100 Jahre Freie VolksbühneMit Mo-Torres und Brings – Kulturbus fährt quer durch Köln

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Mo-Torres OpenDeck

Beim Auftritt von Mo-Torres wurde es voller. 

Köln – 100 Jahre Freie Volksbühne Köln: Das wird am Samstag und Sonntag auf eine besondere Art gefeiert: Mit einem offenen Bus und einer mobilen Bühne wird seit Samstagmorgen an sechs Orten im rechts- und linksrheinischen Köln das Jubiläum zelebriert.

Bei freiem Eintritt können sich die Besucherinnen und Besucher auf ein kölsches Line-Up freuen: Mit dabei sind unter anderem Stephan und Maria Brings, der Kölner Rapper Mo-Torres und die Gürzenich-Solo-Cellistin Ulrike Schäfer, sowie Moderator und Kabarettist Fatih Çevikkollu, ebenfalls gebürtiger Kölner. Neben Musik gibt es Impro-Theater, Kinderprogramm und eine Tombola.  Die weiteren Tour-Stopps am Sonntag sind auf der Webseite der Freien Volksbühne zu finden.

Wenig Andrang in Chorweiler - dafür gute Stimmung

Der Auftakt wurde gegen halb elf am Samstag auf dem Pariser Platz in Köln-Chorweiler gespielt. Eine türkische Band soll die Menschen vom benachbarten zum Ort des Geschehens locken. Eröffnet wird dann mitten auf dem Platz mit klassischer Musik von Cellistin Ulrike Schäfer – noch bei mäßiger Resonanz an diesem Samstagmorgen in Chorweiler.

Open Deck Cologne

Der Bus fährt sechs Standorte in Köln an. 

„Die Menschenmasse hat noch Luft nach oben“, kommentiert Moderator Fatih Çevikkollu. Der Stadtteil sei für die Freie Volksbühne „Neuland“, sagt die Präsidentin des Vereins, Jutta Unger, aber man wolle nicht immer nur an der heimischen Aachener Straße spielen, sondern auch in Veedeln, in denen es solche Veranstaltungen seltener gibt. „Wir wollen Brücken bauen.“

Beim Auftritt von Mo-Torres füllt sich der Platz

Der erste Auftritt auf der Bühne gilt dann der Band „Pelemele“, die vor allem das ganz junge Publikum anspricht – und für ein Luftgitarrensolo auf und vor die Bühne holt. Die Jüngsten haben Spaß und allmählich gesellen sich mehr Menschen vor die kleine Bühne am blauen Doppeldeckerbus.

Fatih Cevikollu moderiert trotz des eher geringeren Andrangs mit viel kölschem Humor und bester Laune. Mit einem stilistischen Mix aus Soul, Afro-Beats und House bringt Sängerin und Pop-NRW-Preisträgerin Donia Touglo großartige Musik auf den Pariser Platz.

Cello Pariser Platz Köln

Gürzenich-Solo-Cellistin Ulrike Schäfer 

Als Rapper Mo-Torres seinen Auftritt mit „Liebe deine Stadt“ eröffnet, füllt sich der Pariser Platz wieder ein wenig. Das Publikum singt und tanzt mit, und fordert nach dem 15-minütigen Auftritt eine Zugabe. Die gibt es mit seinem Song „Backstreet Boy“ natürlich.

„Es war das erste Mal, dass ich in Chorweiler gespielt habe“, sagt Mo-Torres nach seinem Auftritt. „Die Stimmung war super – und das um halb eins mittags. Da hätte es vielleicht woanders noch als Lärmbelästigung gegolten.“ Auch, wenn er sonst wohl vor mehr Menschen spielt: „Das Publikum war offen. Gute Laune ist gute Laune.“ Gerade Viertel wie Chorweiler und Mülheim, wo der Bus als nächstes hält, seien Veedel, „denen Kultur sehr gut tut,“ so der Rapper.

Brings spielt Akustik-Set

Auch Stephan Brings ist von der Idee überzeugt. Er tritt mit seiner Schwester Maria auf, die eigentlich gar keine professionelle Musikerin ist: „Sie singt aber gerne.“ Der Rest der Band sei aktuell im Urlaub, erklärt Stephan Bring: „Ich wollte trotzdem mitmachen. Das ist eine Aktion, die sagt, dass man die kleinen Veranstaltungen nicht vergessen sollte.“

Stephan und Maria Brings OpenDeck

Maria und Stephan Brings bei ihrem gemeinsamen Auftritt 

Die Menschen seien derzeit zurückhaltend, was Events angeht. „Die Freie Volksbühne hat so schöne Angebote.“ Auch, dass diese Aktion unter anderem in Chorweiler standfindet, sei etwas Besonderes. „Man kommt hier sonst eher nicht hin“, sagt Brings. „Aber wir sind eine Kölner Band für alle Kölner.“ Chorweiler genauso „ein Stück Köln.“

Brings spielt mit seiner Schwester die Hits der Band im Duett und auf akustischer Gitarre. Nach dem Act muss schnellstmöglich abgebaut werden. Nächster Halt: Mülheim, Berliner Straße.

Jutta Unger: „Die Aachener Straße ist kompliziert“

Sechs Orte, das sei eine Herausforderung, so Unger. Auf- und Abbau, ein strikter Zeitplan, ein Bus, der nur über ausreichend große Straßen fahren kann: „Es sind ja praktisch sechs Veranstaltungen an einem Tag.“ Ein großer logistischer Aufwand.

Die Bus-Tour fand anstelle des Straßenfestes auf der Aachener Straße statt. „Die Aachener Straße ist kompliziert“, sagt Jutta Unger. Um dort ein Straßenfest zu veranstalten, müsse die Straße gesperrt werden, was auch Auswirkungen auf die Straßenbahn gehabt hätte. „Da braucht es ein richtiges Verkehrskonzept.“ Das sei mit hohem Aufwand und hohen Kosten verbunden.

„Von Ort zu Ort zu fahren, entspricht zudem noch viel mehr der Idee ‚Kultur für Alle‘.“ Möglichst viele Menschen zu erreichen, indem man Kultur zu ihnen bringe, das sei das Ziel der Tour. „Es ist das viel bessere Konzept.“ Aber Unger sagt auch: „Die Tour ist ein Experiment. Wir haben dieses Wochenende viel Konkurrenz.“

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