Projekte auch in WesselingNRW will mit Wasserstoff klimaneutral werden

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Die Rheinland-Raffinerie bei Godorf und Wesseling ist die größte des Ölkonzerns Shell in Deutschland.

Die Rheinland-Raffinerie bei Godorf und Wesseling ist die größte des Ölkonzerns Shell in Deutschland.

Köln/Düsseldorf – Wasserstoff ist ein Hoffnungsträger für die Energiewende. Gerade der sogenannte „grüne“ Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien aus Wasser gewonnen wird, kann die CO2 -Bilanz von Industrie und Verkehr deutlich verbessern. Die NRW-Landesregierung will bei der neuen Technologie Vorreiter sein und hat nun weitere Details ihrer Wasserstoffstrategie vorgestellt. Auch Wesseling und die Rheinhäfen der Region könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Aber nicht jede Art von Wasserstoff ist gleich gut für die Umwelt. Ein Überblick.

Wieso Wasserstoff?

„Nur mit Wasserstoff können wir unser Ziel erreichen, bis 2050 mit der Industrie hier in NRW klimaneutral zu werden“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bei der Vorstellung der „Wasserstoff-Roadmap“ fürs Land. Der Energieträger sei vielseitig einsetzbar, zum Beispiel in Fahrzeugen, bei der Gewinnung von Strom und Wärme oder in der Industrie. Gerade dort, wo wind- und sonnenunabhängig Strom in großen Mengen benötigt werde, sei Wasserstoff künftig wichtig. „Wenn wir jetzt die Technologie frühzeitig entwickeln und dann auf globale Märkte bringen, helfen wir dem Klimaschutz – aber wir schaffen damit auch Arbeitsplätze.“ Ganze 130 000 sollen es NRW-weit sein.

Wie wird der Energieträger gewonnen?

Wasserstoff kann zum Beispiel Brennstoffzellen für LKW betreiben oder in Kraft- und Brennstoffe umgewandelt werden. Er wird auf vier verschiedene Arten gewonnen, die sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Grüner Wasserstoff entsteht durch die Elektrolyse von Wasser mithilfe erneuerbarer Energien. Grauer Wasserstoff wird dagegen aus fossilen Energieträgern gewonnen – für gewöhnlich, in dem Erdgas durch Erhitzen in Wasserstoff und CO2 umgewandelt wird. Auf eine Tonne Wasserstoff entfallen so zehn Tonnen Kohlendioxid, – eine schlechte Bilanz. Beim blauen Wasserstoff wird das CO2 gespeichert und gelangt nicht in die Atmosphäre. Türkiser Wasserstoff entsteht durch das Erhitzen von Methan.

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Bis 2050 will die Landesregierung vollständig auf grünen Wasserstoff setzen – aktuell sei das aber noch nicht möglich, sagte Pinkwart am Montag. Es kommt also erst einmal weiter Wasserstoff aus fossilen Energieträgern zum Einsatz.

Was plant NRW?

Bis 2050 wird der Bedarf an Wasserstoff in NRW laut dem Forschungszentrum Jülich auf 104 Terawattstunden pro Jahr steigen – mehr als fünf bis sechsmal so viel wie bisher. Nur ein Bruchteil davon könne in NRW erzeugt werden, sagt die Landesregierung, und setzt daher auf internationale Partnerschaften. Derzeit arbeitet man unter anderem gemeinsam mit der Region Südholland und den Häfen Rotterdam, Duisburg, Neuss, Düsseldorf und Köln am Aufbau einer Infrastruktur zur Wasserstoffversorgung in den Rheinhäfen.

Aber auch im Land tut sich schon einiges: Die Shell Rheinland Raffinerie baut beispielsweise in Wesseling die nach eigenen Angaben weltweit größte Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage. Insgesamt gibt es in NRW derzeit 13 Projekte mit einem Gesamtvolumen von vier Milliarden Euro. Auf dem Fahrplan für die Zukunft steht derweil unter anderem auch der Bau einer Demonstrationsanlage zur Herstellung synthetischer Kraft- und Rohstoffe in Wesseling bis 2025. Außerdem sollen bis dahin 400 Brennstoffzellen-LKW, 500 Wasserstoff-Busse, und etwa 80 Wasserstoff-Tankstellen für LKW und PKW in Betrieb sein. Auch erste wasserstoffbetriebene Binnenschiffe soll es bis dahin geben.

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Darüber hinaus könnten in Nordrhein-Westfalen bis 2025 120 Kilometer Leitungen entstehen und mehr als 100 Megawatt Elektrolyseanlagen. Bis 2030 sollen es dann 240 Kilometer Leitung und ein bis drei Gigawatt Elektrolyseleistung sein. Pinkwart forderte am Montag außerdem, grünen Wasserstoff von der EEG-Umlage zu befreien und das Erneuerbare-Energien-Gesetz frühzeitig auslaufen zu lassen, da es „unsozial“, „sehr bürokratisch“, „sehr teuer“ sei, und weniger klimafreundlich als gesagt.

Wie reagieren Verbände?

NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff lobte die Strategie als „wichtigen Impuls für die nachhaltige Transformation des Industriestandorts NRW“. Er ist Mitinitiator eines Wasserstoff-Bündnisses zwischen Industrie und Politik. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE) kritisierte dagegen die hohen geplanten Importe: „Wir sollten erstmal unsere eigenen Potenziale nutzen. Das ist schneller und günstiger, schafft Jobs und garantiert auch den grünen Ursprung“, sagte der Vorsitzende Reiner Priggen.

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