Von Ex-Spoho-Professor entwickeltErster Kölner Laufschuh hat ein Hufeisen-Geheimnis

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Gert-Peter Brüggemann (re.) und Christian Arens  

  • Der Markt für Laufschuhe ist hart umkämpft. Der emeritierte Sporthochschul-Professor Gert-Peter Brüggemann hat sich dennoch an die Entwicklung eines neuen Modells herangewagt.
  • Der Erfolg gibt ihm recht.

Köln – Ausgerechnet in den Laufschuh-Markt einzusteigen, ist eigentlich Wahnsinn. Nach Zählung des Fachmagazins „Runner’s World“ werden in Deutschland derzeit 37 Laufschuh-Marken angeboten, so viele wie nie zuvor. Es gehört schon eine Menge Begeisterung und Überzeugung dazu, um da noch eine 38. unterbringen zu wollen. 

Gert-Peter Brüggemann (67), bis vor kurzem Professor für Biomechanik und Orthopädie an der Kölner Sporthochschule und einst wissenschaftlicher Berater der Weltmarken Nike, Asics und Brooks, hat es mit zwei Mitstreitern gewagt. „Nach meiner Emeritierung hatte ich auch endlich Zeit dazu“, sagt Brüggemann und lacht. True Motion heißt die Marke, die er gemeinsam mit Andre Kriwet (47), ehemals Chef-Produktentwickler bei Brooks, und dem Finanzexperten Christian Arens (29) aufgebaut hat. Einen „hohen sechsstelligen Betrag“ brachte das Trio für die Produktion der ersten 6000 Schuhe ein. Sponsoren oder Investoren gibt es nicht.

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Das Besondere an den Schuhen sind die Hufeisen-förmigen Elemente aus einem weichen und federnden Material am Vorderfuß und an der Ferse. Sie finden sich auch im Logo wieder.

Angeboten wird nur ein einziges Modell jeweils für Damen und Herren und es gibt nur zwei Farbvarianten – ein helles Blau und Schwarz. Gegen die Materialschlachten der großen Konkurrenten ist das sehr bescheiden. Das Besondere an den Schuhen sind die Hufeisen-förmigen Elemente aus einem weichen und federnden Material am Vorderfuß und an der Ferse. Für den Läufer soll es sich anfühlen, als laufe er wie auf einem weich federnden Trampolin, gleichzeitig soll die Sohle aber auch Stabilität bieten, sobald der Fuß ins Zentrum des Hufeisens sinkt. Der Schuh sei für jeden Läufer geeignet. „Althergebrachte Kategorien wie Neutral- und Stabilitätsschuh haben ausgedient“, sagt Brüggemann.

Bei True Motion bestimmt Brüggemann alles selbst

Warum hat er das Konzept nicht längst bei den Großen umgesetzt, die er beraten hat? „So etwas völlig Neues bei Weltmarken durchzusetzen, ist grundsätzlich sehr schwer. Da haben nicht nur Wissenschaftler und Entwickler sondern vor allem Designer und das Marketing einen großen Einfluss, wie ein Schuh letztlich aussehen soll.“ Wirkliche Neuentwicklungen würden bei den komplexen Strukturen großer Firmen oft Jahre dauern.

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Bei True Motion konnte er nun alles selbst bestimmen. Zwei Jahre lang wurde im Institut für funktionelle Diagnostik im Kölner Mediapark, einem orthopädischen Untersuchungszentrum, gemessen und getestet. Die Prototypen hat das Trio noch selbst zusammengeklebt und genäht. Dann wurde ein Hersteller gesucht. „In Deutschland haben wir leider niemanden gefunden, der in der Lage ist, einen Laufschuh nach unserem Konzept herzustellen. Über 100 Arbeitsschritte pro Schuh erfordern dazu viel Handarbeit und handwerkliches Können“, sagt Christian Arens. Über die guten Kontakte in der Branche fand sich dann ein Hersteller in Vietnam, wo heute die meisten Laufschuhhersteller produzieren. „Der wunderte sich allerdings erstmal über die niedrige Stückzahl: 6000? Sie meinen 6000 am Tag oder?“

Keine Angst vor Plagiaten

Noch bevor der Schuh auf dem Markt war, bekam er schon einen Preis. Bei der ISPO, der internationalen Fachmesse für Sportartikel in München, erhielt er im Februar die Auszeichnung als bester Laufschuh. Und die Großen, sind die sauer? „Nein, einige Vertreter der Großen saßen im Publikum und haben uns gratuliert“, so Brüggemann. „Wir sehen das ja auch nicht als Kampf »David gegen Goliath«, sondern eher als den Versuch, in einer Nische eine echte Innovation an den Läufer zu bringen.“

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Die 6000 Exemplare werden nun seit einigen Tagen bei 80 Fachhändlern bundesweit angeboten.

Die 6000 Exemplare werden nun seit einigen Tagen bei 80 Fachhändlern bundesweit angeboten – in Köln bei Bunert. Jedes Geschäft haben die Gründer besucht, um ihr Produkt vorzustellen. 150 Euro kostet der Schuh und liegt damit in der normalen Preismarge für Laufschuhe.

Ob nicht die Gefahr bestehe, dass andere die Hufeisen-Idee einfach abkupfern? „Nein, dazu sind die Großen zu stolz“, meint Brüggemann. Ein Patent für den Schuh ist angemeldet. Und es gibt schon erste Nachbestellungen der Händler. Ebenso wie Rückmeldungen der ersten Käufer. Eine Kundin schrieb, dass sie mit den Kölner Schuhen den New York Marathon im November laufen werde.

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