Kölner VerlagBastei Lübbe überwindet im Corona-Jahr die eigene Krise

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Bastei Lübbe

Der Hauptsitz von Bastei Lübbe im Carlswerk in Köln-Mülheim

Köln – Nach einer langen Phase der Restrukturierung hat der Kölner Verlag Bastei Lübbe bei Umsatz und Ergebnis im Corona-Jahr deutlich zugelegt. „Es hat sich ausgezahlt, dass wir auf Kurzarbeit und Programmkürzungen verzichtet haben“, sagte der Vorstandssprecher Joachim Herbst am Dienstag in Köln. Auch dank erfolgreicher Bestseller von Autoren wie Ken Follett („Kingsbridge“) und dem Unternehmer Dirk Rossmann, der mit „Der neunte Arm des Oktopus“ seinen ersten Thriller veröffentlichte, konnte der Verlag seinen Umsatz um 13,7 Prozent auf 92,7 Millionen Euro steigern.

Das operative Ergebnis wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. April 2020 bis 31. März 2021) um mehr als das doppelte von 4,1 auf 10,9 Millionen Euro. Vorstandssprecher Herbst begründete das mit den höheren Umsätzen bei „annähernd gleichbleibenden Fixkosten“. Auch effizientere Kostenstrukturen und corona-bedingte Einsparungen zum Beispiel bei Geschäftsreisen wirkten sich positiv auf die Finanzlage aus. Erfreulich für die in der Vergangenheit eher leidgeplagten Aktionärinnen und Aktionäre ist, dass der Verlag erstmals seit 2016 wieder eine Dividende ausschütten will: Geplant sind 29 Cent je Aktie. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Kurs von einem Jahrestief von 1,79 Euro auf 4,46 Euro pro Aktie. Am Dienstagmittag lag er bei 5,98 Euro.

„Nicht unter der Krise gelitten“

„Wir haben nicht unter der Krise gelitten“, sagte Herbst. Mit-Vorstandsmitglied Sandra Dittert betonte, die Menschen hätten in den herausfordernden Pandemiezeiten viel gelesen. Einige Genres wie das Kinder- und Jugendbuch profitierten von einer verstärkten Nachfrage im Lockdown. Besonders erfolgreich waren die millionenfach verkauften Reihen „Gregs Tagebuch“ (Jeff Kinney) und „Petronella Apfelmus“ (Sabine Städing und Sabine Büchner). Auch Belletristik und Bücher für junge Erwachsene im Lyx-Verlag verkauften sich überdurchschnittlich gut. Die digitalen Umsätze wuchsen deutlich, im Bereich E-Book um 17 Prozent, bei Lübbe Audio um 30 Prozent. 

Schlechter lief es bei den Romanheften, da einige Verkaufsstellen im Lockdown geschlossen blieben. Mit Blick auf den Gesamtmarkt zeigt sich laut GFK-Zahlen, dass die Verlagerung von Verkäufen in den digitalen Raum Rückgänge bei physischen Büchern nahezu ausgleichen konnte. Insgesamt sanken die Ausgaben der Konsumenten leicht von 4,32 auf 4,29 Milliarden Euro. Im Vergleich deutscher Publikumsverlage liegt Bastei Lübbe hinter dem Branchenriesen Penguin Random House (297 Millionen Euro Umsatz) und Carlsen (90,2 Millionen Euro) auf Rang drei.

Krisenzeit überwunden

Obwohl Carlsen dem Kölner Verlag dabei mit einem Umsatzsprung den zweiten Platz im Ranking stahl, scheint Bastei Lübbe die vergangene Krisenzeit ausgerechnet im Corona-Jahr überwunden zu haben. Der Verlag war vor einigen Jahren krachend an dem Ziel gescheitert, zu einem internationalen Medienkonzern zu wachsen. Der damalige Vorstandsvorsitzende Thomas Schierack musste 2017 gehen, sein Nachfolger Carel Halff startete eine umfassende Restrukturierung. Zahlreiche Beteiligungen aus dem Digitalgeschäft wurden verkauft, Stellen abgebaut. Im August 2020 zog der Verlag nun auch einen Schlussstrich unter eine schwelende Rechtsstreitigkeit: Er schloss einen Vergleich mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, dem ehemaligen Aufsichtsratschef und zwei weiteren Aufsichtsratsmitgliedern, die sich zur Zahlung von insgesamt 1,27 Millionen Euro an Bastei Lübbe verpflichteten. Das Unternehmen hatte 2018 Klage gegen die ehemaligen Manager eingereicht, ihnen dabei zahlreiche Managementfehler vorgeworfen und Schadensersatz gefordert.

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Das laufende Geschäftsjahr ist für den Verlag derweil eher verhalten gestartet. „Die Umsätze liegen leicht unter Plan, wir glauben aber, dass wir unsere Umsatz- und Ergebnisziele dennoch halten können“, so Herbst. Erwartet werden zwischen 90 und 95 Millionen Euro Umsatz, das Ebit soll auf elf bis 12 Millionen Euro wachsen. Die leichte Delle der vergangenen Monate – die sich überall am Markt zeige – lasse sich wohl auch dadurch erklären, dass die Menschen nach dem Lockdown erst einmal eher zu Aktivitäten neigten, die vorher nicht möglich waren. Im Geschäftsjahr 2022/23 will das Unternehmen einen Umsatz von 100 Millionen Euro erwirtschaften.

Unter das Dach von Bastei Lübbe fallen zahlreiche rechtlich unselbstständige Verlage wie Baumhaus und Boje (Kinderbuch), Eichborn (Belletristik und Sachbuch), Lyx (Liebesromane) und Lübbe. Ende 2020 kaufte Lübbe außerdem die Nachhaltigkeitsplattform Smarticular. Im Verlauf des Jahres 2020 wechselte der gesamte Vorstand einmal durch: Carel Halff (Vorsitzender), Klaus Kluge (Programmchef) und Ulrich Zimmermann (Finanzen) verließen das Unternehmen; ihre Nachfolger wurden Herbst (Finanzen und Sprecher), Dittert (Marketing und Vertrieb) und Programmchef Simon Decot.  

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