Abstrakte BilderGeorg Witteler fotografiert Dinge in Köln, an denen jeder vorbeiläuft

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Georg Witteler ist mit der Kamera in der Stadt unterwegs. 

Georg Witteler ist mit der Kamera in der Stadt unterwegs. 

Köln – Der Mann, dem ich heute an den Ringen begegne, ist mit seinem Schnauzer Sam und einer Kamera in der Stadt unterwegs. Allerdings richtet Georg Witteler sein Objektiv nicht auf Sehenswürdigkeiten oder besondere Architektur, wie es Touristen tun, sondern fokussiert sich auf Dinge, an denen jeder vorbeiläuft – „Sachen, die kein Mensch fotografiert“. Dabei ergebe ein einzelnes Foto auch gar keinen Sinn. „Das heißt, sie fügen später mehrere zu einer Collage zusammen?“

Witteler verneint und erklärt dann, dass er „ein eigenes Verfahren entwickelt“ habe, indem er am Computer mehrere Schichten übereinander lege. „Die Bilder reagieren auf unterschiedliche Weise miteinander.“ Und mit der Zeit verdichte sich das ganze zu einem völlig abstrakten Bild, das den Ursprung des Fotos vollkommen vergessen lasse. Fertig sei das Bild erst, „wenn ein Maximum an Spannung entstanden“ sei. Das Bild müsse eine Geschichte erzählen, und zwar keine, die er vorgebe, sondern die beim Betrachter entstehe.

Auch Mal komplett unscharfe Bilder

Mich interessiert, was es für Dinge sein können, die ihn anlocken, während unsereins dran vorbeiläuft. Der 56-Jährige lächelt. „Das kann zum Beispiel der Ausschnitt eines Fahrradkorbes sein, weil mich die Gitterstruktur interessiert.“ Manchmal mache er die Fotos aber auch komplett unscharf, weil er nur an der Farbe interessiert sei.

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Ganz wichtig für seine Bilder sei die Stadt, erzählt der im sauerländischen Brilon geborene „Wahlkölner“, wie er sich nennt. Dann erzählt er, dass er bereits mit 14 angefangen habe zu malen, und das bis 1999 intensiv betrieben habe. Die Faszination für Bilder habe sein Stief-Opa geweckt, bei dem er als Kind oft im Atelier gesessen habe. Der alte Herr war Maler, habe im Alter von 90 Jahren noch eine Ausstellung gehabt. Er sei mit 100 gestorben, was für den Enkel Grund genug sei, um daran zu glauben, dass Kunst ein Potenzial habe, das Leben zu verlängern.

Kochen, was sonst keiner macht

Witteler interessieren offenbar nicht nur bei der Fotografie spezielle Dinge. Er mache auch beim Kochen besonders gerne „Sachen, die sonst keiner macht. Graubrot mit selbst gemachtem Sauerteig. Oder Pasteten, wie die Franzosen sie machen.“ Aber die Zutaten für die guten Pasteten und das Futter für Sam müsse ja erstmal finanziert werden, wende ich ein und will damit auf die Frage hinaus, ob er von der Fotografie leben könne.

Witteler lächelt wieder und erklärt, dass er noch eine Berater-Tätigkeit habe. Er sei studierter Betriebswirt und künstlerischer Autodidakt. Das sei die Crux. „Ob sie gute oder schlechte Bilder machen, spielt heute keine Rolle. Die Vita ist für den Galeristen das Wichtigste. Ohne bei Professor Dingenskirchen studiert zu haben, läuft nix.“

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