur Verfügung gestellt bekommen. Für das Frühjahr ist ein weiteres Programm in Höhe von 50.000 Euro geplant, um mit neuen Konzepten den Erlebnischarakter der Innenstadt zu erhöhen. Zielgruppe sind Unternehmen und Selbstständige aus dem Gastgewerbe, Handel, Event- und Kreativwirtschaft.

Köln-Business arbeitet außerdem mit dem Kölner Handelsforschungsinstitut IFH Köln an einem Projekt für ein umfassendes Leerstandsmanagement und will sein Standortmarketing weiter ausbauen. Ab dem Sommer soll außerdem ein Schwerpunkt zu den Themen Gründung und Start-ups erfolgen. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Beratungen zu diesem Thema um 25 Prozent auf 670 gestiegen. Ausgeschrieben wurde zum Beispiel das Gründerstipendium NRW und zahlreiche Förderprogramme.

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