Test am Flughafen Köln/BonnSo funktioniert das Sicherheitskonzept für Flugreisen

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Bei Eurowings trägt das Personal ebenso Masken wie die Passagiere.

  • Der Airport Köln/Bonn hat demonstriert, auf welche Maßnahmen sich Flugpassagiere am Flughafen und im Flugzeug einstellen müssen.
  • Während bei der Abfertigung noch gilt, Abstand zu halten, wird es im Flieger mitunter eng. Warum das gehen soll, sagt der Eurowings-Chef.
  • Unser Autor Thorsten Breitkopf war beim Test am Flughafen Köln/Bonn dabei und erzählt in seinem Text davon.

Köln – Der Flughafen Köln/Bonn hat am Mittwoch gezeigt, wie Reisen in Zeiten von Corona aussehen werden. Dazu hatte Airport-Chef Johan Vanneste Journalisten zum Terminal 1 eingeladen und einen Kontroll- und Boardingprozess bis ins Flugzeug simuliert.

Wie in vielen Einkaufscentern gibt es im Flughafen eine Maskenpflicht. Das „Reisen der Zukunft“ sehe laut Vanneste vor allem Abstand vor. Angesichts des derzeit fast leeren Airports ist das kein Problem. Gerade einmal 200 Passagiere fertigte Köln/Bonn am Mittwoch ab, verteilt auf nur sechs Flugzeug. Doch bald schon könnte es enger werden.

20 Eurowings-Jets täglich ab Köln

Eurowings-Chef Jens Bischof will im Juni auf 20 Jets ab Köln aufstocken. Um einen Ansturm an Reisenden auf Abstand zu halten, wurden im Terminal Markierungen auf dem Boden angebracht. Sie erinnern in deutscher, englischer und türkischer Sprache daran, 1,50 Meter Abstand zu zu halten. An Aufzügen stehen Schilder die darauf hinweisen, dass nur eine Person damit fahren darf. An diversen Stellen am Airport weisen Leucht- und Hinweistafeln auf die Sicherheitsregeln hin: Maske, Abstand, Händewaschen.

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Das Boarding, zumindest wenn es kontaktlos per Handy-App stattfindet, funktioniert wie in normalen Zeiten. Mit zwei Ausnahmen: Das Eurowings-Personal an den Schaltern prüft vor dem Einchecken, ob der Passagier tatsächlich in die gewünschte Destination fliegen darf. Spanien erlaubt etwa Geschäftsreisenden und Menschen mit dortigem Wohnsitz die Einreise zur Insel Mallorca, nicht aber Touristen.

Außerdem ist an Bord nur ein Stück Handgepäck erlaubt, das kann eine Damenhandtasche oder eine Kamera sein. Die Obergrenze von acht Kilogramm bleibt ebenso bestehen wie die Regeln für Gepäck, das während des Flugs im Laderaum verstaut wird.

Personenkontrollen werden länger dauern

Deutlicher werden die Einschränkungen bei der Personenkontrolle. Denn aus Hygienegründen fallen diese umständlicher aus. „Um Sicherheitsabstände zu halten, sind nur sieben von 14 Kontrollstellen besetzt“, sagt Polizeidirektorin Silke Bußkamp. Durchgeführt werden sie von privaten Sicherheitsleuten. Anders als vor Corona dürfen die Reisenden nur einzeln in die Kontrollbereiche eintreten. Wie sehr das die Wartezeiten erhöhen wird lässt sich angesichts der noch geringen Passagierzahlen nicht sagen.

Klar ist aber, bei einem normalen Fluggastaufkommen dürfte sich die Wartezeit erheblich verlängern. Eine Prognose möchte die Bundespolizei mit Verweis auf fehlende Erfahrungen noch nicht abgeben. Die meisten Kontrolleure tragen Gummihandschuhe (ist ihnen freigestellt) und selbstverständlich Masken, manche stehen hinter schützenden Plexiglasscheiben. „Die Kontroll-Mitarbeiter dürfen die Passagiere in Corona-Zeiten nur von der Seite oder von hinten auf verdächtige Gegenstände abtasten, nicht aber von vorne, um das Infektionsrisiko zu reduzieren“, sagt Bußkamp.

Im Wartebereich bleiben Plätze frei, im Flieger nicht immer

Eine weitere sichtbare Neuerung sind die Sitzplätze für Wartende im Boardingbereich. Dort ist jeder zweite Sitz mit einem roten Kreuz markiert. Das soll bedeuten, dass dort niemand sitzen darf. Ausnahmen sind reisende Familien. Aber warum Sitzabstand im Terminal, wenn im Flieger später die Menschen wie Sardinen gedrängt nebeneinander sitzen? „Wir versuchen die Hygiene-Abstände so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“, sagt Flughafenchef Vanneste.

Dann geht es in das Flugzeug, im Simulationsfall gekleidet in orange Warnwesten, weil es zu Fuß über das Vorfeld geht. Dort ist Sicherheitskleidung Pflicht. Reisende müssen also auch in Coronazeiten keine Signalwesten tragen. Im Flugzeug selbst herrscht beim Modellversuch am Mittwoch keine besondere Enge.

Die Stewardess bittet die Passagiere beim Einsteigen, den jeweils mittleren der drei Sitze rechts und links des Airbus A 319 freizulassen. Im Moment ist das wohl das normale Szenario. „Unsere meisten Maschinen sind gerade zu 30 bis 50 Prozent ausgelastet“, sagt Eurowings-Chef Bischof. In manchen Jets sind auch nur zwei Passagiere. „Wir sind ein Linienflieger und canceln keine Flüge, wenn die Jets leer sind“, so Bischof.

Eurowings-Chef: Kaum Gefahr

Es gebe aber auch volle Jets, ohne Abstände. Und die gibt es bald häufiger. Eine Gefahr sieht Bischof darin im Gegensatz zu zahlreichen Experten kaum. „Das ist nicht wie in der Bahn, die Luft im Flieger wird über die Triebwerke angesaugt, durch Düsen oben in den Passagierraum geblasen und unten direkt wieder abgesaugt“, sagt der Eurowings-Chef.

Die EU hat Leitlinien zu Flugreisen veröffentlicht. Darin empfiehlt sie zwar, mit Hilfe leerer Sitze für Abstand zwischen Passagieren zu sorgen, daran halten müssen sich die Fluglinien aber nicht. Sollte zum Beispiel in einem ausgebuchten Flieger kein Abstandhalten möglich sein, sollten „andere vorbeugende Maßnahmen“ getroffen werden. Dazu zählt die EU unter anderem eine strikte Handhygiene und Gesichtsmasken. Auf Flügen der Lufthansa und ihrer Tochter-Airlines gilt bereits seit Anfang Mai die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen.

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Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA lehnte strengere Abstandsvorgaben in Flugzeugen ab. Fluglinien könnten nicht kostendeckend arbeiten, wenn sie für Distanz zwischen Passagieren sorgen müssten, schrieb IATA in einer Stellungnahme: Sitze frei zu lassen, sei wirtschaftlich untragbar.

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