Das Kölner Museum Schnütgen zeigt herausragende Glasmalereien aus dem Khanenko Museum in Kiew, die zuvor noch nie außerhalb der Ukraine zu sehen waren.
Schock-Werners Adventskalender (13)Glasmalerei mit europäischer Geschichte

Eine Glasmalerei des 14. Jahrhunderts aus dem Khanenko Museum in Kiew, derzeit zu sehen im Kölner Museum Schnütgen. Ausschnitt aus einer Ölbergszene
Copyright: Alexander Schwaiger
Das Museum Schnütgen hat in seinem Bestand eine wunderbare Sammlung mittelalterlicher Glasmalerei. Zurzeit sind dann auch noch zwölf attraktive Gäste da: einige besonders schöne Scheiben aus dem Khanenko-Museum in Kiew, die zuvor noch nie außerhalb der Ukraine gezeigt wurden. Sie wurden einerseits wegen des andauernden Kriegs nach Köln in Sicherheit gebracht, hier zugleich aber auch konservatorisch behandelt.
Diese Glasmalereien sind wahrhaft europäisch: Sie sind französischer, niederländischer, deutscher und österreichischer Herkunft, kamen auf teils verschlungenen Wegen in die Ukraine, befinden sich jetzt in Köln und werden dann hoffentlich bald wieder in Frieden nach Kiew heimkehren.
Die zwei Scheiben, die ich Ihnen hier zeige, stammen ursprünglich aus der Wallfahrtskirche Maria Straßengel in der Steiermark. Dort wurden sie bei einer Modernisierung der Kirche ausgeglast. Typisch für die Entstehungszeit Mitte des 14. Jahrhunderts ist die Ergänzung des hier absolut perfekt gestalteten blauen Rankengrunds durch darübergestellte Gebäudeteile. Mit ihnen versucht der Künstler so etwas wie Räumlichkeit zu erzeugen.
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Die Architekturelemente der Glasgemälde aus dem 14. Jahrhundert sind frühe Versuche, Dreidimensionalität zu zeigen.
Copyright: Alexander Schwaiger
Auch wenn die biblischen Szenen - Christus am Ölberg und Maria Magdalena begegnet dem Auferstandenen - gar nicht in einem Innenraum, sondern im Freien spielen, gehören die Architekturelemente zum zeitgenössischen Stil. Und der Glasmaler, der die die Kirche Maria Straßengel gearbeitet hat, hat sich hier ganz besonders viel Mühe gegeben: Lange vor der Wiederentdeckung der Zentralperspektive in der Renaissance versucht er zum Beispiel, einen Baldachin naturgetreu dreidimensional wiederzugeben. Seinen Sinn für Detailfreude verrät er mit der Wehrarchitektur und besonders einem kleinen, zinnenbewehrten Balkon. Das ist schon außergewöhnlich.
Auch die dargestellten Personen lassen die Experimentierfreude des Malers erkennen: Gesichter im Profil, wie auf diesen Scheiben, gibt es zu dieser Zeit nur sehr selten. Es lohnt sich also wirklich, sich diese einmal quer durch Europa und wieder zurück gewanderte Kunst einmal von Nahem anzusehen.
Aufgezeichnet von Joachim Frank
In unserem Adventskalender stellt Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner jeden Tag ein besonderes Ausstellungsstück aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier:
www.ksta.de/weihnachten
Das Museum Schnütgen, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln (Eingang über das Rautenstrauch-Joest-Museum), ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr und am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat, von 10 bis 22 Uhr. Montags sowie unter anderem an Heiligabend, am ersten Weihnachtsfeiertag (25.12.), an Silvester und Neujahr geschlossen. Eintritt: 6 Euro (ermäßigt 3,50 Euro). Freien Eintritt haben unter anderem Kinder und Jugendliche unter 18 aus Köln.


