Neubau des Lino-Clubs in GefahrKostenübernahme für Mehrgeneration-Projekt in Lindweiler droht zu platzen

Lesezeit 3 Minuten
Linoclub

So stellen sich die Architekten den neuen Lino-Club vor. Der Entwurf stammt aus dem Jahr 2019.

Das Mehrgenerationen-Projekt in Lindweiler ist in Gefahr. Die Zeit für die Kostenübernahme rennt, diese schießen gleichzeitig in die Höhe.

Seit mehr als zehn Jahren arbeiten Geschäftsführer Hans-Josef Saxler und die Verantwortlichen des Sozialen Zentrums Lino-Club auf ein Ziel hin: den altersschwachen Bau des Jugendzentrums auf dem Gelände im Unnauer Weg durch einen modernen Neubau zu ersetzen. Ein Mehrgenerationenhaus soll es werden, das Jung und Alt gleichermaßen ein öffentliches Zentrum und gemeinschaftlichen Raum für Bildung, Kultur, Veranstaltungen und bürgerschaftliches Engagement bieten kann. Es ist das zentrale Projekt des 2014 beschlossenen integrierten Handlungskonzepts für Lindweiler.

2020 schien das Projekt gesichert

Seit 2020 wähnte man das Projekt in trockenen Tüchern, denn in dem Jahr bewilligte das Land NRW die Förderung des Vorhabens: 80 Prozent der Kosten sollte das Land übernehmen, 20 Prozent die Stadt Köln. Durch die Pandemie wurde es für die Stadt Köln sogar noch um einiges günstiger, denn um die erhöhten Belastungen durch die Krise aufzufangen, verzichtete das Land auf den Eigenanteil der Kommune und übernahm die Förderung zu 100 Prozent. Gut 8,2 Millionen Euro liegen zur Realisierung des Mehrgenerationenhauses bereit.

Doch im Rahmen einer aktuellen Stunde der Bezirksvertretung Chorweiler schlug Saxler nun Alarm, denn trotz der Förderung drohen gleich zwei Probleme, das Vorhaben zum Entgleisen zu bringen: Zum einen sorgen die explodierenden Baukosten dafür, dass der Bau erheblich mehr kosten wird. „Wir haben zurzeit Kostensteigerungen von 100.000 Euro pro Monat“, berichtete Saxler den Bezirksvertretern. Als Bauherr hatte sich der Lino-Club 2019 bereit erklärt, etwaige Mehrkosten zu übernehmen und zu diesem Zweck ein Polster von einer Million Euro angespart. Doch zurzeit läuft es eher auf Mehrausgaben von sechs Millionen Euro hinaus.

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Fördersumme des Landes könnte verfallen

Gleichzeitig tickt die Uhr, denn die Fördersumme des Landes hat ein Verfallsdatum: Ist das Geld nicht bis Ende 2024 ausgegeben, müssen die 8,2 Millionen Euro zurückgegeben werden. Obwohl die Baugenehmigung vorliegt, stockt der weitere Planungsprozess, denn es fehlt eine „Weiterleitungsvereinbarung“. „Da es sich um Städtebaufördermittel handelt, kann nur die Kommune Köln diese beim Land beantragen“, erklärt Saxler. „Damit diese das Geld an uns als Bauherren weiterleiten kann, bedarf es dieser Weiterleitungsvereinbarung.“ Dieser Vertrag sei jedoch noch nicht fertig.

„Alles ist bereit. Wir müssen praktisch nur auf den Knopf drücken, dann gehen die Ausschreibungsunterlagen raus, Bauunternehmen können sich bewerben, dann erfolgt die Vergabe und es kann gebaut werden. Aber dafür braucht es diese Unterschrift“, sagt Saxler.

Lage für Mehrgenerationenhaus sei ernst

Brigitte Scholz, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung, bestätigte Saxlers Einschätzung: „Die Lage ist sehr ernst.“ Die Gründe lägen teilweise außerhalb der Macht der Stadt Köln: „Auch viele private Bauvorhaben wurden angesichts der aktuellen Kostensteigerungen gestoppt.“

Man verabschiede sich nicht leichtfertig von dem Projekt, versicherte Petra Wallraff-Becker vom Amt für Kinder, Jugend und Familie. Die Bezirksvertreter waren sich einig, dass Eile geboten sei. „Die realistische Option besteht im Moment nur darin, sich um eine Verlängerung der Frist der Förderung zu bemühen“, sagte etwa Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Doch im Moment könne die Verwaltung eine Verlängerung nicht beantragen, so Scholz: „Die Städtebauförderung hat ein sehr strenges Regelwerk.“

Zwar gebe es Signale aus der Landeshauptstadt, das Städtebauförderprogramm im Sommer zu reformieren. „Das ist aber nur ein kleiner Hoffnungsschimmer.“ Derweil werde geprüft, wie innerhalb der Verwaltung neue Mittel bereitgestellt werden könnten. Bislang sei man jedoch an den geltenden Baubeschluss gebunden, nach dem die Mehrkosten klar in der Verantwortung des Bauherrn lägen. „Darum ist ein neuer politischer Beschluss dringend erforderlich“, so Scholz.

Die Bezirksvertreter beendeten die aktuelle Stunde daher mit dem Beschluss, die Angelegenheit an die Fachausschüsse für Stadtentwicklung und Finanzen sowie den Stadtrat weiterzuleiten, in der Hoffnung, dass dieser bereits in der Mai-Sitzung einen Beschluss fassen könnte.

KStA abonnieren