2000 unbearbeitete BauanträgeBeim Kölner Bauaufsichtsamt geht niemand ans Telefon

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Regale voller Akten (Symbolbild)

  • In den vergangenen Jahren hat sich beim Bauaufsichtsamt ein riesiger Rückstau von 2000 Bauanträgen angesammelt.
  • Nun sollen die 50 zuständigen Sachbearbeiter für zwei Wochen keine Telefonanrufe mehr annehmen, damit sie Zeit für die Aufarbeitung haben.
  • Wir haben mit Baudezernent Markus Greitemann über die ungewöhnliche Maßnahme gesprochen.

Köln – Wer in Köln eine Baugenehmigung benötigt, muss sich in Geduld üben. 2000 Anträge warten im Bauaufsichtsamt auf ihre Bearbeitung – ein Rückstand, der sich in den vergangenen neun Jahren angesammelt hat. Sechseinhalb Monate dauert es im Schnitt, bis ein Antrag erfolgreich abgeschlossen ist. „Viel zu lange“, sagt Baudezernent Markus Greitemann.

Um zumindest einen Teil der Rückstände abzuarbeiten, hat er die 50 für die Baugenehmigungen zuständigen Sachbearbeiter seit Montag für zwei Wochen von der Kommunikation mit der Außenwelt befreit. Die Mitarbeiter hätten selbst darum gebeten, um lange liegengelassene Anträge zu bearbeiten oder Eingangsbestätigungen zu versenden. Was wie ein Offenbarungseid wirkt, soll dafür sorgen, die Bearbeiter zumindest für zwei Wochen ein wenig vom Druck zu befreien, der auf ihnen lastet.

15 Stellen sind unbesetzt

Das maßgebliche Problem besteht laut Greitemann darin, dass es bei der Stadt nach wie vor zu wenig Personal für die abzuarbeitende Menge an Bauanträgen gibt – 15 Stellen sind zurzeit offen. Acht neue Mitarbeiter wurden zwar eingestellt, doch sie müssen erst eingearbeitet werden. „Der Markt ist leer gefegt“, sagt der Baudezernent. Ein weiteres Problem bestehe darin, dass ein Architekt zunächst eine spezielle Verwaltungsausbildung benötige, die ein bis zwei Jahre in Anspruch nehme.

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Baudezernent Markus Greitemann

Erst danach könne man ihn als Sachbearbeiter einsetzen. „Die Zahl der Rückstände zu reduzieren ist eine Herkulesaufgabe“, sagt Greitemann. Dass die Sachbearbeiter nun zwei Wochen nicht erreichbar sind, sei als Versuch zu betrachten. „Wir schauen uns danach an, was das gebracht hat und inwiefern wir unsere Prozesse anpassen müssen.“

Es sei tatsächlich ein Problem, dass viele Antragsteller regelmäßig abfragen würden, wie es um ihren Bauantrag steht. Das ständige Nachfragen binde bei den Sachbearbeitern wertvolle Zeit, die sie zur Bearbeitung der Anträge benötigten. Ein Teil des Problems sei auch aufseiten der Bauherren und Architekten auszumachen. „Je durchgeplanter ein Bauantrag ist, desto schneller kommt die Genehmigung“, sagt Greitemann.

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Derzeit komme es oft vor, dass offene Fragen während des Verfahrens diskutiert werden müssten statt vorab. Das führe zu Verzögerungen. Die Wohnungsbauleitstelle der Stadt soll solche Unklarheiten künftig vorab klären. Das Baudezernat ist weiterhin damit beschäftigt, eine digitale Bauakte einzuführen – als Pilotversuch mit einigen wenigen ausgewählten Bauunternehmen ist das Projekt bereits gestartet.

Neue Software bis Jahresende

Bis zum Jahresende soll eine neue Software angeschafft sein, um die Stellungnahmen bei Bauanträgen digital zu erfassen. Im Herbst 2021 soll das Digitalprojekt offiziell für alle Antragsteller in Betrieb gehen. Die Papierakte ist damit allerdings noch immer nicht verschwunden – dazu müsste das Land zunächst die Landesbauordnung verändern.

Das Land arbeitet zudem an einem digitalen Portal, damit die Prozesse in allen Kommunen gleich ablaufen und die Architekten einheitliche Vorgaben bekommen. „Ein bundeseinheitliches Portal wäre noch besser“, sagt Greitemann.

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