Mark Mühürcüoglu war Headhunter, dann gründete er einen Laden für Cornflakes. Erst mit Keksteig zum Löffeln kam aber der große Erfolg.
Mark MühürcüogluDie Multi-Millionen-Euro-Idee dieses Kölner Gründers? Keksteig zum Löffeln

Mark Mühürcüoglu hat mit Paul Richrath das Unternehmen SD Sugar Daddies gegründet.
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Mark Mühürcüoglu sagt, er sei immer schon eine süße Naschmaus gewesen. Klar, dass er beruflich was mit Süßigkeiten machen musste, sagt der 41-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Und dieses Geschäft mit Süßigkeiten, es läuft. Mühürcüoglu empfängt im großzügigen Büro des Unternehmens SD Sugar Daddies an der Widdersdorfer Straße in Köln-Müngersdorf, das er mit Paul Richrath gegründet hat und bis heute führt. Ihr Keksteig zum Löffeln namens „Cookie Bros“ und ihre „O-Mochi“, Eiskugeln in Reisteig, haben heute einen festen Platz in Supermärkten in ganz Deutschland.
„Früher war ich Headhunter, ich habe im Prinzip Menschen verkauft. Ich habe den Job aber irgendwann nicht mehr ausgehalten. Immer nur höher, schneller, weiter. Ich wurde ausgebrannt, sollte meinen Urlaub kürzen, um Ziele zu erreichen. Also habe ich gesagt, scheiß drauf, ich mache jetzt was mit Cornflakes. Morgens, mittags, abends habe ich die gegessen. 2015 habe ich mit meinem damaligen Geschäftspartner Max meinen Laden Flakes Corner an der Bonner Straße aufgemacht. Wir haben die geilsten Cornflakes aus den USA importiert und im Café verkauft. Innerhalb von anderthalb Jahren hatten wir fünf Läden. Nach drei Monaten kam ein Fernsehteam von Pro-Sieben und hat einen Beitrag gemacht. Danach standen die Leute monatelang Schlange bei uns. Wir hatten 400 Anfragen für Franchises, davon haben wir uns vier ausgesucht. Das war unser Momentum, das mussten wir machen, dachten wir. Aber es war ein Fehler. Wir hätten es langsam machen müssen und wir hätten es selbst machen müssen. Die Franchise-Nehmer waren nicht mit Herz und Blut dabei.“

Mark Mühürcüoglu in seinem Büro in Köln-Müngersdorf.
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Mark Mühürcüoglu liquidiert nach wenigen Jahren seine Firma, bevor sie in die Insolvenz rutscht. Er arbeitet schon länger an der nächsten Idee. 2017 hat er bei einer Reise nach New York eine riesige Schlange vor einem Café gesehen, in dem Keksteig zum Löffeln in Eiswaffeln verkauft wird. Wieder zurück, tüftelt er im Cornflakes-Café am perfekten Kuchenteig.
„Nach dem hundertsten Versuch hat er geschmeckt. Wir haben am Tag 30, 40 Dosen verkauft, die wurden uns aus den Händen gerissen.“
Die Serie „Der Weg zur Million“ erzählt die Geschichten erfolgreicher Menschen aus der Wirtschaft in Köln und dem Rheinland. Eine Million Euro sind für Unternehmerinnen und Unternehmer meist eine bedeutende Erfolgsmarke. Während manche der Protagonisten der Serie schon lange eine oder viele Millionen Euro auf dem Konto haben, haben andere die Umsatzgrenze von einer Million Euro geknackt. Sagen Sie uns, von welchen erfolgreichen Menschen aus der Region Sie gerne an dieser Stelle lesen würden: ksta-wirtschaft@kstamedien.de
Mark Mühürcüoglu fliegt mit Freunden in den Urlaub nach Ibiza. Ein Bekannter ist dabei, Paul Richrath. Er stammt aus der Händlerfamilie Richrath, die in Köln und der Region 16 Rewe-Märkte führt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Nach einer durchzechten Nacht beschließen sie schnell, die Sache mit dem Keksteig groß zu machen. Die Märkte von Rewe Richrath nehmen „Cookie Bros“ schnell ins Sortiment auf.
