Die „Lichtspiele Kalk“Was das Kino auf der Schäl Sick so besonders macht

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Kalk Kino Lichtspiele Betreiber Alexander Roll

Felix Seifert betreibt zusammen mit Jennifer Schlieper das Kino in Kalk.

  • Seit zwei Jahren betreiben Felix Seifert und Julia Schlieper das kleine Kino und ließen sich damit auf ein Abenteuer ein.
  • Drei Vorstellungen am Tag, jede Woche eine Erstaufführung. „Man kann jeden Tag etwas anderes sehen“. Mit Tipps am Wochenende.
  • Warum sich Kalk als Glücksfall erwiesen hat und was das Programm so besonders macht - auch für Kinder.

Die Kalk-Mülheimer Straße ist lang. Wer gleich hinter den Arkaden fragt, wo das Kino ist, muss manchmal mit der Antwort leben, dass es hier gar keines gibt. Hier doch nicht. Aber gut zwanzig Kilometer weiter, im Bürgerlich-Bergischen, hat es sich schon rumgesprochen. An diesem Tag setzen sich zwei Frauen aus Odenthal ins Auto und steuern die Lichtspiele in Kalk an. Kurz nach vier läuft Almodóvars „Leid und Herrlichkeit“. Antonio Banderas, jetzt rechtsrheinisch.

„Das ist für uns immer noch eine weite Reise.“ Aber das sei ja kein Vergleich zu früher als man noch in die City musste. Die Damen zeigen sich überrascht. Alles ist so schön. Die Theke aus Holz, die Nierentische, Licht aus altmodischen Lampen. Der Blick fällt auf die Galerie der Schwarz-Weiß-Fotos mit den Leinwandgrößen der 40er Jahre, die sofort Wirkung zeigen. „Guck mal, Rita Hayworth. Weißt du noch?“

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Seit zwei Jahren gibt es das Kino

Jennifer Schlieper betreibt zusammen mit Felix Seifert das Haus seit zwei Jahren. Davor stand hier ein gemauertes Nichts. Davor eine Disco. Davor tatsächlich ein Kino. Aber als hier das letzte Mal ein Film gezeigt wurde, war die 41-Jährige noch gar nicht geboren. Jetzt kommen Menschen vorbei, die von damals berichten. Kalker, die den Kopf kurz reinstecken und erzählen, dass sie hier sonntags für 50 Pfennig Western geguckt haben. Oder es kommt ein alter Mann, der im Bademantel in die „Star Wars“-Vorstellung schlappt.

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„Kalk hat sich als Glück erwiesen"

Auf ein unverbindliches Abenteuer. „Wir hätten das Kino übernommen, egal, wo es gestanden hätte“, gibt Seifert gerne zu. „Aber im Nachhinein hat sich Kalk als Glück erwiesen. Die Leute hier sind unfassbar dankbar und nett.“ Wer bislang die Straße gemieden hat, biegt hier jetzt wieder ein. Seifert und Schlieper sitzen in der retroschicken Inneneinrichtung und blicken immer noch etwas ungläubig auf das Geschaffte.

Kalker Lichspiele Kino Alexander Roll 3

Eingang des Kinos Kalker Lichtspiele

Entdeckt wurde die Immobilie vom Architektur- und Ingenieurbüro „Konrad und Lieblang“ aus Köln. Das Kino war bis zur Unkenntlichkeit verbaut, keine Spur von Glamour, nirgends. Außerdem in einer Straße, die als Treffpunkt Kleinkrimineller gilt. Die Architekten zeigten sich trotz oder wegen aller Schwierigkeiten besonders interessiert. Vielleicht könnte das Quartier an Qualität gewinnen.

Drei Vorstellung am Tag

„Man kann jeden Tag etwas anderes sehen,“ sagt Seifert. Drei Vorstellungen am Tag, jede Woche eine Erstaufführung. Fürs Außergewöhnliche haben sie zwei Reihen im Programm: Unter dem Titel „Cinemania Kalk“ zeigen sie zeitgenössische Besonderheiten oder Filmklassiker wie zum Beispiel „Der Elefantenmensch“ oder „Das Fünfte Element“. „Something weird cinema“ präsentiert Trash, Horror, Exploitation, was schon mal heißt, dass alle drei Rambo-Filme hintereinander zu sehen sind. „Zeigen wir »Pulp Fiction«, ist die Vorstellung immer ausverkauft.“

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Selbst gemachtes Popcorn und Getränke gibt es im Foyer.

Regisseure aus Kalk sind hier zu Gast. Es gibt eine Filmreihe für Senioren und Kinder, Jugendliche und Schulen. Bald auch Filme für das türkische Publikum. Das Kino ist auch Ausstellungsraum für Stadtteilprojekte. Geplant ist, 35-Millimeter-Filme zu zeigen. Es läuft. Seifert wundert das nicht. Es gab ja vorher nichts.

Kinder lieben das Kino

Auch Kindergeburtstage können hier gefeiert werden. Überhaupt Kinder. Sie sind ein wichtiges Publikum. „Die Kalker Kinder sind einfach anders“, sagt Schlieper. Sie sind zwischen acht und zwölf Jahre alt und kommen häufig allein. Schlieper sucht nach einem passenden Wort. „Sie sind irgendwie freier.“ Es gibt eine Clique von Kindern, die während der gesamten Bauarbeiten mitfieberte. „Am Ende haben sie sich wahnsinnig über dieses Kino gefreut.“ Eines Tages kauften sich diese Kinder Karten für „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“. „Sie hatten den Trailer gesehen und sagten, sie liebten die Musik und die Liebe.“ Schlieper lacht: „Kalker Kids gucken Brecht.“

Kalker Lichspiele Kino Alexander Roll 2

Popcorn und viele verschiedene Getränke gibt es im Kalker Kino.

Das Kino „Lichtspiele Kalk“ befindet sich an der Kalk-Mülheimer Straße 130-132 in 51103 Kalk. In dem Saal finden 87 Zuschauer Platz.

Kino-Tipp am Wochenende: In der Reihe „Cinemania Kalk" zeigt das Kino am Samstag, 18, Januar um 21.15 Uhr Moebius #04: Alien (OV) // Reihe fantastische Filme in Kooperation mit dem Max Ernst Museum Brühl anlässlich der aktuellen Moebius-Ausstellung dort.

Am Sonntag, 19. Januar um 20.30 Uhr läuft im Rahmen der Reihe „Something weird Cinema" Wenn die Gondeln trauer tragen".

Zum Kino-Programm geht es hier: www.lichtspiele-kalk.de

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