Zwei in der InnenstadtDouglas schließt fast jede zweite Kölner Filiale

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Douglas Ehrenstraße

Die Douglas-Filiale in der Ehrenstraße

Köln/Düsseldorf – Die Düsseldorfer Parfümeriekette Douglas schließt in Köln vier ihrer zehn Filialen – darunter gleich zwei in der Kölner Innenstadt.

Wie das Unternehmen am Montag auf Anfrage mitteilte, sind die Standorte Ehrenstraße, Hohe Straße sowie die Geschäfte auf der Neusser Straße in Nippes und der Sülzburgstraße in Sülz betroffen. Erhalten bleiben die übrigen sechs Kölner Standorte, beispielsweise der auf der Schildergasse.

600 Mitarbeiter betroffen

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konkret betroffen sind, teilte Douglas nicht mit. Der Konzern hatte vergangenen Mittwoch bekanntgegeben, jede fünfte Filiale in Europa und 60 von 430 Niederlassungen in Deutschland zu schließen. Etwa 600 Menschen verlieren bundesweit ihre Jobs. NRW-weit sind nach Informationen des WDR auch Düsseldorf (drei Filialen), Essen (zwei Filialen), Mönchengladbach, Wuppertal, Dortmund, Bielefeld, Mülheim und Paderborn betroffen.

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Douglas habe in den vergangenen Jahren ein „sehr dichtes, teilweise überlappendes Filialnetz“ aufgebaut, hieß es beim Unternehmen. Von der Verkleinerung erhofft es sich künftig einen Gewinnbeitrag von jährlich 120 Millionen Euro. In der Corona-Pandemie war der Anteil der E-Commerce-Erlöse bei Douglas stark gewachsen: Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte er mit 822 Millionen Euro rund 25,4 Prozent des Gesamtumsatzes aus – das entspricht einer Steigerung von 40,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In einem Spiegel-Interview sagte Douglas-Chefin Tina Müller, man steuere darauf hin, künftig ein „E-Commerce-Unternehmen mit Filialnetz“ zu sein.

Viele Händler schließen Standorte

Annett Polster, Geschäftsführerin des Kölner Stadtmarketing, sagte am Montag, die Schließung von Doppel- oder Dreifachstandorten in Innenstadtlagen sei derzeit ein Trend: „Das haben wir zuletzt zum Beispiel auch bei Esprit gesehen: Das Unternehmen hat sich aus der Hohe Straße und vom Wallrafplatz zurückgezogen. Geblieben ist die Filiale auf der Ehrenstraße.“

In der Vergangenheit hätten Einzelhändler noch bewusst darauf gesetzt, in stark frequentierten Innenstadtlagen mehrfach vertreten zu sein. Außerdem hätten sich durch Fusionen wie der von Galeria Karstadt Kaufhof zusätzliche Mehrfachpräsenzen einzelner Unternehmen ergeben. Jetzt schauten sich viele von ihnen an, an welchen Standorten die Frequenzen am stablisten seien – und wo die angesprochene Zielgruppe am besten erreicht werden könne.

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Derzeit seien die Schließungen auch eine Folge des Lockdown und der angespannten wirtschaftlichen Situation. Andere Unternehmen mit Mehrfachpräsenzen in der Kölner Innenstadt sind beispielsweise H&M, WMF oder Mobilfunkläden wie O2.

Verdi kritisiert Vorgehen

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert derweil die zahlreichen angekündigten Filialschließungen und Entlassungen im deutschen Einzelhandel scharf. „Die Corona-Pandemie ist nicht die Ursache für die Probleme dieser Unternehmen, sie hat diese nur weiter verschärft und Missmanagement offengelegt“, sagte Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter für Einzel- und Versandhandel. „Ihnen mit den althergebrachten Manager-Rezepten wie Personalabbau und Kostenreduzierung begegnen zu wollen, führt in die Sackgasse und gefährdet letztlich die Substanz der Unternehmen.“

Neben Douglas hatten zuletzt auch H&M, Esprit und Pimkie entsprechende Ankündigungen gemacht. Allein seit 2019 seien im stationären Textileinzelhandel mehr als 28500 Beschäftigte gekündigt worden. Das entspreche 8,1 Prozent aller Beschäftigten in diesem Handelssegment.

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