Eine Brühlerin wird berühmt

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Brühl – „Endlich mal drei Tage Zuhause, endlich Zeit für einen Bummel mit meinem Sohn, Jogging um den Heider Bergsee oder einen Salat im Dada Max.“ Heimaturlaub ist für die Brühler Sängerin Juliette derzeit der pure Luxus. Seit elf Wochen ist sie in Deutschland und Europa auf Promotionstour, um ihre erste Solo-CD „Unstoppable“ zu präsentieren, die musikalisch ungefähr angesiedelt ist zwischen Jennifer Lopez und Destiny's Child.

„Ehrlich gesagt fühle ich mich im Augenblick ziemlich platt. Vor allem die Fliegerei ist anstrengend“, gesteht sie bei einem Himbeer-Eisbecher auf dem Brühler Marktplatz. „Die Senatorcard der Lufthansa habe ich in den zweieinhalb Monaten zusammengesammelt. Das sagt eigentlich alles.“

Die zierliche Blonde startet nämlich gerade durch. Eben erst kommt die 27-Jährige aus Hamburg, wo sie in den Deichtorhallen im Duett mit ihrem Jugendidol Lionel Richie den Song „The One“ präsentiert hat. Für den Song an seiner Seite, mit dem Mercedes den neuen SL bewerben wird, hat sie so starke Mitkonkurrenten wie Anastasia und Jennifer Rush aus dem Feld geschlagen. „Als ich erfahren habe, dass Lionel mich ausgesucht hat, habe ich erst mal geheult. Das war der absolute Traum, mit diese Legende zu singen. Schon als Jugendliche habe ich in Moskau auf tausend Mal überspielten Cassetten alle seine Lieder aufgenommen,“ erzählt die gebürtige Russin.

Mit 17 Jahren kam sie nach Köln nachdem sie vorher ihr Gesangsexamen am Moskauer Musikkonservatorium abgelegt hatte. „Eigentlich war das der größte Erfolg meiner Laufbahn. Nach nur einem Jahr Gesangsunterricht dort aufgenommen zu werden, wo auf einen Platz 300 Bewerber kommen.“ In Köln studierte sie zwei Semester Musik an der Musikhochschule, bis die Liebe sie schließlich weg vom Studium und hin nach Brühl lockte. Der konkrete Grund heißt Sascha Junior (4), dessen Vater, ihr Ehemann und Manager Sascha Radevic, ist ein waschechter Brühler. Seit fünf Jahren wohnt das Paar gemeinsam hier, seit kurzem im eigenen Haus rund 800 Meter vom Schloss entfernt. Dort herrsche derzeit noch ziemliches Chaos. „In den allerersten Wochen als die Küche noch nicht fertig war, war das Dada-Max für mich und den Kleinen die Ersatzküche.“

„Wenn wir denn mal hier sind, lebt sich's richtig gut, ohne Trubel. Brühl ist ein nettes Städtchen, ruhig, übersichtlich, nah am Flughafen und an Köln“, schwärmt die Frau mit der ausgewaschenen Jeans und dem bauchfreien T-Shirt von ihrer Wahlheimat. Hier kann die zierliche Schöne, die sich bei Fotoshootings auch gerne mal in knapper Bluse als verführerische Femme Fatale präsentiert, in aller Ruhe ihr Eis genießen. Klar wird die derzeit wohl prominenteste Brühlerin auch oft von Schülern angesprochen, gibt Autogramme. „Aber das macht ja in so entspannter Atmosphäre Spaß. Nur wenn ich den Kleinen dabei habe, ist das manchmal schwieriger.“

Seit sie mit ihrer romantischen Hymne „The Last Unicorn“ Rang elf der deutschen Single Charts erobert hat und mit dem Produzententeam „Inmood“ mit der Interpretation der Morgenstimmung von Edvard Krieg „Ocean of Light“ einen europaweiten Hit gelandet hat, ging es Schlag auf Schlag. Mit der ersten eigenen CD hat sie erstmals die Gelegenheit, „mein ganzes Repertoire von Pop, Rythm'n'Blues und ruhigen Balladen zu präsentieren. Keine Gefahr abzuheben?

Schattenseiten

„Nein, ich habe Erfahrungen gemacht, die mich tief geprägt haben. Wenn du als Jugendliche deine Eltern und Geschwister mit Kellnern und sämtlichen Jobs über Wasser gehalten hast und nicht wusstest, wie du die Miete zusammenzubekommen sollst, dann vergisst du das nicht. Außerdem sind mir die Schattenseiten des Erfolgs viel zu bewusst.“

So sieht Sascha seine Mutter derzeit nicht besonders oft und wird im Wechsel von den beiden Großeltern betreut. „Es fällt mir unendlich schwer, ihn so lange allein zu lassen, obwohl ich weiß, dass er wirklich in guten Händen ist. Das ist ein Zwiespalt. Einerseits habe ich jetzt endlich Erfolg, andererseits braucht er seine Mama und seinen Papa.“ Damit wird es aber die nächsten Wochen noch nichts, da die Promotion-Tour weitergeht. Unterbrochen von einem Auftritt auf der PopKomm-Gala am 15. August, wo sie neben Roxette, Westlife oder Jamiroquai life dabei sein wird.

„Der Kleine kann aber schon jedes Lied von mir mitsingen und ist total textsicher“, sagt Juliette mit Mutterstolz. „Nur meine Fernsehauftritte lassen ihn mittlerweile völlig kalt. Wenn die Oma ihn mit dem Ruf «Die Mama ist im Fernsehen» an die Mattscheibe locken will, spielt der einfach seelenruhig weiter.“

 www.juliette.de

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