Abo

Schock-Werners Adventskalender (19)Ein bisschen Elvis

3 min
Der obere Teil einer Wurlitzer-Jukebox aus  den 1940er Jahren, Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)

Der obere Teil einer Wurlitzer-Jukebox aus  den 1940er Jahren, Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) 

Auch unsere Autorin, Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner, bediente in ihrer Jugend gern ein „Groschengrab“ - und wäre dafür einmal fast aus dem Lokal geflogen.

Die „Jukebox“, das ist so ein Begriff, den ältere Menschen wie ich noch drauf haben. Aber es gibt kaum mehr Gelegenheit, ihn zu benutzen. Denn die Automaten, mit denen man früher eine Single-Schallplatte seiner Wahl abspielen konnte, sind in Kneipen und Gaststätten längst verschwunden. Nicht so im Museum. Zum Glück.

Das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) mit seiner Sammlung von Kunstgewerbe ist das vielleicht coolste Museum Kölns. Ich bin sicher, hier haben auch Kinder und Jugendliche ihren Spaß, weil es so viel zu entdecken gibt, was vor gar nicht allzu langer Zeit mit dem Alltagsleben ihrer Eltern und Großeltern zu tun hatte.

Nostalgie pur

Wie zum Beispiel die Jukebox. Das MAKK stellt ein besonders schönes Stück aus, eine Original Wurlitzer 1100 von Paul Fuller aus den 1940er Jahren. Man warf 25 US-Cent ein, wählte das gewünschte Musikstück, und schon dudelte die Jukebox los.

Wie ein amerikanischer Straßenkreuzer: Die Wurlitzer 1100 aus dem MAKK

Wie ein amerikanischer Straßenkreuzer: Die Wurlitzer 1100 aus dem MAKK

Das ist Nostalgie pur, aber auch ein Stück Designgeschichte. Die Formensprache dieser Wurlitzer ist amerikanischer Art déco vom Feinsten. Von den 1920er bis in die 1940er Jahre prägte dieser Stil Industrieprodukte aller Art. Während der französische Art déco sehr elitäre Möbel und andere teure Gebrauchsgegenstände hervorbrachte, ist die US-Variante sozusagen volkstümlicher, aber auch robuster, weniger filigran. Es gibt an dieser Jukebox kaum gerade Kanten. Der „Kasten“ aus Metall, Glas, Holz und Kunststoff ist stromlinienförmig, wie auch die damaligen amerikanischen Straßenkreuzer. Der untere Teil erinnert mich denn auch tatsächlich an einen Kühlergrill.

Schade nur, dass das Museumsstück nicht benutzbar ist. Man würde ja gern mal die eine oder andere Platte abspielen und sich mit der Musik in die späten 1940er und die 1950er Jahre zurückversetzen. Man stelle sich vor: Ein bisschen Elvis, ein bisschen Rockabilly. Aus meiner Kindheit weiß ich, dass wir mal mit der Familie auf dem Land in einer Gaststätte waren, in der auch eine Jukebox stand, bei uns sagte man „Groschengrab“. Und da spielten wir immer die Flippers – ich glaube, so oft, dass wir fast aus dem Lokal geflogen wären. Eigentlich war das gar nicht „unsere Musik“, aber hier … passte sie.

Aufgezeichnet von Joachim Frank


In unserem Adventskalender stellt Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner jeden Tag ein besonderes Ausstellungsstück aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier:
www.ksta.de/weihnachten

Das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), An der Rechtschule 7, 50667 Köln, ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr (montags geschlossen, außer an Oster- und Pfingstmontag). Geschlossen ist das Museum auch an Heiligabend, am 1. Weihnachtsfeiertag, an Silvester und Neujahr sowie an Karneval. Am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat, ist das Museum bis 22 Uhr geöffnet (außer an Feiertagen). Eintritt für die Dauerausstellung „Kunst und Design im Dialog“: 4 Euro (ermäßigt 2 Euro). Kombi-Tickets zu den Sonderausstellungen: 10 beziehungsweise 13 Euro (ermäßigt 5 bzw. 6,50 Euro). Am Köln-Tag freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner, ab 17 Uhr ermäßigter Eintritt für alle anderen.