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Schock-Werners Adventskalender (20)Fünf Pinselstriche

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Mit nur fünf Pinselstrichen lässt die südkoreanische Künstlerin Song Hyun-Sook auf ihrem gleichnamigen Gemälde (Ausschnitt) einen Tonkrug entstehen.

Mit nur fünf Pinselstrichen lässt die südkoreanische Künstlerin Song Hyun-Sook auf ihrem gleichnamigen Gemälde (Ausschnitt) im Museum für Ostasiatische Kunst einen Tonkrug entstehen. 

Die spirituelle Dimension von Kunst wird an einem modernen Gemälde im Ostasiatischen Museum gut erkennbar.

Fünf Pinselstriche – ein Kunstwerk, das so heißt, macht neugierig. Diese Arbeit im Ostasiatischen Museum hat die 1952 in Südkorea geborene Künstlerin Song Hyun-Sook tatsächlich in nur fünf einzelnen Handbewegungen geschaffen. Eine äußerste Form der Reduktion, der Kunst des Weglassens.

Mit Pinsel und Tusche Buchstaben oder freie Zeichen auf Papier zu setzen, ist eine tief in der ostasiatischen Tradition verwurzelte Kunst. Song Hyun-Sook lässt die plastische Silhouette eines Krugs entstehen, indem sie die Borsten verschieden breiter Pinsel in unterschiedlichen Tönen eingefärbt und mit wechselnder Intensität auf die Unterlage aufgetragen hat – hin und her und her und hin.

Den weiterführenden Gedanken dahinter hat mir Museumsdirektorin Shao-Lan Hertel so erklärt: Wie in der Kalligraphie überträgt die Künstlerin im Schaffensprozess auch die eigene geistige, spirituelle Person auf das Papier.

25.11.2025 Köln. Ein Adventskalender mit und von Barbara Schock Werner. Es werden 6x4 Objekte aus gebeutelten Kölner Museen betrachtet und vorgestellt. Museum für Ostasiatische Kunst. 5 Pinselstriche. Foto: Alexander Schwaiger

Song Hyun-Sook: Fünf Pinselstriche (Ausschnitt)

Song Hyun-Sook kam 1972 als Gastarbeiterin nach Deutschland. Sie hat sich im Lauf der Zeit westliche Techniken angeeignet. Ihre „Fünf Pinselstriche“ sind mit Tempera auf Leinwand gemalt – und nicht mit Tusche auf Papier. Der Tonkrug auf ihrem Bild ist ein Gefäß, das traditionell für die Seidenraupenzucht in Korea verwendet wurde, auch in ihrer Familie.

Das Bild ist ganz neu im Museum. Es kam als Dauerleihgabe der Freunde der Art Cologne ins Haus und bereichert jetzt den modernen Teil der Sammlung. Ein genaues, tiefgründiges Betrachten kann ich Ihnen nur empfehlen.

Aufgezeichnet von Joachim Frank


In unserem Adventskalender stellt Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner jeden Tag ein besonderes Ausstellungsstück aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier:
www.ksta.de/weihnachten

Das Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, 50674 Köln, ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Verlängerte Öffnungszeit bis 22 am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat. Geschlossen ist das Museum montags sowie an Heiligabend, am ersten Weihnachtstag (25.12.), Silvester, Neujahr – und am Tag des Köln-Marathon. Eintritt: 9,50 Euro (ermäßigt 5,50 Euro). Am „Köln-Tag“ freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner.