Kommentar zur TierwohlabgabeHöchste Zeit für die Abkehr vom „All you can eat“-Prinzip

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Halbierte Schweine hängen in einem Schlachthof. Die Ampel-Regierung will eine Tierwohlabgabe einführen.er gesunken») Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Halbierte Schweine hängen in einem Schlachthof. Die Ampel-Regierung will eine Tierwohlabgabe einführen.

Eine Tierwohlabgabe kann Tieren und Landwirten helfen, wenn das Geld tatsächlich auf den Höfen ankommt.

Eigentlich liegt es auf der Hand – oder doch eher auf dem Teller oder in der Tasse. Wenn ein Berg Schweinefleisch oder auch die Milch zum Schnäppchen-Billigpreis zu haben sind, dann wird auf der Strecke vom Stall zum Supermarktkühlregal gespart – das ist nicht zum Wohl der Tiere. Und bei den Landwirten und Landwirtinnen kann kaum etwas hängen bleiben, weil von dem Geld ja auch noch Schlachtbetriebe, Molkereien und Handelsketten etwas abzwacken. Es ist mehr als angebracht, Tieren mehr Luft zum Leben und Landwirtinnen und Landwirten mehr Luft zum Wirtschaften zu lassen.

Eine Tierwohlabgabe, ein paar Cent mehr aufs Kilo Fleisch oder auf den Liter Milch, kann dazu beitragen – sofern das Geld tatsächlich bei den Landwirtinnen und Landwirten ankommt. Das könnte allerdings schwierig werden: Das Agrarministerium stellt in seinem nun der Koalition vorgelegten Konzept fest, dass eine Zweckbindung der Einnahme aus europarechtlichen Gründen nicht möglich ist.

Und klar, Einkaufen und Ernährung ist auch eine Sache des Geldes. Viele Menschen müssen auf jeden Cent achten. Teurere Lebensmittel sind für sie ein Problem. Was dagegen kein Problem sein sollte: Sich vom „All you can eat“-Prinzip zu verabschieden, bei dem für möglichst wenig Geld möglichst viel auf die Teller geladen wird.

EU-Agrarförderung: Klasse statt Masse

Es ist im Übrigen deutlich gesünder, ein Schnitzel zu essen, das von einem Schwein stammt, das weniger gestresst sein Leben verbracht hat, weil sein Stall umgebaut wurde.

Dass Handel und Zwischenverarbeiter bei höherer Qualität dabei nicht klammheimlich ihre Margen erhöhen dürfen, ist selbstverständlich.

Das gleiche Prinzip gilt auch für die EU: Bei der Agrarförderpolitik war bislang Masse entscheidender als die Qualität. Der Ansatz hat in die Irre geführt und ist einer der Gründe, warum mancher Hof nicht überlebt hat. Es ist wie so oft: Gute Veränderungen brauchen ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Aber auch die einzelnen Schritte, die etwas beitragen können, müssen gegangen werden.

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