Festival in SötenichSufi-Soul und Klezmer-Klänge

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Zainab Lax entlockte ihrer Harfe sanfte Klänge, die zur Meditation einluden. (Bild: Sprothen)

Zainab Lax entlockte ihrer Harfe sanfte Klänge, die zur Meditation einluden. (Bild: Sprothen)

Kall-Sötenich – Gleich in zehn Sprachen hatten die Sufis der Osmanischen Herberge auf Plakaten und Handzetteln zu ihrer musikalischen Reise rund um die Welt eingeladen. Übertrieben war das nicht. Beim nunmehr neunten „Sufi-Soul-Festival“ herrschte im deutschen Zentrum für Sufismus in Sötenich ein babylonisches Sprachgewirr. Die Besucher waren am Wochenende zu Hunderten aus ganz Europa angereist. Noch internationaler las sich die Liste der auftretenden Künstler. Selbst ein Musiker aus Pakistan griff zu seinen Instrumenten.

Allzu viele Gelegenheiten, Sufi-Musik zu Gehör zu bringen, gibt es weltweit allerdings auch nicht. Die Klänge und Gesänge diverser Stilrichtungen verbindet, dass die Künstler ihre Beziehung zu Gott thematisieren. Außer bei einem Festival in Pakistan, so Ahmad Adamek, der beim „Verein für Neue Deutsche Muslime“ für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, gibt es aber nur in Sötenich die Möglichkeit, dass Musiker der verschiedensten Glaubensrichtungen Sufi-Soul präsentieren.

Dichtes Programm

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Diese Chance wurde von den Künstlern dann auch ausgiebig genutzt. 13 Solisten, Duos und Bands sorgten am Samstag und am Sonntag für ein dicht gedrängtes Programm, das allenfalls Pausen für die Umbauten und das bei Muslimen übliche Abendgebet zuließ. Das Festival in Sötenich hat sich offenkundig auf internationaler Ebene einen guten Ruf erworben. So viele Künstler wie bei der neunten Auflage standen noch nie unter freiem Himmel oder unter dem Dach der Osmanischen Herberge auf der Bühne. Das Vorurteil, dass viele Muslime potenzielle Terroristen seien, war einer der Gründe dafür gewesen, vor acht Jahren das erste Festival dieser Art in Sötenich durchzuziehen. Wer weiß, wie oft Ahmad Adamek sich in dieser Hinsicht schon rechtfertigen musste? Vermutlich zum hunderttausendsten Mal ließ der Sufi an seiner Gesinnung keinerlei Zweifel aufkommen: „Wer unter Berufung auf Allah Menschen umbringt, ist ein Verbrecher.“ Bei den Treffen in der Osmanischen Herberge wolle man deutlich machen, dass der Islam eine „friedliche und fröhliche Religion ist“.

Mit dieser Form von Überzeugungsarbeit ließen es die Organisatoren dann auch bewenden. Die Gäste bekamen zwar auf einem Basar Einblicke in muslimische Alltagsgepflogenheiten und durften sich mit typischen orientalischen Speisen verwöhnen lassen. Aber kein einziger Besucher sah sich missionarischem Eifer auf religiösem Gebiet ausgesetzt. Ahmad Adamek erläuterte, dass es eh nur einen Gott gebe, von dem sich die Menschen der verschiedenen Religionen allerdings unterschiedliche Vorstellungen machen würden. Er fügte noch hinzu, dass ihm ein Atheist, „der seinen Mitmenschen Gutes tut“, lieber als ein Egoist sei, der täglich fünf Mal betet.

Sanft und heftig

Wer vor seiner Stippvisite auf dem Gelände der Osmanischen Herberge davon ausgegangen war, ausschließlich mit esoterisch anmutenden Sphärenklängen eingelullt zu werden, sah sich getäuscht. Besinnlich ging es zwar beim Auftakt zu, als im Trio „Culture Resonance“ aus Bielefeld Zainab Lax sogar zur für Sufi-Musik ungewöhnlichen Harfe griff. Auch die einzigen „Heimspieler“, Richard Kaiser aus Sötenich und Marc Mies aus Schmidtheim, bevorzugten bei ihrem Auftritt moderate Piano-Klänge. Aber bei den Freiburger Rappern von „Chaldun & Band“ ging ebenso wie bei den Straßenkids „Brotherhood“ aus den Niederlanden richtig die Post ab. Hans Hartmann aus Berlin jazzte, und mit Peter Pannke, der ebenfalls aus der Bundeshauptstadt kam, gab sich einer der besten deutschsprachigen Kenner der Sufi-Musik in Sötenich ein Stelldichein.

Dass es tatsächlich nicht auf die Religion ankam, stellte der Israeli Ofer Golany unter Beweis, der mit seiner deutschen Partnerin Angelika Wagner traditionelle jüdische Klezmer-Volksmusik auf die Bühne brachte. Mit der Türkin Hülya Kandemir und dem Pakistani Mahmood Sabri hatten die Organisatoren sogar richtige Weltstars der Szene in die Eifel gebracht.

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