NRW-Flughäfen im NotbetriebImmer weniger Starts am Airport Köln/Bonn

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Coronavirus Flughafen Düsseldorf

Zahlreiche Flüge werden derzeit, wie hier am Düsseldorfer Flughafen, gestrichen.

Köln/Düsseldorf – Die Ausbreitung des Coronavirus hat massive Auswirkungen auf den Luftverkehr in der Bundesrepublik. Der Flughafen Köln/Bonn registrierte am Sonntag, 15. März, nur noch 170 statt 240 Flüge, das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 30 Prozent. Für das erste Quartal 2020 rechnet der Flughafen Düsseldorf mit einem Minus im Verkehrsvolumen von bis zu 20 Prozent. Das Verkehrsaufkommen der aktuellen Woche bewegt sich unter 30 Prozent des Vorjahresniveaus.

„Rechnen mit einer Verbesserung im Sommer“

Thomas Schnalke, Chef des Düsseldorfer Flughafens: „Noch ist nicht klar, wie lange die Corona-Pandemie andauern wird, aber wir haben Grund zu der Annahme, dass wir spätestens zum Sommer mit einer Verbesserung der Situation rechnen können.“ Um die kurzfristigen wirtschaftlichen Effekte abzumildern, reduziert der Düsseldorfer Airport derzeit seinen Betrieb auf das Notwendige. Auch die Schließung einzelner Flugsteige wird in Betracht gezogen. Geplante Projekte oder Investitionen sowie externe Leistungen werden zurückgestellt.

Gleichzeitig prüft der Flughafen, welche Unterstützungsleistungen er im Rahmen des von der Bundesregierung eingerichteten Maßnahmenpakets in Anspruch nehmen könnte.

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„Wir beabsichtigen nach Möglichkeit vorsorglich Kurzarbeit für die Standorte Düsseldorf und Köln zu beantragen für den Fall, dass die Zahl der angeforderten Kontrollstunden für die dort von uns erbrachten Fluggast- und Gepäckkontrollen von der Bundespolizei stark gesenkt wird. Weil das Passagieraufkommen sehr deutlich sinkt, halte ich das kurzfristig für denkbar", sagte der Geschäftsführer des für die Fluggastkontrollen verantwortlichen Sicherheitsunternehmens Kötter.

Baden-Württemberg stellt Flugverkehr ein

Die Landesregierung von Baden-Württemberg will den Betrieb an allen Flughäfen in dem Bundesland wegen des Coronavirus einstellen. Das ist aus Regierungskreisen in Stuttgart zu hören. Reisende aus dem Ausland würden aber noch zurückgeholt. Wer aus einer Krisenregion komme, müsse in Quarantäne. Der Beschluss soll demnach im Laufe der Woche in Kraft treten. Stuttgart ist für die Lufthansa-Tochter Eurowings einer der wichtigsten Airports.

Den weltgrößten Touristikkonzern Tui zwingt die Krise zu drastischen Schritten: Der Großteil des Reisegeschäfts wird ausgesetzt, Urlauber werden in die Heimat zurückgeholt. Kunden, die bereits Reisen, etwa für die Sommermonate, gebucht haben, müssen sich vorerst gedulden – eine kostenfreie Stornierung sei derzeit nicht möglich, sagte ein Sprecher. Man gehe aber davon aus, den Betrieb in einigen Wochen wieder starten zu können.

Tui hatte die Maßnahmen in der Nacht zum Montag angekündigt. Der Konzern will außerdem einen Sparkurs wegen der wirtschaftlichen Schäden einschlagen und beim Bund Staatshilfen als Überbrückung beantragen. Abgesagt wurden bis auf weiteres Pauschalreisen, Kreuzfahrten und der Hotelbetrieb. „Die Tui-Airlines sind im Wesentlichen damit beschäftigt, die Gäste aus den Zielgebieten zurückzuholen“, hieß es. Wann man wieder Reisen durchführe, sei noch nicht genau zu sagen.

37 Prozent minus für die Tui-Aktie

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten mit Schrecken aufgenommen: Für die Tui-Aktie ging es am Montagmorgen an der Londoner Börse um 37 Prozent abwärts. Damit war das Papier Schlusslicht im britischen Leitindex, noch hinter dem Billigflieger Easyjet und der British-Airways-Mutter IAG. Seit Jahresbeginn hat die Tui-Aktie rund drei Viertel verloren. Im deutschen Handel ging es zunächst um bis zu 30 Prozent bergab.

Tui begründete den weitgehenden Betriebsstopp damit, dass man „einen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen der Regierungen leisten“ wolle. In wichtigen Urlaubsländern wie Italien und Spanien haben Behörden auch Ausgangssperren verhängt. In Europa ist Spanien nach Italien derzeit am stärksten von der Viruskrise betroffen.

„Wir arbeiten daran, die Gäste auch von dort zurückzuholen“, sagte der Tui-Sprecher. „Uns ist klar, dass die Gäste nicht mehr in einem Hotel bleiben wollen, in dem die Bar vielleicht noch eine Stunde am Tag geöffnet hat.“ Neue Gäste will der Veranstalter vorerst nicht mehr in das Land bringen.

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Tui Deutschland hat Reisen nach Spanien vorerst bis 27. März ausgesetzt. Die Urlauber auf den Tui-eigenen  Kreuzfahrtschiffen müssen nun darauf hoffen, dass sie im nächstgelegenen Hafen an Land gehen dürfen. Alltours hat alle Flugpaschalreisen und solche mit individueller Anreise bis 27. März abgesagt.

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