Fühlinger See in KölnAuf diesem Parkplatz sollen demnächst 1000 Flüchtlinge leben

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Auf diesem Parkplatz am Fühlinger See sollen künftig 1000 Flüchtlinge leben.

Auf diesem Parkplatz am Fühlinger See sollen künftig 1000 Flüchtlinge leben.

Fühlingen – Die Nachricht sorgt für erheblichen Wirbel: Die Bezirksregierung Köln wird am Fühlinger See eine provisorische Flüchtlingsunterkunft des Landes errichten. Rund 1000 Menschen sollen auf dem Parkplatz P2 in temporären Bauten untergebracht werden.

Darüber hinaus prüft der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes, ob auf einem Parkplatz gegenüber dem Polizeipräsidium in Kalk eine Regelunterkunft für Flüchtlinge errichtet werden kann.

Möglicherweise Zelte auf dem Parkplatz

Die Einrichtung am Fühlinger See soll binnen „weniger Wochen“ entstehen, wie eine Sprecherin der Bezirksregierung sagte. Die 1000 Flüchtlinge in der Landesunterkunft werden dabei auf die Aufnahmequote der Stadt angerechnet.

Alles zum Thema Henriette Reker

Derzeit würden Angebote zu möglichen Behausungen eingeholt. Dies könnten Unterkünfte in Leichtbauweise oder große Zelte sein. Die Stadt Köln soll im Wege der Amtshilfe den Platz zur Verfügung stellen.

Stadt reagiert verärgert

Sozialdezernentin Henriette Reker, die am Donnerstag eigentlich nur zu einer allgemeinen Informationsveranstaltung zur Flüchtlingsunterbringung in Köln geladen hatte, zeigte sich überrascht und verärgert über die neue Nachrichtenlage. Sie habe erst eine Stunde zuvor davon erfahren, sagte eine sichtlich konsternierte Dezernentin.

Im Juli waren insgesamt 6725 Flüchtlinge in Köln untergebracht. Bis Ende des Jahres rechnet die Stadt mit einem Zuzug von 300 Menschen pro Monat.

84 Flüchtlingseinrichtungen gibt es derzeit, Notunterkünfte wie etwa Turnhallen nicht mitgezählt.

Bis Anfang 2016 sollen vier weitere Einrichtungen entstehen: Maximal 304 Plätze an der Max-Planck-Straße in Lindenthal; 150 Plätze an der Berrenrather Straße (Sülz); 194 Plätze an der Ostmerheimer Straße (Merheim) und 264 Plätze an der Hermann-Heinrich-Gossen-Straße in Marsdorf. (jac)

Zwar komme ein derartiger Vorstoß des Landes angesichts des Flüchtlingsansturms nicht ganz unerwartet – zuletzt hatte die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund mehrfach wegen Überfüllung geschlossen werden müssen. Doch der Zeitpunkt und vor allem die Größenordnung von 1000 Plätzen sei für die Stadt überraschend.

Reker machte deutlich, dass sie eine solche Massenunterkunft weder für Köln noch für die Flüchtlinge für förderlich halte und bezweifelte, dass der Parkplatz als Standort geeignet sei. „Wir werden die Amtshilfe nur auf Anweisung der Bezirksregierung leisten“, erklärte Reker.

Sie wolle sich zudem bemühen, dass die rund 200 Menschen, die in der bereits bestehenden Landeseinrichtung an der Boltensternstraße in Riehl untergebracht sind, auf die jetzt aufzunehmenden 1000 angerechnet werden.

Standards einhalten

Prinzipiell sei es zu begrüßen, wenn die Stadt dem Land bei der Schaffung von Flüchtlingsunterkünften helfe, sagte dagegen Claus-Ulrich Prölß, Sprecher des Kölner Flüchtlingsrats. Doch gerade bei großen Einrichtungen müssten „Standards“ eingehalten werden. 1000 Menschen in „temporären Bauten“ auf einem Parkplatz unterzubringen – das lasse der „Fantasie“ großen Spielraum. „Schlichtcontainer“ oder Zelte hält Prölß für inakzeptabel.

Auf alle Fälle müsse es eine Stelle zur Asylverfahrensberatung geben und ausreichend Personal, das sich um besonders schutzbedürftige Menschen kümmert, etwa um Kinder, Kranke, Alte und Opfer von Gewalt.

Jörg Detjen, Fraktionsvorsitzender der Partei „Die Linke“ im Stadtrat, kritisierte: „Wir haben immer wieder eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes gefordert. Zu einem frühen Zeitpunkt geplant, hätte die Stadt noch Einfluss auf das Vorhaben nehmen können. Jetzt stellt uns das Land vor vollendete Tatsachen.“

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