Das Statistische Bundesamt meldet so viele Feuerwerksimporte aus Fernost wie noch nie. Die Lust am Böllern ist aber nur ein Teil der Erklärung für die Entwicklung.
Nach RekordjahrenGeschäft mit Feuerwerk läuft exzellent – aber ohne China-Importe geht auch bei Weco nichts

Weco aus Eitorf ist Marktführer in Deutschland. Hier im Bild: Pressesprecher Oliver Gerstmeier.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Für die einen gehört es zu Silvester zwingend dazu, andere fordern ein Verbot: Feuerwerk ist in Deutschland umstritten, gleichwohl verbuchte die Branche in den vergangenen Jahren Rekorde. Allein zu Silvester 2024 sorgte die Nachfrage für ein Umsatzplus von zehn Prozent, und das, obwohl bereits ein Jahr zuvor schon 180 Millionen Euro umgesetzt wurden. Auch in diesem Jahr deuten zumindest die Importzahlen auf ein weiteres Rekordjahr hin.
Das Statistische Bundesamt meldete am Dienstag, dass in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 42.400 Tonnen Feuerwerkskörper nach Deutschland importiert wurden, fast zwei Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum – eine Rekordmenge seit Beginn der Erhebung 2001. Fast alle der von Januar bis September eingeführten Feuerwerkskörper kamen aus China, berichteten die Statistiker.
Geopolitische Konflikte sorgen für Vorzieheffekt
Das ist bei weitem nicht neu, schon in den vergangenen 20 Jahren machten die chinesischen Importe durchgängig mehr als 90 Prozent der Einfuhren von Feuerwerkskörpern aus. Bis zu 85 Prozent der hierzulande abgefeuerten Böller und Raketen stammen dem Branchenverband VPI zufolge aus dem Ausland. Was allerdings auffällt: Die Feuerwerksimporte haben in den ersten drei Quartalen das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (29.800 Tonnen) um gut 42 Prozent übertroffen.
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Die hohen Einfuhren in den ersten neun Monaten 2025 führt der Branchenverband VPI auf Vorzieheffekte zurück. Unter anderem aufgrund von Unsicherheiten auf der Transportroute wegen des Gaza-Kriegs seien viele Container aus China schon früher auf den Weg gebracht worden, sagt Geschäftsführer Klaus Gotzen. Für das Gesamtjahr 2025 rechne man wegen der gestiegenen Nachfrage zwar mit einer wachsenden Importmenge. Das Wachstum werde aber geringer ausfallen als die fast 63 Prozent in den ersten drei Quartalen.
China ist seit Jahrzehnten wichtigstes Lieferland
Zu den Hauptabnehmern chinesischer Böller und Raketen zählt die Firma Weco aus Eitorf, Marktführer in ihrem Segment. „Wir importieren mehr als 80 Prozent aus Fernost, unter anderem aus China“, sagt Weco-Sprecher Oliver Gerstmeier. Schon seit den 1970er Jahren sei das Unternehmen vor Ort präsent, Mitarbeiter in eigenen Büros sorgten für die Qualitätssicherung. „Einzelne Produkte wie Wunderkerzen oder ein spezieller Vulkan kommen aus der Schweiz und Tschechien. Den Rest stellen wir selbst her.“

Weco fertigt einen Teil seines Sortiments in Eitorf.
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Neben Weco haben sich die Feuerwerksfirmen Comet aus Bremerhaven und Nico aus Wuppertal einen Namen gemacht. Das, was hierzulande produziert wird, geht immer seltener ins Ausland. Aus Deutschland wurden von Januar bis September 2025 lediglich 671 Tonnen Feuerwerkskörper, das war fast ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum.
Auf dem Heimatmarkt machen die Firmen durchaus gute Geschäfte. Zum Jahresanfang vermeldete beispielsweise Weco einmal mehr Rekordzahlen: Die Nachfrage nach privatem Feuerwerk sei im dritten Jahr in Folge so hoch wie noch nie gewesen. „Wir haben 20 Prozent mehr Ware ausgeliefert und gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent mehr abgesetzt worden sind“, sagt Gerstmeier.
Weco aus Eitorf rechnet mit „stabilem Geschäft“
Zwar wird die Bilanz der kommenden Silvesternacht erst im Frühjahr gezogen, doch Weco rechnet nicht mit weiteren Rekorden, die Vorlage aus den Vorjahren sei einfach sehr hoch, sagt Gerstmeier: „Wir gehen von einem stabilen Geschäft aus.“
Der Branchenverband VPI sieht noch etwas optimistischer in die Zukunft. Bereits im vergangenen Jahr hätten die Händler die hohe Nachfrage nicht überall bedienen können und in einer aktuellen Umfrage unter Mitgliedsunternehmen hätten „nahezu alle von einer deutlichen Nachfragesteigerung“ berichtet.
Dazu beitragen könnte auch die seit der Corona-Pandemie jährlich geführte „Verbotsdebatte“, erklärt der Verband weiter. Empirisch sei das schwer zu belegen, „wir können aber nicht ausschließen, dass viele Menschen ihren Wunsch nach einem farbenfrohen Jahreswechsel vor diesem Hintergrund bewusster ausleben“.
Vertreter von Polizei und Feuerwehr sowie etwa die Bundesärztekammer und Umwelt- und Tierschützer sprechen sich seit Jahren gegen den freien Verkauf von Feuerwerkskörpern für die Feiern zum Jahreswechsel aus. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte am Dienstag eine Protestaktion für ein Böllerverbot anlässlich der Innenministerkonferenz am 2. Dezember an. Einem breiten Bündnis, das sich gegen privates Silvesterfeuerwerk einsetzt, seien inzwischen 55 Organisationen beigetreten, zuletzt das Kinderhilfswerk. (mit afp)

