Belastung durch die Kölner A4Weidener wollen den Lärm nicht länger hinnehmen

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Vielbefahren – die Autobahn 4

Vielbefahren – die Autobahn 4

Weiden – Der Blick geht weit über das Feld – bis hin zu den fünf roten Buchstaben auf der riesigen weißen Halle eines Möbelhauses im Hintergrund. Die Idylle endet schon ein Stück davor – mit dem dauernden Rauschen der Fahrzeuge, die auf der A4 am Feldsaum vorbeidonnern. Ralph Mösges, der ganz in der Nähe an der Lübecker Straße wohnt, kommentiert das Geschehen. „Nach einer Verkehrsmessung, die Straßen NRW im Jahr 2016 vorgenommen hat, fahren auf diesem Autobahnstück jeden Tag etwa 120.000 Fahrzeuge entlang.“ Der Anteil der besonders geräuschintensiven Lkw liege am Tag bei 14 Prozent, in der Nacht bei 25 Prozent.

„Diese Lärmbelästigung hat sehr stark zugenommen seit im Jahr 2001 die Autobahn von damals vier auf sechs Spuren erweitert wurde“, betont Mösges. Eine Gruppe lauscht dem Mann aufmerksam. Der CDU-Ortsverband hat interessierte Bürger zu einer Fahrradtour mit Kommunalpolitikern durch Weiden geladen, um mit ihnen über Probleme im Stadtviertel zu sprechen.

Die Lärmbelästigung durch die A4 im Süden

Der stetige Lärm, der von der stark befahrenen A4 ausgeht, ist ein Problem, das die Bewohner von Weiden-Süd besonders belastet. Und er wird künftig noch steigen.

Mösgens erläutert die Pläne des Landesbetriebs Straßen NRW: Die Autobahnausfahrt Frechen Nord der A4, die bislang nur von Aachen und in Richtung Aachen befahrbar ist, wird voll angeschlossen, so dass die Autofahrer in alle vier Richtungen, also auch in Richtung Köln und von Richtung Köln auf- und abfahren können. Gleichzeitig soll die Bonnstraße, die L 183, zwischen der K6, der Krankenhausstraße in Frechen und der Aachener Straße von zwei auf vier Spuren ausgebaut werden.

Ratsmitglied Teresa De Bellis-Olinger (v.l.), Bezirksvertreterin Svenja Führer, Elisabeth-Maria Spiegel , Bürgerinteressengemeinschaft Weiden, und Ulf Kolberg diskutieren an der Potsdamer Straße.

Ratsmitglied Teresa De Bellis-Olinger (v.l.), Bezirksvertreterin Svenja Führer, Elisabeth-Maria Spiegel , Bürgerinteressengemeinschaft Weiden, und Ulf Kolberg diskutieren an der Potsdamer Straße.

Damit ist eine Ausweitung der A4 zwischen Kreuz West und Anschlussstelle Nord von sechs auf acht Fahrspuren verbunden. Auch ein Lärmschutz sei Teil der Pläne, sagt Mösgens, und zwar in Form eines fünf Meter hohen Walls neben der Autobahn, auf den eine Lärmschutzwand in Höhe von 2,50 Metern kommt, so dass der Schutzwall insgesamt 7,50 Meter hoch wäre. 

Die Forderung der Anwohner

Nach Ansicht der Anwohner ist das zu wenig. „Wir befinden uns gerade in einem Planfeststellungsverfahren“, erläutert Mösgens, „die Verwaltung prüft also gerade die Zulässigkeit des Vorhabens. Wir, also drei Wohnungseigentümergemeinschaften aus Weiden Süd, die aus 900 Eigentümern und etwa 2000 Bewohnern bestehen, haben uns dabei zu einer Einwendung entschlossen. Denn dieser Lärmschutz stellt nach einem Gutachten, das wir in Auftrag gegeben haben, nicht sicher, dass die Emissionswerte, die Obergrenze einhalten.“

Bei Tag seien nur 59 Dezibel zulässig, bei Nacht 49. Laut Gutachten liege die Lärmbelastung bei Tag um 2 bis 3 Dezibel über dem Grenzwert, bei Nacht 2 Dezibel darüber. Das klinge nach wenig, habe aber enorme Folgen. „Eine Erhöhung des Lärmdrucks um 3 bis 4 Dezibel bedeutet für das subjektive Empfinden des Menschen, dass der Lärm sich verdoppelt“, betont Ralph Mösgens.

Die Anwohner möchten, dass mehr für den Lärmschutz getan wird. „Wir fordern, dass auf der gesamten Ausbaustrecke ein Asphalt aufgebracht wird, der den Lärm bereits am Entstehungsort um 2 Dezibel vermindert.“ Auch soll die Geschwindigkeit auf dem Autobahnabschnitt bei Tag höchstens 100 Stundenkilometer, bei Nacht höchstens 80 betragen. Auch so könne der Lärm bereits von vorneherein um 1 Dezibel gesenkt werden. 

Politik und Verwaltung

Die anwesenden Politiker hatten Verständnis für das Anliegen der Bürger. Ulf Kohlberg, Verkehrsreferent der CDU-Fraktion im Stadtrat, ermutigte sie: „Sie haben einen Anspruch auf Lärmschutz in der Höhe und da wird ihr Einwand sicher berücksichtigt.“ Ganz ähnlich sieht der für die Planung zuständige Landesbetrieb Straßenbau NRW die Lage: „Während eines Planfeststellungsverfahrens, wie es hier gerade stattfindet, werden alle Einwendungen geprüft“, betonte Sabria Kieback, Sprecherin der Behörde, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir müssen dann der Bezirksregierung gegenüber genau begründen, warum wir uns einer Einwendung anschließen oder warum wir den Sachverhalt anders beurteilen.“

Dazu würden weitere Gutachten in Auftrag gegeben. Die Bezirksregierung selbst kann sich zur Sachlage im laufenden Verfahren nicht äußern, weist aber darauf hin, dass die Anwohner bei einem Erörterungstermin Gelegenheit bekommen, ihre Sicht darzulegen. Wegen der anstehenden Prüfungen der Einwendungen kann der Landesbetrieb derzeit noch keinen Termin für den Baubeginn nennen.

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