LeverkusenUkrainische Kinder lernen im Wald die verwirrende deutsche Sprache

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Förster Zimmermann Leverkusen Naturpädagogisches Angebot Wald

Förster Karl Zimmermann zeigt ukrainischen Kindern im Wald Pflanzen und Tiere.

Leverkusen – „Achtung, da liegt ein Pferdeapfel auf dem Weg. Das ist aber kein Apfel zum Essen“, ruft Förster Karl Zimmermann und lacht. Die deutsche Sprache kann eben verwirrend sein. Um geflüchtete Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu fördern, bietet das Bildungsbüro Leverkusen ein naturpädagogisches Angebot in den Ferien an.

„Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Spielend Sprache und Natur erforschen“ findet vom 25. bis 29. Juli im Wildpark Reuschenberg statt und richtet sich an Dritt- und Viertklässler mit Flucht- und Migrationshintergrund. Das Projekt wird vom Bildungsbüro umgesetzt und über das Förderprogramm „Extra-Zeit zum Lernen“ des Landes NRW sowie der Stadt Leverkusen finanziert.

Bedarf bei ukrainischen Familien besonders groß

„Diese Woche sind tatsächlich nur ukrainische Kinder anwesend, obwohl das Angebot für alle Kinder mit Migrationshintergrund ausgeschrieben war“, sagt Marsha Schmidt, Koordinatorin für Neuzugewanderte vom Bildungsbüro. Der Bedarf an pädagogisch integrierenden Projekten sei bei geflüchteten ukrainischen Familien momentan besonders groß, so Schmidt.

Heute steht ein morgentlicher Rundgang durch den Wald in Begleitung eines Försters auf dem Programm. „Hallo Herr Zimmermann“, begrüßt die Gruppe den Förster. Seinen Namen können schon alle aussprechen und sich gut merken. Während die Kinder mit Förster Karl Zimmermann durch den Wald spazieren, sollen sie neben der Sprache vor allem die Wertschätzung der Natur, ein individuelles Umweltbewusstsein und Verantwortung für diese erlernen, erklärt Marsha Schmidt.

Förster Zimmermann Leverkusen Naturpädagogisches Angebot Wald 2

Durch die Becherlupe können die Kinder Insekten beobachten.

Da sich das Angebot über eine Woche erstrecke, sei die Abwechslung von Bewegungsspielen und ruhigen Lernphasen zu berücksichtigen. „Wir haben kreative Angebote wie den bunten Textildruck und einen Schnitzworkshop vorbereitet. Außerdem können die Kinder sich mit Becherlupen Käfer und andere Insekten vergrößert anschauen. Die nächsten Tage wollen wir auch noch ein kleines Lager aus Holzstöcken bauen“, so Schmidt.

Sprachförderung in der Natur

Neben den Aktionen sei die sprachliche Vermittlung essenziell. „Es ist viel einfacher, deutsche Wörter zu lernen, wenn man einen Bezug zu ihnen und direkt ein Bild vor Augen hat“, erklärt Marsha Schmidt. Lena Sofuoglu, Natur- und Erlebnispädagogin, und Ikram Affari, Sprachförderin, begleiten die Gruppe die gesamte Woche. Obwohl die beiden kein Ukrainisch sprechen, funktioniert die Kommunikation mit den Kindern über Gestik und Mimik – und ein paar von den Jungen und Mädchen bereits gelernte deutsche Wörter. „Die meisten verstehen auch ein wenig Englisch. Tessa kann zum Glück sehr gut Deutsch und vermittelt manchmal zwischen uns und den anderen Kindern“, sagt Sofuoglu.

Im Wald zeigt Zimmermann den Kindern Springkraut und Kletten. „Wenn ihr die reifen Blüten anfasst, springen die Samen hoch“, erklärt der Förster. Ausprobieren, Anfassen, Zuschauen und Nachsprechen ist hier besonders wichtig. Wer nicht weiß, was springen bedeutet, bekommt es von Ikram Affari leicht erklärt: „Wie ein Frosch“, sagt sie und hüpft in die Höhe. Die Kinder lachen und jetzt versteht jeder, was mit springen gemeint ist.

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Karl Zimmermann erklärt nun auch den Unterschied von Eicheln und Bucheckern. „Buch?“, auf manchen Gesichtern steht jetzt ein großes Fragezeichen. „Nein, kein Buch zum Lesen, sondern ein Baum. Eine Buche“, erklärt Marsha Schmidt und deutet auf den Baum vor ihr. Zeichensprache funktioniert, wenn sie muss. Die Kinder gehen mit Förster Zimmermann zu einem Baumstumpf. „Aus Holz kann einiges gebaut werden“, sagt er. „Wisst ihr was daraus gemacht wird?“ Jetzt wird deutlich, dass die ukrainischen Kinder schon viel verstehen und gelernt haben. Nach und nach fallen ihnen gelernte Wörter wie Bett, Tisch, Tür und Stuhl ein.

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