Neue Eskalationsstufe zwischen Denkmal- und Naturschützern am Bahnhof Belvedere: Die umstrittene Platane ist Ziel eines Brandanschlags geworden.
Platane in MüngersdorfAnschlag auf umstrittenen Baum am Bahnhof Belvedere

Eine Platane am Bahnhof Belvedere gefährdet das denkmalgeschützte Gebäude. Um die Frage, ob der Baum gefällt werden darf, streiten sich die Behörden. Jetzt wurde ein Brandanschlag auf den Baum verübt.
Copyright: Uwe Weiser
Im jahrelangen Streit zwischen Denkmal- und Naturschützern um die Fällung einer Platane am historischen Bahnhof Belvedere in Müngersdorf ist die Situation eskaliert. Am Freitag der vorigen Woche wurde auf den Baum ein Brandanschlag verübt, wie erst am Montag bekannt wurde.
Ein Zeuge bemerkte den Brand und verständigte Feuerwehr und Polizei. Nach deren Angaben konnte das Feuer schnell gelöscht werden. Doch ist die Rinde des Baumes bis auf die Höhe des Bahnhofsobergeschosses verbrannt. Eine hölzerne Stütze um den Baum wurde durch das Feuer zerstört. Die Polizei ermittelt wegen „Sachbeschädigung durch Feuer“. Zu Tatverdächtigen machte sie keine Angaben. Inwieweit der Baum geschädigt worden sei, könne nur ein Sachverständiger beurteilen, hieß es.
„Hoffen, dass die Straftäter polizeilich ermittelt werden können“
Holger Sticht, Vorsitzender des Bunds für Natur- und Umweltschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen, verurteilte den Brandanschlag auf die Platane kurz nach einer Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Köln vom 4. August zu einem vorläufigen Fällungsverbot scharf. Er zeige, „dass es im Dunstkreis der Platanengegner offensichtlich eine Menge krimineller Energie gibt, die sich gegen die Rechtsprechung und gegen das Miteinander von Denkmal- und Landschaftsschutz richtet“, teilte Sticht in einer schriftlichen Erklärung mit. „Wir hoffen, dass die Straftäter polizeilich ermittelt werden können.“
Alles zum Thema Polizei Köln
- Kokain und Heroin Polizei findet Drogen in Kölner Kiosk
- Deutlich zu schnell Kölner Raser bei Blitzer-Aktion auf der A59 „trauriger Spitzenreiter“
- Vorfall am Kölner Neumarkt Schusswaffen bei zwei Männern nach Verkehrskontrolle gesichert
- Deutz-Mülheimer Straße Auto rast in KVB-Mast – Illegales Rennen der Grund?
- Diskussion über den Neumarkt, FC-Andacht im Dom Was in Köln in dieser Woche ansteht
- Ford Transit wird 60 Die Transporter-Legende hat ihre Wurzeln in Köln
- Kalk, Mülheim und Dellbrück Polizei kontrolliert Kioske und geht mit Hundertschaft gegen Jugendbande vor

Eine Platane am Bahnhof Belvedere gefährdet das denkmalgeschützte Gebäude. Um die Frage, ob der Baum gefällt werden darf, streiten sich die Behörden. Der Baum wächst dicht am Gebäude, seine Wurzeln reichen bis unter das Bauwerk. Foto: Uwe Weiser
Copyright: Uwe Weiser
Elisabeth Maria Spiegel vom Vorstand des Förderkreises Bahnhof Belvedere, der sich für die Sanierung des Bahnhofs einsetzt, möchte ihrerseits niemanden verdächtigen: „Das kann jeder getan haben, der wütend ist über das Laissez-faire der Stadtverwaltung“, sagte sie. „Wir sind einfach heilfroh, dass das Feuer nicht auf das Gebäude übergegriffen hat.“ Spiegel hofft ebenfalls, dass die Täter gefasst werden. Die Aussichten sind nicht schlecht: „Wir haben am Gebäude eine Kamera installiert“, sagt Spiegel. „Sie müsste den Täter oder die Täterin aufgenommen haben.“ Die Polizei wertet die Aufnahmen jetzt aus.
Kompliziertes Gerangel um Plantane
Wie berichtet, gibt es um die Platane ein kompliziertes Gerangel. Sie steht in unmittelbarer Nähe zum ältesten erhaltenen Bahnhofsgebäude Deutschlands aus dem Jahr 1839. Die Wurzeln des Baums haben das Gebäude unterwandert und gefährden damit nach Ansicht von Sachverständigen den Bestand des einmaligen Baudenkmals. Der 2010 gegründete Förderverein zum Erhalt des Bahnhofs und Denkmalschützer dringen seit mehr als zehn Jahren auf die Fällung der Platane.
Doch die Bestimmungen des Umweltschutzes und hinhaltender Widerstand von Naturschützern stehen dem entgegen. Auf der Basis eines Fachgutachtens sollten um die Wurzeln der Platane zum Erhalt des Baums und zum Schutz des Bahnhofsgebäudes eine freischwebende Bodenplatte eingezogen, die Wurzeln gekappt und mit einer Wurzelsperre versehen werden.

Ende vergangener Woche wurde die Platane am Bahnhof Belvedere Opfer eines Brandanschlags.
Copyright: Uwe Weiser
Die Bodenplatte wurde tatsächlich gelegt, aufgrund der nötigen Barrierefreiheit am Gebäude aber anders als im Gutachten vorgeschlagen. Die Wurzelsperre wurde gar nicht angebracht. Geldgeber für die Sanierung des Bahnhofs machen ihre Förderzusagen davon abhängig, dass eine Gefährdung des Baus durch die Platane ausgeschlossen ist und dringen deshalb auf die Fällung.
Sogar Petitionsausschuss des Landtags beschäftigte sich mit dem Fall
Der Zwist erreichte sogar den Petitionsausschuss des Landtags, der Ende 2024 zu dem Ergebnis gelangte, der Baum müsse weichen. Doch entsprechenden Anweisungen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker traten die Umweltschützer mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Köln entgegen. In einem Eilbeschluss untersagte das Gericht der Stadt Köln, die umstrittene Platane zu fällen. Das Gericht begründet seine Entscheidung zum einen damit, dass eine Fällung nach dem Landschaftsplan der Stadt grundsätzlich verboten sei, weil „kein überwiegendes öffentliches Interesse“ bestehe. Zum anderen verweist das Gericht auf die Gleichrangigkeit von Natur- und Denkmalschutz in der Landesverfassung.
Zwar handele es sich beim Bahnhof Belvedere um ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Es sei aber trotz zahlreicher Fachgutachten nicht ausreichend belegt, dass die Platane das Denkmal tatsächlich gefährde. Die Entscheidung des Gerichts im Hauptverfahren steht aus. Gegen das Urteil wäre eine Berufung beim Oberverwaltungsgericht Münster möglich.