Stephan Brings ist passionierter Radfahrer. Gleichberechtigung im Straßenverkehr gebe es in Köln noch nicht, sagt er. Das ist sein Vorschlag.
100 Ideen für KölnStephan Brings schlägt von Autos getrennte Fahrradtrassen in der ganzen Stadt vor

Stephan Brings (59) ist Mitgründer der Kölner Rockband Brings.
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Stephan Brings, geb. 1965, ist Mitgründer der Kölner Rock- und Karnevalsband Brings. Der 59-Jährige hat keinen Führerschein und fährt fast ausschließlich Rad – auch von seinem Zweitwohnsitz in Kall in der Eifel zum Probenraum seiner Band in Köln-Braunsfeld. Wir haben ihn nach seiner Idee für Köln gefragt.
Was ist meine Idee für Köln?
Köln hat in den vergangenen Jahren einiges für Fahrradfahrer gemacht: Die Radstreifen auf den Ringen sind super, auch die Einbahnstraßenregelung auf der Venloer Straße sind für Radfahrer ein Fortschritt. Ich will keine Radfahrer-gegen-Autofahrer-Debatte, im Gegenteil: Jeder hat seine Gründe, warum er Auto, Rad, Bus oder Bahn fährt. Fakt ist aber, dass in Köln immer mehr Menschen Rad fahren, und zwar nicht nur bei schönem Wetter. Die Verkehrszählungen der vergangenen Jahre belegen das. Gerade erst habe ich gelesen, dass auf den Ringen an einem Tag erstmals mehr Räder als Autos gezählt wurden.
Ich schlage vor, auf den Hauptverkehrsstraßen Richtung City Fahrradtrassen einzurichten, die physisch von der Autofahrbahn abgetrennt sind
Ich schlage vor, auf den Hauptverkehrsstraßen Richtung Innenstadt Fahrradtrassen einzurichten, die physisch von der Autofahrbahn abgetrennt sind – zum Beispiel durch Bordsteine oder Plastikbaken. Viele Städte in den Niederlanden machen vor, wie das geht. Auf dem Fahrrad fühlt man sich sicherer, wenn der Radweg von der Fahrbahn richtig getrennt ist. Außerdem sollte der Radverkehr so abgestimmt werden, dass Radfahrende nicht an jeder Ampel zum Beispiel auf den Ringen oder auf dem Weg vom Bergischen in die Innenstadt warten müssen – dann ist es für viele Pendler deutlich attraktiver, dauerhaft aufs Rad umzusteigen.
Warum wäre das gut für die Stadt?
Wir leben in Zeiten des Klimawandels, immer mehr Menschen ist das bewusst. Radschnellwege – nicht nur vom Westen in die Stadt, sondern auch vom Osten, Süden und Norden – wären zeitgemäß und gut fürs Image der Stadt. Solche Trassen sind auch viel schneller umsetzbar als der Ausbau des Schienenverkehrs, der natürlich auch wichtig ist. Aus meiner Sicht hat Köln in den vergangenen Jahren versucht, sich als fahrradfreundliche Stadt zu verkaufen und ein paar gute Projekte dafür gemacht – aber insgesamt ist es noch zu unattraktiv, in der Stadt Fahrrad zu fahren. Das ändert sich nur über das Bewusstsein, dass Radfahrer und Autofahrer gleichberechtigt sind, es irgendwann nicht mehr normal ist, beim Ausladen Fahrradwege zuzustellen oder die Radwege wie Fußwege zu nutzen. Und das geht nicht mit ein paar Leuchtturmprojekten, sondern, indem man flächendeckend Radtrassen schafft.
Wie könnte die Umsetzung gelingen?
Ich bin kein Politiker, denke aber, es ist – verglichen mit Großbauprojekten wie der Oper – finanziell kein riesiger Aufwand, auf Hauptverkehrsachsen Baken aufzustellen und Radfahrern auch auf der Neusser Straße oder der Opladener Straße durch eine Einbahnstraßenregelung mehr Rechte zu verschaffen. Ich habe gelesen, dass 15 Prozent der Autofahrer aufs Rad umsteigen, wenn Radschnellwege eingerichtet werden – das wäre auch ein großer Beitrag zum Klimaschutz. Die Feinstaubbelastung ist in den vergangenen Jahren nicht geringer geworden in Köln. Radwege bedeuten also nicht nur Gesundheitsschutz, weil sich die Leute mehr bewegen. Die Luft wird auch besser, wenn weniger Autos fahren.

Stephan Brings fährt jede Woche mit dem Rad von der Eifel nach Köln.
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Wenn ich lese, dass der Radschnellweg von Frechen nach Köln auf Eis liegt, weil dem Land NRW das nicht wirtschaftlich genug ist, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Wie wird diese Wirtschaftlichkeit bemessen? Und wie ist das bei anderen Bauprojekten, die vom Staat massiv gefördert werden? Ich glaube, wenn es einen politischen Willen gibt – im Land, im Bund und in Köln – gibt es auch einen Weg.
Was braucht es dafür?
Den politischen Willen im Großen, autofreie Tage, an denen jedem klar wird, wie viel Lebensqualität Straßen ohne Autos bedeuten – und eine oder einen neuen OB, der oder die das umsetzt. Weil er oder sie davon überzeugt ist, dass alle davon profitieren, wenn Köln eine wirklich fahrradfreundliche Stadt wird.