„Im Mai 2018 haben wir die neue Firma gegründet, haben zwei Freunde eingestellt, und nach nicht einmal drei Monaten hat jemand von Katjes bei uns angerufen. Wir dachten, die machen einen Scherz. Wir hatten ja gerade mal 30 Supermärkte beliefert. Der Geschäftsführer hat uns gesagt, ich bin ein großer Fan Eures Produkts, habe das selbst im Kühlschrank, wir wollen investieren. Das erste Angebot haben wir abgelehnt, am Ende haben wir für zehn Prozent der Anteile einen hohen sechsstelligen Betrag bekommen. Das war auch wichtig für unser Überleben. Wir hatten kurz zuvor einen Auftrag von Real über 150.000 Euro reinbekommen, mussten dafür Verpackungen bestellen, die wir eigentlich nicht bezahlen konnten. Am Weihnachtsmorgen kam der Überweisungsbeleg von Katjes.“
2019 gewinnt SD Sugar Daddies den Rewe Startup-Award mit einem neuen Produkt: „O-Mochi“ – einem in Japan beliebten Eis-Snack in Reisteig. Der Preis habe den Durchbruch gebracht, sagt Mühürcüoglu heute – nationale Listung bei Rewe, auf einen Schlag 3000 neue Märkte. 1,4 Millionen Euro Umsatz stehen am Jahresende in den Büchern. Mark Mühürcüoglu denkt, größer kann es doch nicht werden. Aber dann kommt die Social-Media-App Tiktok ins Spiel – und SD Sugar Daddies wird so viel größer. 50 jungen Influencerinnen schicken sie Pakete mit „Cookie Bros.“, die sie, wenn der Plan aufgeht, in die Kamera halten und ihren Zehn- oder Hunderttausenden Followern zeigen. Der Plan geht auf. Die Kölner Gründer werden förmlich überrannt. An nur einem Tag verdoppelt sich die Zahl der Follower bei Instagram, nach einem Jahr wird sie sich verzehnfacht haben. Den Keksteig gibt es im Januar aber erst in 1500 Märkten in ganz Deutschland.
„Die wollten wissen, wo sie unsere Produkte bekommen. Wir haben ihnen erklärt, wie sie in Supermärkten vor Ort der Marktleitung sagen: Wir wollen Cookie Bros. Wie Mini-Vertriebler. Wir haben so viele Anrufe von Marktleitern bekommen, die nicht wussten, was los ist. Und sie wollten unbedingt unsere Produkte. Wir haben gesagt: Wir können Euch nicht einzeln beliefern, aber ruft doch bei Eurer Zentrale an, ob sie uns nicht listen wollen. So haben wir Kaufland, Edeka, Rewe mit Cookie Bros. bekommen. Im Februar hatten wir die Menge verkauft, die für das komplette Jahr eingeplant war.“
Aus 1500 Märkten werden in wenigen Monaten mehr als 5000. Der Keksteig ist gefragt wie nie, aber die Becher, in die er gefüllt wird, gehen aus. Die Produktion in Italien steht in der Pandemie still.

2020 explodierte das Geschäft mit dem Keksteig zum Löffeln regelrecht.
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„Es gibt aber im Supermarkt nichts Schlimmeres als nicht liefern zu können. Also haben wir gesagt: Scheiß drauf, wir bestellen jetzt in ganz Europa von allen möglichen Herstellern fertige weiße Becher und bestickern die per Hand. Und das haben wir gemacht. Drei Monate lang im Dreischichtbetrieb. Wir haben Millionen von Bechern per Hand bestickert. Wir haben 30 Leute aus der Gastronomie angeheuert, die wegen Corona keine Arbeit mehr hatten. Die haben bestickert, bestickert, bestickert, bestickert. Damit wir liefern können.“
„O-Mochi“ geht später auch auf Tiktok steil, spricht noch mehr Zielgruppen an.
