Produktionsgesellschaft „Sportcast“Fußball-Profi Josef Nehl ist jetzt TV-Produzent in Köln

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Josef Nehl ist dem Fußball treu geblieben - Sportcast liefert die Bilder, die Fans vor den Bildschirmen zu sehen bekommen.

Josef Nehl ist dem Fußball treu geblieben - Sportcast liefert die Bilder, die Fans vor den Bildschirmen zu sehen bekommen.

Köln – Der Torjubel hat Josef „Jupp“ Nehl eigentlich schon sein ganzes Leben begleitet. Zehn Jahre war der gebürtige Aachener erfolgreicher Bundesliga-Profi, spielte für den VfL Bochum und Bayer 04 Leverkusen, mit dem er 1993 den DFB-Pokal gewann.

Mittlerweile sorgt der 53-Jährige dafür, dass die Bundesligastars der Jetzt-Zeit an jedem Spieltag in den Stadien perfekt von der Kamera eingefangen und Fußballfans mit gestochen scharfen Bildern versorgt werden.

Was Fußball-Fans vorm TV sehen

Nehl ist Chef der TV-Produktionsgesellschaft Sportcast. Das Kölner Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und produziert alle 612 Spiele der ersten und zweiten Bundesliga. Hinzu kommen noch die Partien des DFB-Pokals und Auswärts- und Freundschaftsspiele der Fußballnationalmannschaft. Es sind die Regisseure und Kameraleute von Sportcast, die entscheiden, was die Fußballfans vor den Bildschirmen an den Wochenenden zu sehen bekommen und was nicht.

„Viele glauben, das es die großen Fernsehsender wie Sky, ARD oder ZDF sind, die mit eigenen Kameras im Stadion sind“, sagt Nehl. Dabei ist es seit 2006 ausschließlich Sportcast, das für die Bilder verantwortlich ist und das Signal an die Sender liefert.

Bis dahin hatte die DFL auf die Aufnahmen der öffentlich-rechtlichen oder privaten Anstalten gesetzt. Dann allerdings kam die Pleite des Münchner Medienunternehmers Leo Kirch und die Liga mit Sitz in Frankfurt entschied sich, künftig selbst zu produzieren. Wurde die Entscheidung anfangs noch mit Skepsis in der Öffentlichkeit aufgenommen – befürchtet wurden Kontrolle und Zensur durch die Fußball-Funktionäre – so ist die Kritik mittlerweile verstummt.

Blick auf dem Dom

Auf Wunsch der DFL baute Josef Nehl Sportcast seit der Gründung 2006 kontinuierlich auf. Dass ihn sein Weg nach dem Ende seiner Profi-Karriere 1996 einmal in die Wirtschaft führen sollte, dafür hatte er die Weichen früh gestellt. Noch als Spieler studierte er BWL an der Uni Köln sowie RWTH Aachen und arbeitet nach seiner aktiven Zeit für die Wige Media AG, einem Unternehmen, das Live-Sportevents produziert.

„Das Angebot der DFL passte zu dem Zeitpunkt einfach perfekt“, so Nehl, der sich auch dafür einsetzte, dass Sportcast sich am Medienstandort Köln ansiedelte und heute nahe der Siegburgerstraße in Deutz seinen Sitz mit Blick auf das Rheinpanorama hat.

Für die WM nach Brasilien

Mittlerweile beliefert Sportcast weltweit rund 200 Lizenznehmer und erlöst einen zweistelligen Millionenbetrag. Den Kunden, darunter auch zahlreiche Sender im Ausland, wird ein hoher einheitlicher Standard garantiert. Zehn Kameras, dazu zwei in den Toren und weitere zwei Super-Slow-Motion sind in jedem Stadion. Jedes Wochenende setzt sich die Maschinerie in Gang. Von Köln aus geplant und koordiniert fahren Übertragungswagen und Satellitenfahrzeuge mit Teams von Regisseuren, Kameraleuten, Maske und Licht in die Stadien bundesweit.

Auch bei der WM im vergangenen Jahr flogen Sportcast-Teams auf Wunsch der Fifa nach Brasilien. Er selbst geht nicht mehr allzu oft ins Stadion. „Ich schaue immer noch sehr gerne Fußball, aber eben auch gerne zu Hause“, sagt Nehl und lacht. „Wegen der guten Bilder!“

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