Eine Woche mit Sharing-Apps durch KölnWelche Dienste sich lohnen – und welche nicht

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Leihräder von Mobike und Ford

  • Unser Autor Hendrik Geisler bewegt sich eine Woche lang nur mit Sharing-Angeboten durch Köln.
  • Er hat zwölf Sharing-Apps auf seinem Smartphone und testet Fahrräder, E-Scooter, Leihwagen und Lastenräder auf ihre Alltagstauglichkeit.
  • Kurz vor Ende des Experiments gibt er Tipps, welche Dienste sich lohnen – und welche nicht.

Köln – Zwölf Apps habe ich Anfang der Woche installiert, damit ich problemlos mit Sharing-Fahrzeugen durch Köln komme. Nur vier von ihnen habe ich bislang auch genutzt. Welche das sind, ob sie nützlicher sind als die anderen und was noch fehlt – ein Übersicht:

Welche Apps habe ich genutzt?

Für die Ausleihe von Fahrrädern habe ich „Ford Pass“ (Räder von Ford und Deutscher Bahn) und „Nextbike“ (Kölner Verkehrs-Betriebe) genutzt. Bei beiden Systemen ist die Ausleihe unkompliziert. Auch wenn viele der Räder Mängel haben und technisch nicht immer einwandfrei sind, lohnt es sich, bei den Anbietern angemeldet zu sein. Es beruhigt mich sehr, in Köln immer ein Fahrrad für den Notfall in der Nähe zu haben.

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E-Scooter habe ich ausschließlich bei „Tier“ ausgeliehen. Einmal habe ich ein Elektro-Auto bei „Drivenow“ gemietet.

Welche Fahrrad-Apps sind installiert, blieben bis jetzt aber ungenutzt?

Mobike. Im vergangenen Sommer hat sich die chinesische Firma in Köln breit gemacht und Hunderte silber-orange Räder in Köln abgestellt. Ich bin immer mal wieder mit den Mobike-Rädern gefahren, aber nur wenn ich unter großem Zeitdruck stand oder auch wirklich gar kein anderes Fahrzeug in der Nähe war.

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Hendrik Geisler bewegt sich eine Woche lang mit Hilfe von Sharing-Fahrzeugen durch Köln.

Eine Mobike-Fahrt ist aus mehreren Gründen unangenehm: Die Reifen sind aus Vollplastik und geben daher deutlich stärker Erhebungen des Untergrunds an das Gesäß des Fahrers weiter. Zudem haben viele von ihnen nur einen, andere drei Gänge. Das ist bei der KVB zwar nicht anders, aber deren Räder lassen sich trotzdem wunderbar fahren. Die Gänge der Mobike-Fahrräder sind aber alle drei so schlecht eingestellt, dass man sich immer immer immer wie blöd abstrampelt, und das macht keinen Spaß.

Welche E-Scooter-Apps sind installiert und blieben ungenutzt?

Lime und Circ. Fast zeitgleich haben die drei Anbieter in Köln vor wenigen Wochen begonnen. Für den Weg zur Arbeit nehme ich allerdings aus einem einfach Grund ausschließlich Tier: Die Geschäftsgebiete der anderen beiden enden mehr oder weniger deutlich vor dem Verlagshaus in Niehl. Eine Empfehlung leitet sich daraus nicht zwingend ab, Lime deckt zum Beispiel das Rechtsrheinische deutlich stärker ab. Circ hingegen hat zumindest auf den ersten und zweiten Blick kein Alleinstellungsmerkmal bei der Verbreitung. Ein Vergleich der Karten in den Apps lohnt sich, bevor man sich für einen der Anbieter entscheidet.

Auf Dauer sind mir jedoch alle drei zu teuer: Zur Grundgebühr von einem Euro pro Fahrt kommen 15 Cent pro Minute. Eine 28-minütige Fahrt zur Arbeit hat mich diese Woche 5,20 Euro gekostet. Ich werde E-Scooter künftig ausschließlich nutzen, wenn ich in Gefahr bin, einen Termin zu verpassen. Als dauerhaftes Verkehrsmittel eignen sich die Leihgeräte nicht.

Und welche Carsharing-Apps blieben ungenutzt?

Cambio, Drivy, Miles und Car2Go. Cambio ist mir mit dem Stations-System einfach zu unflexibel, um mir schnell am Straßenrand ein Auto zu schnappen und es ohne große Planung einfach an meinem Zielort wieder abzustellen. Für künftige längere Ausleihen bin ich aber trotzdem registriert.

Drivy ermöglicht die Vermietung von Privatwagen an andere Privatpersonen, ist also eine Art Airbnb für Autos. Eine kurzfristige Ausleihe ist aufgrund der notwendigen Abstimmung mit dem Fahrzeughalter kompliziert, außerdem bezahlt man Tagessätze. Für Dienstreisen, die einen Tag oder länger dauern, ist Drivy sicher eine gute Alternative.

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Miles ist der neueste Anbieter von Carsharing in Köln. Das Unternehmen bietet Kleinwagen, Kombis und sogar Transporter. Abgerechnet wird nicht nach Leihdauer, sondern nach Fahrtweg. Da ich in dieser Woche so gut es geht auf Autos verzichten wollte, bin ich noch nicht mit Miles unterwegs gewesen.

Car2Go ist mein liebster Anbieter: Vor allem die Smart-Modelle sind perfekt, um in der Innenstadt schnell zu einem Termin zu kommen, denn ein Parkplatz findet sich immer. Bald schließen sich Car2Go und Drivenow endgültig zu Sharenow zusammen, und es bleibt zu hoffen, dass das nicht mit einer erheblichen Preissteigerung einhergeht.

Hast du es wirklich geschafft, auf eigene Verkehrsmittel zu verzichten?

Naja, fast. Ich dachte wirklich, das werde kein Problem, hatte aber nicht auf dem Schirm, dass mein Handyvertrag ausläuft. Also stand ich am Freitagmorgen auf der Straße und wollte schauen, wo ein KVB- oder Ford-Rad verfügbar ist – und hatte weder Netz noch eine Datenverbindung. Zehn Minuten vor Beginn der Redaktionskonferenz musste ich meine Niederlage eingestehen, bin in mein Auto gestiegen und zum Verlagshaus gefahren. An den Sharing-Anbietern bin ich also nicht gescheitert, an mir selbst hingegen schon.

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