Uni-Rektor Joybrato Mukherjee findet, dass gut ausgebildete junge Menschen der wichtigste Zukunftsgarant für die Gesellschaft sind.
100 Ideen für KölnUni-Rektor wünscht sich ein Veedel speziell für Studierende – wie in Paris

Die Cité Internationale Universitaire de Paris ist eine 1925 gegründete, im 14. Arrondissement von Paris gelegene internationale Studentensiedlung. Sie beherbergt jährlich etwa 10.000 Studenten.
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Joybrato Mukherjee (51) ist Rektor der Universität zu Köln. Wir haben mit ihm im Rahmen unserer Serie „100 Ideen für Köln“ gesprochen.

Professor Dr. Joybrato Mukherjee ist seit dem 1. Oktober 2023 Rektor der Universität zu Köln.
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Was ist meine Idee für Köln?
Meine Idee ist, dass die Stadt Köln für junge Menschen attraktiver wird: Durch ein neues, sichtbares Areal, ein kleines „Veedel“ speziell für Studierende aller Hochschulen und für Azubis. Denn gut ausgebildete junge Leute sind der wichtigste Zukunftsgarant für die Gesellschaft.
Warum ist die Umsetzung dieser Idee notwendig?
Hochschulen sind Magnete für junge Menschen. Sie kommen auch aus Gegenden und Ländern jenseits der eigenen Region in die Stadt um zu studieren. Viele finden hier ihren ersten Job, gründen Familien und bleiben. In Köln gründen Studierende auch häufiger als anderswo Unternehmen – auch dank der Unterstützung durch das Gateway Startup-Center, das sich besonders um studentische Initiativen kümmert. Für die Stadt Köln ist es also wichtig, dass diese weiterhin hierher ziehen und wir sie auch hier halten können.
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Über viele Jahre war Köln als Hochschul- und Ausbildungsstandort sehr anziehend. Nicht allein das Studien- und Ausbildungsangebot, sondern auch die Freizeitoptionen, die pulsierende Clubszene und die entspannte Offenheit der Kölnerinnen und Kölner zogen viele gleich nach dem Schulabschluss in die Rhein-Metropole. Auch die Hochschulen haben vom Ruf ihrer Stadt profitiert. Doch die Zeiten sind vorbei. Zu lang hat sich die Stadt ihrer Attraktivität versichert, ohne weiter an ihr zu arbeiten. Selbst wenn sich junge Leute weniger an den Zeichen der Vernachlässigung im öffentlichen Raum stören sollten – ein hartes Faktum bleibt: Das Leben muss für den kleinen Geldbeutel junger Leute erschwinglich sein.
Leider sind die Mieten in Köln so hoch, dass wir als Universität inzwischen Absagen auf zugesagte Studienplätze erhalten und es bereits eingeschriebene Studierende an günstigere Standorte zieht. Viele andere Städte haben die Hochschulen als Standortfaktor längst erkannt und fördern aktiv günstigen Wohnraum, um den Zuzug von Studierenden, wissenschaftlichem Personal und Fachkräften zu erleichtern.
Zur Serie „100 Ideen für Köln“
„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze.
Wie kann die Umsetzung gelingen?
Die Umsetzung kann gelingen, wenn die Stadtplanung in Köln ein Areal und eine Lösung mit Strahlkraft findet, die auch weitere Partner begeistert. In Paris gibt es bereits seit 100 Jahren die Cité Internationale Universitaire de Paris, ein Areal mit Häusern für insgesamt 10.000 Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Künstlerinnen und Künstler. Viele Nationen haben eigene Häuser dort gebaut, in denen neben Studierenden aus dem eigenen Land immer auch internationale Kommilitoninnen und Kommilitonen wohnen, um den Austausch zu fördern.
Finanziert wird die Cité auch aus öffentlichen Mitteln, von Stiftungen, aus Spenden und natürlich durch die Mieteinnahmen. Man muss das Erfolgsrezept nicht eins zu eins kopieren. Es wäre schon damit geholfen, wenn überhaupt neue, bezahlbare Wohnungen entstehen und die Mieten für junge Menschen sinken.
Welche Ressourcen oder Beteiligten sind erforderlich?
Voraussetzung für die Umsetzung sind eine agile, aktivierende Baupolitik und mutige Investitionen in den Wohnungsmarkt. Die Stadt muss für öffentliche und private Investoren Anreize und bessere Rahmenbedingungen schaffen, und zwar schnell, bevor der gute Ruf des Standorts noch mehr bröckelt. Ein Leuchtturmprojekt wie die Cité Internationale könnte große Sichtbarkeit entfalten und neue, externe Fördermöglichkeiten erschließen. Bei der Entwicklung von Ideen und Lösungen können Studierende wie auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler helfen. Die kölsche Selbstzufriedenheit sollte uns nicht noch unbeweglicher machen. Es ist Zeit, Köln mit Elan wieder zu einem attraktiven Ort für junge Menschen zu gestalten und damit die Zukunft aller Generationen zu sichern.