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Aus für Jugendarbeit in Worringen?Kölner Politiker wollen den Krebelshof retten

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Noch im letzten Jahr fand im Krebelshof ein Sommerferien-Programm statt. 

Worringen – Der Krebelshof liegt zwar am Rand von Worringen, hat aber für den Ort zentrale Bedeutung: Seit 1973, also fast einem halben Jahrhundert, findet in dem historischen Gemäuer des denkmalgeschützten Vierkanthofes Kinder- und Jugendarbeit statt. Ursprünglich fungierte der Krebelshof e.V. als Träger, der den Hof außerdem als Begegnungsstätte für Jung und Alt, sowie für Kulturveranstaltungen nutzte – bekannte Kölner Musiker wie BAP, die Bläck Fööss oder Brings gaben hier Konzerte, auch Kabarettisten hatten im Krebelshof eine Bühne.

Beinahe-Insolvenz vor zehn Jahren

Vor gut einem Jahrzehnt stand der Krebelshof schon einmal vor dem Aus: Finanzielle Schwierigkeiten des Vereins hatten zur Insolvenz und zur Übernahme durch die gemeinnützige Gesellschaft für urbane Jugendarbeit (GUJA) Gmbh geführt, die zumindest das Angebot der Kinder- und Jugendarbeit an dem Standort erhalten konnte. Nun scheinen die Tage des Krebelshofes wieder gezählt zu sein. Durch eine Mitteilung an die Bezirksvertretung Chorweiler, sowie in einer öffentlichen Info-Veranstaltung, gaben Stadt Köln und GUJA bekannt, dass die Instandsetzung der umfangreichen Schäden an der Bausubstanz des Hofes nicht mehr zu stemmen seien. Die GUJA wird das Angebot der Jugendhilfe daher zum 31. Dezember dieses Jahres im Krebelshof einstellen. Stattdessen soll eine Alternative im Stadtteil gesucht werden.

Laut Hans-Josef Saxler, einem der GUJA-Geschäftsführer, hatte sich diese Entwicklung seit gut einem Jahr abgezeichnet. „Wir waren mit der Stadt Köln als Vermieterin in engem Austausch über die Frage, wie wir die Arbeit im Krebelshof aufrechterhalten könnten“, sagt er, „aber trotz stetiger Instandhaltungsmaßnahmen waren die Kosten für uns nicht mehr zu leisten, dafür reichen unsere Eigenmittel und unser Betriebskostenzuschuss bei weitem nicht aus.“ Saxler schätzt, dass die Kosten für die nötige Sanierung „deutlich jenseits der Million“ liegen würden.

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Dach ist sanierungsbedürftig

Insbesondere die Heizungsanlage und die Elektrik seien schadhaft, außerdem umfangreiche Sanierungen von Dach, Kanälen und Wasserleitungen notwendig, so die Mitteilung der Verwaltung. Tatsächlich habe das Jugendzentrum nur einen kleinen Teil der Immobilie nutzen können, dennoch sei der Träger als Mieter für das gesamte Gebäude verantwortlich, so Saxler, weshalb die Mitarbeiter regelmäßige Kontrollgänge durch die nicht genutzten Teile machen mussten. Als im Winter weitere Schäden dazu kamen, die Verletzungsgefahren mit sich brachten, sei die Entscheidung für den Auszug gefallen.

Politiker aus Köln-Chorweiler wollen Krebelshof erhalten

Abfinden möchten sich örtliche Politik und Bürgerschaft damit jedoch noch nicht: So fasste die BV Chorweiler einen einstimmigen Beschluss, dass der Krebelshof weiter als Jugendeinrichtung betrieben werden solle. Sie forderte die Verwaltung auf, in einem Gutachten nötige Maßnahmen zu bestimmen und einen Sanierungsplan aufzustellen, der der BV zur Entscheidung vorgelegt werden solle. Gerhard Wolff (Mitglied der SPD-Fraktion) rief außerdem eine Online-Petition ins Leben, um Stimmen aus der Bürgerschaft für den Erhalt zu sammeln. Als Gründungsmitglied des früheren Krebelshof e.V., der hier den „Traum eines selbstverwalteten Jugendzentrums“ verwirklichen wollte, fühlt er sich der Einrichtung persönlich verbunden. „Ich bin ehrenamtlicher Jugendleiter gewesen und weiß auch durch die Arbeit mit den minderjährigen Geflüchteten, wie begeistert diese vom Krebelshof waren“, sagt er. Er befürchtet, dass ein Leerstand des Krebelshofes Begehrlichkeiten wecken werde, die Immobilie in hochpreisigen Wohnraum umzuwandeln. Eine adäquate Alternative sieht er im Ort nicht. „Das ist aussichtslos, ein vergleichbares Areal gibt es in Worringen nicht“, meint er.

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Auch Saxler weiß, dass „wir diese Einzigartigkeit nicht mehr bekommen werden“, dennoch ist er froh, dass es ein Bekenntnis zur Fortsetzung der Kinder- und Jugendarbeit in Worringen an einem anderen Ort gibt. „300 bis 400 Quadratmeter würden wir benötigen, um ein attraktives Angebot machen zu können“, schätzt er. Doch auch wenn die Suche nach einem neuen Quartier bereits läuft, mag er dank der engagierten Unterstützung die Hoffnung auf einen Verbleib im Krebelshof noch nicht ganz aufgeben. „Deswegen fahren wir gerade zweigleisig: Wir halten die Augen nach neuen Räumlichkeiten offen, aber vielleicht ergeben sich aus dieser Unterstützung ja Möglichkeiten, die jetzt noch nicht abzusehen sind.“ Daher habe man mit den Akteuren vereinbart, sich vor den Sommerferien zu treffen, um noch einmal zu beraten.

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