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Alt St. Alban verfällt
Liebloser Umgang der Stadt Köln mit ihrem kulturellen Erbe

Ein Kommentar von
3 min
14.11.2021, Köln: Kirchenruine Alt St. Alban. Viaculturalis. Foto: Uwe Weiser

Die Kirchenruine von Alt St. Alban in der Kölner Altstadt

Statt sich darum zu kümmern, die eigenen Bauwerke instand zu halten, schiebt die Verwaltung das Thema auf die lange Bank, sagt unser Autor.

Es gibt keine Planungen, keine Kostenschätzung und keine Termine für die Sanierung der Gedenkstätte Alt St. Alban in der Kölner Altstadt. Die Stadt Köln beweist damit einmal mehr, wie nachlässig sie mit den ihr anvertrauten Bauwerken umgeht. Das Gestein bröckelt, der Boden wackelt – doch die logische Folge ist nicht etwa, dass die Kirchenruine saniert wird. Nein, das Thema wird stattdessen einfach auf die ganz lange Bank geschoben.

Im Haushalt der Stadt Köln taucht das Projekt erst gar nicht auf

Dabei dürfte es niemanden überraschen, dass eine in den 1950er Jahren mit den damaligen und eher dürftigen Mitteln konservierte Kriegsruine nach 65 Jahren einer umfassenden Sanierung bedarf. Doch weder der Stadtkonservator noch der Kulturdezernent haben es für nötig befunden, sich darum zu kümmern. Im städtischen Haushalt taucht das Projekt erst gar nicht auf. Und angesichts der aktuell extrem schwierigen finanziellen Lage der Stadt Köln, auf die der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester mit einer Haushaltssperre reagiert hat, ist eine Sanierung in den kommenden Jahren finanziell wohl auch nicht mehr machbar.

Und so wird die Kirchenruine, die eine Gedenkstätte für die Toten des Zweiten Weltkriegs ist, jetzt sehr wahrscheinlich für eine lange Zeit nicht mehr betretbar sein. Jenseits davon, dass es verwerflich ist, so gleichgültig mit einem Erinnerungsort umzugehen, kommt noch hinzu, dass Alt St. Alban eigentlich ein zentraler Bestandteil des Kulturpfads Via Culturalis sein sollte.

Neuer Kulturpfad Via Culturalis soll eigentlich den Aufschwung bringen

Das Konzept dazu tragen Verwaltung und Politik seit vielen Jahren wie eine Monstranz vor sich her. Demnach handelt es sich um den ganz großen Coup, um die vielen kulturellen Stätten in der Altstadt gemeinsam und in einem neuen Glanz zu präsentieren. Das soll Touristen in die Stadt locken und einen neuen Aufschwung für Köln als Kulturstadt versprechen. Doch in der Realität reiht sich an der Via Culturalis derzeit eine Baustelle an die nächste. Und mit Alt St. Alban kommt jetzt auch noch eine weitere hinzu.

Das erinnert daran, wie lieblos die Stadt Köln auch ihr römisches Erbe behandelt, das ebenfalls Teil der Via Culturalis sein soll. Das Römisch-Germanische-Museum ist eine Dauerbaustelle, der römische Statthalter Palast Prätorium ebenso und unter der Großen Budengasse fristet ein 113 Meter langer römischer Abwasserkanal, der sehr gut erhalten und vollständig begehbar ist, ein tristes Dasein. Denn da der Brandschutz veraltet ist, darf dort niemand hinein.

Gäbe es nicht die Fördergesellschaft LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, hätte die Stadt kein Geld für eine Machbarkeitsstudie gehabt, um den Kanal wieder zu öffnen. Ohne privates Engagement geht es mit der Via Culturalis also offensichtlich nicht voran.