„Wir haben krass rasiert in diesem Jahr. Wir waren im Kern sieben Mitarbeiter und haben 15 Millionen Euro Umsatz gemacht. Wir haben nur durchgearbeitet, konnten uns über den Erfolg aber gar nicht richtig freuen. Das war nicht immer so schlau. Wenn wir nicht längst einen Burnout hatten, standen wir kurz davor.“
Die Gründer stellen neue Mitarbeiter ein, das gibt ihnen Platz zum Atmen, rettet sie. Die Umsätze gehen nicht weiter steil nach oben, auch mal runter. Der Ukraine-Krieg habe „reingeknattert“, sagt Mühürcüoglu. Aktuell ist SD Sugar Daddies wieder in Richtung 15 Millionen Euro Umsatz unterwegs. Influencer-Kooperationen, Riegel, Churros folgen. Bald soll es ganz neue Produkte geben, wieder Tiefkühl, das könnten sie gut, sagt der 41-Jährige. Exklusiv im neuen Tiktok-Shop werden jetzt auch gebackene Cookies verkauft. Wachstum sei immer mit Schmerzen verbunden. Und jetzt sei es Zeit, dass es mal wieder wehtut.
„Auf dem Papier bin ich reich, aber auf dem Konto bin ich kein Millionär. Meine Anteile an der Firma sind mehrere Millionen wert. Früher war mir sowas super wichtig. Ich kenne viele Leute, die schon Millionäre sind. Glücklich sind sie deswegen nicht automatisch. Ich bin glücklich, so glücklich. Ich habe noch nicht ausgesorgt, aber sollten wir je pleite gehen, bin ich imstande, mit meinem Wissen, mit meinen Kontakten, ein neues Multi-Millionen-Unternehmen aufzubauen. Diesen Glauben an mich habe ich, deswegen ist mir das Geld gerade auch egal. Ich könnte ja meine Anteile verkaufen. Mache ich aber nicht. Vielleicht kommt das irgendwann. Ich heirate in nicht mal drei Wochen meine Traumfrau, das zählt. Der Rest ist egal.“
Mark Mühürcüoglu gehören nach eigenen Angaben etwa 33 Prozent der Anteile an SD Sugar Daddies.
„Mein Ziel ist es, in fünf bis zehn Jahren gar nicht mehr arbeiten zu müssen. Ich will mein Leben leben, dafür brauche ich keinen Privatjet oder so Gedöns. Urlaub in Italien, ein kleines Haus in Köln, den Tag mit meiner Familie gestalten, nicht nach Terminen. Gesund bleiben, lange Spaziergänge mit meinem Hund, vielleicht Kinder aufwachsen sehen. Das ist mein größter Traum. Das ist krass, aber nicht unmachbar. Jetzt muss ich mich aber noch ein bisschen austoben, ich habe noch was vor.“
Zum Unternehmen
SD Sugar Daddies wurde im Mai 2018 von Mark Mühürcüoglu, Paul Richrath und Max Kolvenbach gegründet. Kolvenbach verkaufte später seine Anteile an die Mitgründer. Katjes hält zehn Prozent am Unternehmen. 27 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Köln-Müngersdorf. Zu den Büros gehört ein Social-Media-Studio, aus dem live gesendet wird.
Mehr als 5000 Supermärkte von 15 Händlern in Deutschland führen mindestens eins der Süßigkeiten-Produkte der Kölner Firma. Zum Produktsortiment gehören Süßigkeiten wie Keksteig zum Löffeln (Cookie Bros), Eiscreme in Reisteig (O-Mochi), Eiscreme in Keksteig (Cookie Dough Balls), Churros und Cookies.
Eine Million Follower haben die Marken der Kölner Firma auf ihren Social-Media-Kanälen. Tiktok ist der größte: Alleine Cookie Bros folgen dort fast 580.000 Nutzer, weitere 250.000 dem Kanal der Eiscreme-Marke O-Mochi.