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Schock-Werners Adventskalender (21)Arme-Leute-Wärmequelle

3 min
Kanonenofen (Ausschnitt) mit Wappen, Stadtmuseum Köln

Kanonenofen (Ausschnitt) mit Wappen, Stadtmuseum Köln

Eine gelungene kleine Themenausstellung im Kölner Stadtmuseum widmet sich „Köln an einem Wintertag“.

Obwohl das Stadtmuseum in seinem Behelfsquartier, dem ehemaligen Modehaus Franz Sauer direkt beim Museum Kolumba um die Ecke, auf beschränktem Platz nur einen kleinen Ausschnitt seiner Sammlung zeigen kann, ist die Auswahl sehr gelungen. Die Präsentation macht Spaß und Lust auf mehr. Im Foyer zeigen Direktor Matthias Hamann und sein Team kleine Wechselausstellungen unter einem bestimmten Thema. Zur Zeit, wie passend: Köln an einem Wintertag.

Wie fühlt sich der Kölner Winter an – in der Vergangenheit und heute? Das ist die Leitidee der sympathischen Schau, die unterschiedlichste Objekte zum Thema Winter und Kälte zusammenträgt. Besonders gefällt mir der kleine Kanonenofen im Zentrum. Den Namen werden die meisten schon einmal gehört haben. Er verdankt sich – natürlich – seiner Form, die an ein Kanonenrohr erinnert.

Kanonenofen im Kölner Stadtmuseum

Kanonenofen im Kölner Stadtmuseum

Ein Modell wie dieses stand sicher bis weit ins vorige Jahrhundert hinein in vielen Kölner Stuben ohne eigenen großen Kachelofen. Es war eine, sagen wir mal, Arme-Leute-Wärmequelle. Das Museumsstück hat oben drauf sogar ein Wappen – was zeigt, dass er auch einmal bessere Zeiten gesehen hat und dass die Besitzer zumindest einen gewissen Anspruch damit verbanden.

Erinnerung an die Kindheit

Mich hat er als Exponat in einem Museum auch gerührt, weil ich an die eigene Kindheit denken musste. Wir hatten zu Hause zwar einen richtigen Ofen, aber schon noch einen, der auch mit Kohle geheizt wurde. Er stand bei uns im Wohnzimmer als dem einzigen Raum, der im Winter geheizt wurde. Abends wurde dann die Tür hin zu unserem Kinderzimmer geöffnet, so dass wir vor dem Schlafengehen dort auch noch ein bisschen Wärme mitbekamen.

Über dem Kanonenofen liegt im Museum noch eine alte Wärmflasche aus Metall. So ein Modell aus Kupfer hatten wir auch. Und auch damit verbindet sich eine Kindheitserinnerung. Mein Vater litt an schweren Magengeschwüren. Um seine Beschwerden zu lindern, legte er sich gern die Wärmflasche auf den Bauch. Eines Abends sollte ich das Wasser dafür heißmachen. Es lief aber gerade irgendwas im Fernsehen, das ich sehen wollte. Deshalb war ich abgelenkt, stellte nur schnell die Wärmflasche auf den Gasherd und vergaß, den Deckel abzuschrauben. Mit einem Mal explodierte das Ding. Es gab ein Riesengetöse und ein Loch in der Zimmerdecke. Außerdem war der Herd kaputt.

Ein Familiendrama, das kann ich Ihnen sagen. Tagelang redeten meine Eltern nicht mir. Bis dann meine Mutter erzählte, dass die Nachbarin über uns bei dem Explosionsknall vor Schreck aus dem Bett gefallen sei. Das fanden dann alle urkomisch. Den Herd bekam mein Vater repariert, und so war am Ende alles wieder in Ordnung.

Aufgezeichnet von Joachim Frank


In unserem Adventskalender stellt Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner jeden Tag ein besonderes Ausstellungsstück aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier:
www.ksta.de/weihnachten

Das Stadtmuseum im ehemaligen Modehaus Franz Sauer, Minoritenstraße 3, 50667 Köln, ist geöffnet von 10 bis 17 Uhr (montags geschlossen). Eintritt: 5 Euro (ermäßigt 3 Euro). Freien Eintritt haben unter anderem Kinder und Jugendliche unter 18 aus Köln. Am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat, ist der Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner frei.