Einst lief hier nur das Erz

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Bergisch Gladbach - Eine gut asphaltierte Straße mitten durch den Königsforst - das ist der Rennweg. Er beginnt in der Nähe der Autobahnauffahrt Bensberg der A4 und führt rund fünf Kilometer nahezu geradlinig durch den Königsforst bis in die Wahner Heide.

Doch woher kommt der Rennweg? Für den Namen macht Hans-Peter Müller vom Bürger- und Heimatverein Refrath den Bergbau in der Region verantwortlich, von dem noch heute viele Relikte im Königsforst zeugen. Auf dessen Gebiet gab es zahlreiche Grubenfelder, wirkliche industrielle Bedeutung erlangte jedoch keins. Neben etlichen Gruben hat man auch Schlacken gefunden, die auf eine vorgeschichtliche Eisenerzförderung und Verhüttung schließen lassen. Das Erz wurde in so genannten Rennfeueröfen verhüttet: Es rinnt (rennt) beim Schmelzprozess.

Die Asphaltdecke des Rennweges ist indes ein Relikt aus dem Nationalsozialismus. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg durfte die Reichswehr keine schweren Waffen und keine Luftwaffe haben. Der Militärflughafen Butzweiler Hof war im Rahmen der Entmilitarisierung in einen Zivilflughafen umgewandelt worden. Deshalb wurde ein Fliegerhorst in Köln-Ostheim geplant und 1937 fertiggestellt. Für den Flugplatz mussten zudem umfangreiche Munitions- und Tanklager angelegt werden. Der Königsforst bot sich an, da die feindliche Luftaufklärung Probleme hatte, alle Aktivitäten unter den dichten Baumwipfeln zu entdecken. In dem großen Gelände konnten die Munitionsbunker weitläufig verteilt werden. Von dort aus transportierte eine kleine Bahn die Munition zum Flugplatz.

Zum Schutz vor Luftangriffen wurden die Munitionsbunker im Königsforst meist nur nachts beliefert - am nächsten Tag war von den nächtlichen Aktivitäten wenig zu sehen. Der asphaltierte Rennweg bot vermutlich eine Alternative, um bei Schäden an den Munitionsbahngleisen durch Luftangriffe kurzfristig auf Lkw umzuladen.

Mit dem Königsforst als Naherholungsgebiet war es nach dem Bau der Munitionsbunker vorbei. Der Forst wurde Ende der 30er Jahre zum militärischen Sperrgebiet erklärt und eingezäunt. An der Rather Straße und an der Einmündung des Rennweges stand nun ein Wachposten. Auch in Frankenforst wurde ein Munitionsdepot für die Bordwaffen der Jagdflugzeuge und ein Bombendepot angelegt. An einigen alte Kiefern, die am Anfang des Rennweges an der Frankenforster Straße stehen, sind die Reste von Blitzableitern noch zu sehen. Mit ihnen sollte verhindert werden, dass der Blitz in die gelagerte Munition einschlug.

Heute führt der Rennweg ein stilles Dasein. Die ersten hundert Meter in Frankenforst sind durch die A4 vom Rest des Weges abgetrennt. Das Stück wird heute gerne als Parkplatz genutzt. Der restliche Weg ist durch dicke Holzschranken vor Autoverkehr geschützt. „Wenn er heute offen wäre, müsste man nicht um den Königsforst herumfahren“, erzählt Hans-Peter Müller und fügt sofort hinzu: „Aber dann wäre das wirklich ein Rennweg, weil viele von der A3 zur A4 rüberfahren würden.“

Der Bürger- und Heimatverein Refrath lädt am Samstag, 15. September, um 15 Uhr zu einer Wanderung über den Rennweg ein unter dem Motto „Steinbrüche und Bergbau“. Treffpunkt ist vor dem Haus Steinbreche am Denkmal der drei Juffern. Die Wanderung dauert rund zweieinhalb Stunden und wird von dem Refrather Herbert Ommer geleitet. Einen genauen Überblick über die Entwicklung der Munitionsbahn durch den Königsforst bietet Heft zwölf des Bergischen Geschichtsvereins.

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