Über Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke rattern, durch Flusstäler tuckern oder in einem alten Schienenbus die Landschaft erkunden: Sechs Ausflüge mit dem Deutschlandticket.
Tagesausflüge auf SchienenDiese sechs Zugstrecken durch NRW bieten tolle Auszeiten
Wochenendtrips mit der Bahn stehen nicht erst seit Einführung des Deutschlandtickets hoch im Kurs. Es gibt viele Gründe und sehr unterschiedliche Möglichkeiten, mit dem Zug durch NRW zu fahren: Mal rollt er als schicker Regionalexpress am Bahnsteig ein, mal bummelt er mit Dampf durch Wiesen und Wälder oder erklimmt auf schmaler Spur hohe Berge. Autor Tim Schulz hat sich von diversen Bahnen durch ganz Deutschland kutschieren lassen, herausgekommen ist der Freizeitführer „52 kleine & große Eskapaden mit dem Zug in Deutschland“.
Buchtipp: „52 kleine & große Eskapaden mit dem Zug in Deutschland“, Dumont Reiseverlag, 2024, 22,95 Euro www.dumontreise.de
Wir stellen sechs schöne Zugfahrten aus dem Buch vor, die alle gut von Köln aus erreichbar sind. Es geht über Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke, durch kurvige Flusstäler, zu erfrischenden Seen, Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten. Jede Zugreise ist wie ein kleiner Urlaub – eine Auszeit für ein oder zwei Tage.
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„Kirchen, Kino & Kohle“
Von Aachen nach Hamm
Im modernen Rhein-Ruhr-Express geht es auf 218 Kilometern quer durch das Ruhrgebiet – und auf der Strecke über Köln, Essen, Dortmund nach Hamm gibt es allerhand zu sehen. Los geht es in Aachen, dort wartet noch vor der Abfahrt der Krönungsort römisch-deutscher Könige auf einen Besuch. In Köln empfiehlt der Autor auszusteigen und vom Bahnhof über die Hohenzollernbrücke zum KölnTriangle zu laufen, um den Blick von der Aussichtsplattform „Cologne View“ zu genießen. Nächster Stopp ist Essen, wo um die Ecke des Bahnhofs die „Lichtburg“, ein Kino aus dem Jahr 1928, sowie die Zeche Zollverein besichtigt werden sollten. Weiter geht's nach Dortmund: Dort lohnt sich ein Besuch im Deutschen Fußballmuseum, bis es heißt: Letzter Halt Hamm! Hier kann man einen Abstecher mit der Buslinie 5 zum Hindutempel Sri Kamadchi Ampal machen, einem der größten seiner Art in Europa.
Start & Ziel: Von Aachen fährt der RRX 1 täglich und stündlich nach Hamm Hbf. Dauer & Strecke: 1-2 Tage, 218 km lang, 2 Std. und 49 Min.
„Ruhiges Rurtal“ #17
Von Düren nach Heimbach
Kurz nach der Abfahrt in Düren lockt der erste Zwischenstopp der Ruhrtalbahn nach Heimbach: Kurz hinter der Haltestelle Renkerstraße liegt das Wasserschloss Burgau – hier finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Weiter geht's durch das enge Rurtal bis zum Halt Obermaubach: Ein vier Kilometer langer Rundweg führt um die gleichnamige Talsperre. Alternativ kann man auch entlang der Rur zum nächsten Stopp in Zerkall wandern. Wieder im Zug geht die Fahrt durch das Tal, vorbei an Burg Nideggen bis nach Heimbach im Nationalpark Eifel. Am Bahnhof starten Wanderwege zur Staumauer der Rurtalsperre, zur Burg Hengesbach oder zum Jugendstilgebäude des Wasserkraftwerks sowie zum Nationalparkzentrum Vogelsang. Wer im Sommer unterwegs ist, sollte die Badesachen nicht vergessen, denn der Rurtalsee ist immer einen Sprung ins Wasser wert.
Start & Ziel: Düren ist mit dem RE 1 und RE 9 aus Aachen und Köln erreichbar. Hier fährt die Rurtalbahn (RB 21) täglich und stündlich nach Heimbach in der Eifel. Dauer & Strecke: 1 Tag, 30 km lang, 46 Min.
„Schöner Schweben“
Von Solingen nach Wuppertal-Oberbarmen
Diese 33 km lange Fahrt mit der S7 von Solingen bis Wuppertal hat viel zu bieten: Nach erstem Stopp-Tipp in Grünewald, wo das Museum Plagiarius 350 Originale und deren Kopien zeigt, geht es schon bald über die 155 Meter lange und 40 Meter hohe Windfelner Brücke. Kurz darauf erreicht die S7 Solingen Schaberg, wo ein 1,5 km langer Wanderweg ins Tal der Wupper und zur Müngstener Brücke führt. Seit 1897 überspannt die 107 Meter hohe – und damit höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands – das Tal. Der Brückenpark informiert über den Stahlriesen. Wieder in der Bahn geht es über die Brücke zum nächsten Stopp: Remscheid-Lennep. Hier lohnt sich ein Bummel durch den alten Ortskern und ein Besuch des Röntgen-Museums. Am Zielort in Wuppertal-Oberbarmen wartet ein letztes Highlight: Einmal umsteigen, bitte! Von der Schwebebahn aus kann man sich die Stadt von oben ansehen.
Start & Ziel: Solingen Hbf ist von Köln und Düsseldorf mit der Bahn erreichbar, von hier aus fährt die S7 halbstündlich bis stündlich nach Wuppertal-Oberbarmen ab. Dauer & Strecke: 1 Tag, 33 km, 45 Min.
