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KriegsmahnmalWie eine wichtige Kölner Gedenkstätte zum Trauerspiel werden konnte

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14.11.2021, Köln: Kirchenruine Alt St. Alban. Viaculturalis. Foto: Uwe Weiser

Die Kirchenruine von Alt St. Alban erinnert an die Toten des Zweiten Weltkriegs.

Die Stadt Köln hat den Zugang aus Sicherheitsgründen auf unabsehbare Zeit gesperrt. Eine Lösung für das Problem ist derzeit nicht in Sicht.

Das zentrale Gedenken zum Volkstrauertag in Köln findet traditionell in der Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Alban statt – doch am vergangenen Sonntag musste die Stadt Köln wie bereits im Vorjahr aus Sicherheitsgründen auf den Platz vor der Kirche St. Maria im Kapitol ausweichen. „Eine Verkehrssicherheit zur längeren Begehung der Ruine – vor allem durch größere Menschengruppen – ist nicht gegeben“, sagte eine Stadtsprecherin am Dienstag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der öffentliche Zugang zu St. Alban sei „aus bautechnischen Gründen auf unbestimmte Zeit ausgeschlossen“.

Gestein löst sich aus dem Mauerwerk und den freiliegenden Gewölbebogen

Die im Zweiten Weltkrieg bis auf den Turm stark beschädigte Kirche, die seit 1959 als Gedenkstätte für die Kriegstoten dient, befindet sich demnach in einem äußerst schlechten Zustand und ist sanierungsbedürftig. Nach Angaben der Stadt Köln lösen sich kleine Gesteinsteilchen aus dem Ziegelmauerwerk und fallen in den Innenraum herab. Das hänge damit zusammen, dass sowohl das Mauerwerk als auch die freiliegenden Gewölbebögen von Alt St. Alban seit Jahrzehnten der Witterung ausgesetzt waren, teilte die Sprecherin mit.

Als weiteres Problem hat die Stadtverwaltung die in der Ruine verlegten Bodenplatten ausgemacht. Diese seien in den 1950er Jahren nur locker in einem Sandbett verlegt worden, unter dem sich an vielen Stellen größere Hohlräume der mittelalterlichen Grüfte befinden. Das führt laut der Sprecherin dazu, dass die Platten wackelig sind und für Besucherinnen und Besucher deshalb eine Sturzgefahr besteht.

Wie groß die Probleme in Alt St. Alban sind, wird auch daran deutlich, dass die Stadt Köln die Instandsetzung als Großprojekt skizziert. „Die Herstellung der Verkehrssicherheit würde eine umfangreiche Sanierung und Konservierung der gesamten Ruine bedeuten“, sagte die Stadtsprecherin.

Im städtischen Haushalt steht für eine Sanierung kein Geld zur Verfügung

Die Stadtverwaltung hat zwar die Notwendigkeit einer Sanierung erkannt, geschehen ist allerdings bislang nichts. So gab es etwa noch keine genauere Untersuchung der Schäden, um eine Kostenschätzung zu erhalten. Auch ein Zeitplan für die Planung und Sanierung existiert bisher nicht. Im städtischen Haushalt steht zudem kein Geld für das Projekt zur Verfügung. „Wann und in welcher Form eine notwendige Sanierung der Ruine durchgeführt wird, ist derzeit offen“, sagte die Stadtsprecherin auf Nachfrage. Die Kölner Gedenkstätte für die Toten des Zweiten Weltkriegs wird also auf nicht absehbare Zeit geschlossen bleiben.

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz Köln hatte bereits im März 2024 auf den schlechten Zustand von Alt. St. Alban hingewiesen und als Negativbeispiel genannt. Damals war bereits die Bruder-Konrad-Kapelle innerhalb der Ruine wegen Baufälligkeit nicht betretbar.

Ruine grenzt an den Gürzenich und das Wallraf-Richartz-Museum

Im Juli dieses Jahres hatte der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger im Rahmen der Serie „100 Ideen für Köln“ vorgeschlagen, Alt St. Alban auch über den Volkstrauertag hinaus für die Kölnerinnen und Kölner zugänglich zu machen. Er berichtete, dass er im Jahr 2023 mit dem katholischen Stadtdechant Robert Kleine zum Gespräch bei der damaligen Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Kulturdezernent Stefan Charles gewesen sei. Auch mit den Spitzen der Fraktionen im Stadtrat habe es einen Austausch gegeben. Sie alle hätten das ökumenische Ansinnen, Alt. St. Alban behutsam zu öffnen, unterstützt. „Hier könnte ein jeder, eine jede in unserer Stadt Blumen ablegen, Kerzen aufstellen, ein Zeichen der Trauer und des Mitgefühls setzen“, schrieb Seiger. Auch danach ist die Sanierung innerhalb der Stadtverwaltung nicht vorangetrieben worden.

Vor der Kirchenruine von Alt St. Alban neben dem Gürzenich am Quatermarkt kniet und trauert ein Elternpaar. Wieder entworfen von Mataré, wieder ausgeführt von Erwin Heerich und Beuys, von ihm ist der Vater.

Im Hof der Ruine steht eine Kopie der Skulptur „Trauerndes Elternpaar“.

Alt St. Alban befindet sich in der Altstadt. Im Süden und Osten der Ruine ist das Treppenhaus und das Foyer des Gürzenich angebaut worden. Im Norden grenzt Alt St. Alban seit dem Jahr 2001 an das Wallraf-Richartz-Museum. Aus dem Panoramafenster im Stiftersaal lässt sich auf die Gedenkstätte blicken. Der damalige Bundespräsident und der damalige Kölner Oberbürgermeister Theo Burauen hatten die Gedenkstätte am 21. Mai 1959 eingeweiht.

Im Hof der Ruine steht eine Kopie der Skulptur „Trauerndes Elternpaar“ von Käthe Kollwitz. Diese hat Ewald Mataré entworfen, angefertigt haben sie aber seine beiden Meisterschüler Joseph Beuys (Vater) und Erwin Heerich (Mutter). Nicht weit entfernt befindet sich ein Mahnmal für die Kriegsgefangenen.