Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Interview

Telekom-Geschäftsführer
„Wir erleben eine extreme Nachfrage nach sicherer Datenaufbewahrung“

4 min
Telekom-Geschäftskundenvorstand Klaus Werner bei der Digital X 2024.

Telekom-Geschäftskundenvorstand Klaus Werner bei der Digital X 2024. 

Am 10. September findet in Köln die Digitalmesse Digital X statt, mit neuem Konzept und Fokus auf künstlicher Intelligenz.

Sechs Bühnen, 250 Redner, 50.000 Besucher: Bei der Digital X war vor einem Jahr einiges los. Auf der Bühne im Mediapark trafen sich Größen aus Politik, Wirtschaft und Sport, darunter Fußballtrainer Julian Nagelsmann und Ex-Basketball-Star Dirk Nowitzki. 2023 holte die Telekom, die die Digitalmesse seit 2017 veranstaltet, sogar Superstar George Clooney auf die Bühne, 2022 gaben sich Jessica Alba und Michelle Hunziker die Ehre. 

In diesem Jahr sucht man solch große Namen vergeblich – außer womöglich Oliver Kahn und Boris Becker, die auf der Redner-Liste stehen. Und noch etwas ist anders: Die Digital X findet am 10. September an nur einem Tag statt – als Fokusausgabe zu künstlicher Intelligenz. Zuletzt ging das Spektakel drei Tage lang, verteilt über die komplette Stadt. Stellenweise war so viel los, dass sich sogar die Anwohner im Belgischen Viertel beschwert hatten. Der große Andrang lag unter anderem auch daran, dass die Digital X gleichzeitig mit der Marketing- und Technikmesse Dmexco stattfand. Das Eintrittsticket galt für beide Veranstaltungen.

In diesem Jahr findet die Dmexco eine Woche später statt, die Kölner Messe rechnet mit rund 40.000 Besuchern. Zur Digital X haben sich der Telekom zufolge etwa 4000 Besucher angekündigt, sie werden den Tag im Confex der Kölner Messe verbringen und sich mit einem Thema beschäftigen. Wieso die Telekom diesen Weg gewählt hat, erklärt Telekom-Geschäftskundenvorstand Klaus Werner im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Herr Werner, Sie sind Gastgeber der Digital X und haben der Veranstaltung ein neues Konzept verordnet. Nur ein Tag in der Kölner Messe statt drei Tage verteilt auf die ganze Stadt. Was versprechen Sie sich davon?

Klaus Werner: Wir haben die Digital X weiterentwickelt und vom Frühjahr bis in den Sommer sechs regionale Veranstaltungen durchgeführt. Wir waren beispielsweise in Frankfurt, Berlin und Böblingen – eben da, wo unsere Kunden sitzen. Köln ist und bleibt das i-Tüpfelchen der Veranstaltungsreihe. In der Vergangenheit haben wir die gesamte Bandbreite der Digitalisierung gezeigt. In diesem Jahr fokussieren wir uns auf ein Thema, nämlich künstliche Intelligenz. Wir wollen uns sehr konzentriert damit auseinandersetzen.

Zur Digital X kommen unter anderem IT-Verantwortliche aus dem Mittelstand. Können sie künstliche Intelligenz denn wirklich nutzen? Oder fehlt es da an grundlegender Digitalausstattung? 

Wir widmen uns gemeinsam mit unseren Geschäftskunden der Frage, wie KI-bereit sie wirklich sind. Wer künstliche Intelligenz nutzen will, braucht unter anderem eine funktionierende Cloud, die die Menge an Daten verarbeiten kann. Zudem muss die Verbindung stark genug sein – Stichwort Glasfaser – damit man auch arbeiten kann. Und damit das Ganze sicher funktioniert, braucht man Security-Lösungen. Wir sprechen mit den Firmen aus aktuellem Anlass auch über das Thema Souveränität. Viele Unternehmen nutzen eine Cloud. Sie sind sich aber nicht sicher, ob sie die richtige Wahl getroffen haben, wie sicher ihre Daten sind oder ob sie nicht besser eine Kopie ihrer Daten in einer souveränen deutschen Cloud lagern sollten. Erst 50 Prozent der mittelständischen Unternehmen nutzen bereits eine Cloud-Lösung, während die andere Hälfte jetzt überlegt, direkt auf eine souveräne, europäische Alternative zu setzen. Deshalb wird es im November in Berlin eine weitere Digital X Focus Edition zum Thema souveräne Cloud geben.

Was verstehen Sie konkret unter digitaler Souveränität?

Die Daten, die in der Cloud liegen, müssen vor dem Zugriff Dritter geschützt sein. Vielen Firmen ist wichtig, dass die Server in Deutschland stehen. Einigen genügt es auch, wenn der europäische Standard gewährleistet ist. In den vergangenen Jahren haben sich deutsche Firmen oft Hyperscaler ausgesucht, weil diese vergleichsweise günstig sind. Heute spüren wir, dass Unabhängigkeit und Sicherheit deutlich an Bedeutung gewinnen. Digitale Souveränität ist deshalb nicht nur eine technische Frage, sondern längst eine strategische – sie entscheidet über Vertrauen, Wettbewerbsfähigkeit und letztlich über die digitale Handlungsfreiheit Europas.

Sie sind schon seit über zehn Jahren mit Cloud-Lösungen unterwegs, gemeinsam mit Ihrer IT-Tochter T-Systems. Warum rückt das Thema jetzt so stark in den Fokus?

Aufgrund der veränderten geopolitischen Lage haben wir eine extreme Nachfrage nach sicherer Datenaufbewahrung erlebt. Aus diesem Anlass haben wir entschieden, das Thema Cloud konzentrierter anzugehen und unsere Lösungen unter dem Dach „T Cloud“ zu bündeln. Wenn man die Diskussion rund um die AI-Gigafactories verfolgt, ist klar, dass KI nur mit einer entsprechenden Cloud-Lösung funktioniert. Das ist ein Stück weit der Wegbereiter dafür, dass wir letztendlich weitere Schritte gehen können.

Die EU plant, bis zu fünf europäische Gigafactories mit immenser Rechenleistung zu errichten und will hier 20 Milliarden Euro investieren. Die Deutsche Telekom baut gemeinsam mit Chiphersteller Nvidia die weltweit erste industrielle KI-Cloud für europäische Hersteller auf deutschem Boden auf. Was steckt dahinter?

Die Mittel aus dem europäischen Förderprogramm werden erst 2026 vergeben, das heißt, dass die Gigafactories frühestens 2027 laufen werden. Wir wollen nicht so lange warten und starten bereits jetzt: Nvidia stellt 10.000 Hochleistungs-Prozessoren bereit, unsere IT-Tochter T-Systems betreibt die Hardware in ihren sicheren Rechenzentren. Die KI-Cloud soll spätestens 2026 von ersten Kunden genutzt werden. Wir garantieren, dass europäische Werte wie Datenschutz und Datensicherheit eingehalten und Daten nur nach europäischen Standards verarbeitet werden.


Klaus Werner (57) führt das Geschäftskunden-Segment bei der Telekom Deutschland seit knapp zwei Jahren. Er ist seit fast 30 Jahren in verschiedenen Management-Positionen innerhalb des Konzerns tätig, startete 1994 als Controller bei T-Mobile Deutschland. Seit 2014 war er Finanzchef der Telekom Deutschland GmbH. In seiner Funktion als Geschäftsführer Geschäftskunden ist er auch Schirmherr der Digital X.