Kommentar zum Ströer-RückzugOhne Wahl-Werbung ist der politische Diskurs ärmer

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Ströer Rückzug Symbolbild

Ströer darf Werbung mit missliebigem Inhalt nicht nach eigenem Empfinden ablehnen.

Köln – Die gegen die Grünen gerichtete Kampagne aus dem Umfeld der AfD erregte großes Aufsehen, vor allem bei denen, die sich echauffierten. Eigentlich ein Grund für Ströer, keinen Zweifel am Erfolg des eigenen Geschäftsmodells zu haben. Beweist es doch, dass auch im digitalen Zeitalter analoge Plakate große Wirkung erzielen. Doch die Kritiker stürzten sich nicht auf die Auftraggeber, sondern auf Ströer, als habe die Firma die Plakate erdacht. Ähnlich war es, als auf den Ströer-Flächen vor einigen Wochen anti-rechte Plakate hingen.

Ströer verkauft Flächen, keine Inhalte

Was die Kritiker nicht verstehen: Ströer verkauft Werbeflächen und nicht das, was darauf zu sehen ist. Viele sind aber der Meinung, Ströer habe Einflussmöglichkeiten auf die Inhalte, oder die Möglichkeit der Ablehnung. Das mag in Einzelfällen gelten, nicht aber generell.

Das Unternehmen hat aufgrund seiner vor Ort teils sehr großen Marktmacht zu Recht nicht die Möglichkeit, Werbung mit missliebigen Inhalten abzulehnen. Das mag einen – insbesondere bei der sehr tumben „Grüner Mist“-Kampagne – ärgern. Im Grunde aber ist es richtig. Denn Ströer ist vielerorts der einzige Aufsteller von Werbeflächen.

Rückzug ist nachvollziehbar, der Grund nicht

Dass Ströer sich nun zurückziehen will, ist nachvollziehbar. Schlechte Presse, gar Drohungen gegen Mitarbeiter für 0,2 Prozent des Umsatzes sind es nicht wert. Den politischen Diskurs aber wird der Rückzug des Marktführers für Außenwerbung ärmer machen.

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Einen Makel aber hat Ströers Rückzug. Mitarbeiter schützen zu wollen, ist ehrbar und richtig. Er wird auch damit begründet, dass ein Recherchenetzwerk dem Werbevermarkter angeblich Fragen gestellt hat, die das Unternehmen in eine bestimmte Ecke drängen. Fragen der Presse aber muss eine Werbefirma aushalten und am besten beantworten. Diese als Grund für einen Rückzug zu nennen, ist nicht nachvollziehbar.

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