„Oberbergische Runde“
Von Köln nach Marienheide und zurück
Über bergische Höhen geht die Fahrt von Köln nach Marienheide, um dort auf alten Bahntrassen nach Wermelskirchen oder Opladen zu radeln. Doch auch ohne Rad gibt es viel zu sehen: Erster Stopp Rösrath. Hier befinden sich alte Rittersitze entlang der Sülz, darunter Schloss Eulenbroich: Ausstellungen, Märkte und Konzerte finden heutzutage statt, seit kurzen gibt es auch ein neues Restaurant. Bei Overath geht es durch das Tal der Agger zum nächsten Halt: Engelskirchen. Sehenswert ist dort das Industriemuseum im Wasserkraftwerk der einstigen Baumwollspinnerei Ermen & Engels direkt neben dem Bahnhof. Weiter tuckert die Bahn steil bergauf, bis sie im 360 Meter hoch gelegenen Marienheide zum Stehen kommt. Freizeitsportler zieht es hier auf den Bergischen-Panorama-Radweg, der auf einer alten Bahntrasse über Wipperfürth nach Wermelskirchen führt (Strecke: 26 km lang). Von Mai bis Oktober fährt ein Fahrradbus die Radler an Wochenenden und Feiertagen zurück nach Marienheide. Alternativ geht es auf dem Panorama-Radweg Balkan-Trasse 26 Kilometer bergab nach Opladen, von dort aus fahren Regio-Bahnen nach Köln zurück. Im Sommer lohnt ein Abstecher zur kleinen Lingesetalsperre kurz hinter Marienheide.
Start & Ziel: Ab Köln Hbf fährt die Regionalbahn RB 25 täglich und stündlich nach Marienheide. Dauer & Strecke: 1 Tag, 66 km, 1 Std. und 19 Min.
„Abkühlen im Vulkan“
Von Brohl nach Engeln
Wenn die Brohltalbahn vom Rhein aus die 400 Höhenmeter hinauf in die Vulkaneifel tuckert, ist die Nostalgie immer mit dabei: 1901 fuhr die erste Zahnradlokomotive über die Teilstrecke von Brohl nach Engeln. Heute lockt die Fahrt mit dem Vulkan-Express mit schönen Rad- und Wanderwegen sowie vielen Sehenswürdigkeiten unterwegs. Nach vielen engen Kurven im ersten Abschnitt durch das Brohltal geht es meist am Wald entlang nach Bad Tönisstein. Hier lassen sich die Trasshöhlen erkunden, die durch den Abbau von Tuffstein entstanden sind. Nächster Stopp ist der idyllische Fachwerkbahnhof von Burgbrohl – hier heißt es Kraft tanken, bevor sich der Vulkan-Express mit 20km/h die Eifelhöhen hinauf kämpft. Oben warten spektakuläre Blicke ins Rheintal. Rund um Brenk und Engeln wird heute noch das Vulkangestein Phonolith abgebaut. In Engeln angekommen kann man sich im Biergarten am Bahnhof mit einer Limonade aus der Region erfrischen, im Geogarten etwas über die Gesteinsarten lernen oder zur Ruine der Burg Olbrück wandern, die von weitem sichtbar auf einem Phonolithkegel thront. Wer Lust hat, kann von der Endstation aus bergab zurück zum Rhein radeln – oder mit der Buslinie 322 von Engeln einen Abstecher zum Laacher See und zur Benediktinerabtei Maria Laach machen.
Start & Ziel: Von Köln oder Bonn aus fahren Nahverkehrszüge nach Brohl, wo der Vulkan-Express startet. Dauer & Strecke: 1 Tag, 18 km, 1 Std. und 25 Min, Ende April bis Ende Oktober täglich außer montags, www.vulkan-express.de. Fahrräder können kostenlos mitgenommen werden.
„Unter Blättern“
Von Linz am Rhein nach Kalenborn
Wenn sich der weinrot lackierte Schienenbus laut knatternd aus dem Linzer Bahnhof bewegt, geht es sofort steil bergauf: Die Bahnlinie von Rhein nach Kalenborn ist mit 300 Höhenmetern auf neun Kilometern eine der steilsten Bahnstrecken Deutschlands. Heute bringt der historische Schienenbus aus den 1960er Jahren die Wanderer ins Kasbachtal. Von einem Viadukt aus blickt man auf die Dächer von Kasbach, bevor die Bahn eine Verschnaufpause einlegt. Nächster Stopp ist die Brauerei Steffens, bevor der steilste Abschnitt ansteht. Nach 23 Minuten ist es geschafft: Direkt am Bahnhof von Kalenborn starten einige Wanderwege, darunter der Weg zum Blauen See nach Vettelschoß, der für sein klares Wasser und seine Liegewiese bekannt ist. Ein Weg führt aber auch durch das Kasbachtal wieder zurück nach Linz an den Rhein. Nach sechs Kilometern bietet sich eine Pause in der Alten Brauerei mit Biergarten und Nostalgiemuseum an. Wer die restlichen fünf Kilometer bis nach Linz nicht zu Fuß gehen möchte, kann an der Brauerei auch wieder in den Schienenbus einsteigen.
Start & Ziel: Der Bahnhof Linz ist mit Zügen von Köln oder Koblenz aus erreichbar. Hier fährt die Kasbachtalbahn nach Kalenborn ab. Dauer & Strecke: 1-2 Tage, 9 km, 23 Min., von Anfang März bis Mitte Dez. an Wochenenden, von Mai bis Okt auch mittwochs im Stundentakt. www.zugtouren.de