CoronaDiese Regeln gelten bei Kölner Weihnachtsgottesdiensten

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Weihnachtsgottesdienste im Kölner Dom.

Köln – Egal ob Konzerte, Kino, Restaurants oder Einzelhandel: Ohne 2G – also geimpft oder genesen - kommt niemand mehr rein. Für Karnevalsveranstaltungen gilt in Nordrhein-Westfalen sogar die 2G+ Regelung. Aber für einen einzigen Bereich gelten alle diese Beschränkungen nicht: Der Gottesdienstbesuch ist in Köln weiter jedem möglich – auch ungeimpft und ohne Test.

Mit Mindestabstand. Aber ohne Nachverfolgung und mit Gesang mit Maske. Das Recht auf freie Religionsausübung bleibt unangetastet. Bis jetzt sei man mit diesen Regeln gut gefahren und es seien „keine Infektionsherde in den Gemeinden bekannt, weil Vorsicht und Abstand die Grundhaltung in allen Gemeinden sind, von denen ich Kenntnis habe“, erklärte Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln, auf Anfrage.

„Oh Du Fröhliche" mit Maske

Für die Weihnachtsgottesdienste am Heiligen Abend haben das Erzbistum Köln und die Evangelische Kirche im Rheinland aber nun ihre Empfehlungen angepasst: Sie „empfehlen“ den Kölner Gemeinden für Heiligabendgottesdienst, Christvespern und Christmetten die 3G-Regelung – Ungeimpfte brauchen also einen tagesaktuellen Test. Im Gegenzug dafür fällt aber die Auflage eines Mindestabstandes weg. Und auch eine maximale Personenzahl, die in die Kirche darf, gibt es am Heiligen Abend ausdrücklich nicht, wie das Erzbistum in seiner „Übersicht über die geltenden Corona-Regeln für Liturgie und Kirchenmusik“ veröffentlicht. Das heißt konkret: Bei 3G darf der Kölner Dom so voll werden wie vor der Pandemie. Und gesungen werden darf mit Maske. Ob ein „Oh du Fröhliche“, geschmettert aus hunderten Kehlen – selbst hinter der Maske – im voll besetzten Innenraum eine gute Idee ist? „Unser Anliegen ist es, so vielen Menschen wie möglich einen Gottesdienstbesuch zu ermöglichen“, erwidert Domsprecher Markus Frädrich. Gerade nachdem die Weihnachtsgottesdienste im vergangenen Jahr aufgrund des Lockdowns größtenteils nur im Digitalen stattgefunden hätten.

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Bei den Protestanten fällt die Regelung differenzierter aus als bei den Katholiken: Dort gibt es zwar auch die Empfehlung 3G, aber das Presbyterium jeder einzelnen evangelischen Kölner Kirchengemeinde soll auf dieser Grundlage ausdrücklich in eigener Abwägung und Verantwortung entscheiden, ob sie die 3G-Regel übernehmen oder ob sie die strengere 2G-Regel anwenden wollen – also nur Geimpften und Genesenen den Zutritt zum Gottesdienst gewähren. „Jede evangelische Gemeinde betrachtet genau die Bedingungen vor Ort und erörtert, was aus ihrer Sicht verantwortbar ist“, erläutert Sammy Wintersohl, Sprecher des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Das sei sinnvoll, „weil auch nur die Gemeinde ihre Besucher und die räumlichen Bedingungen kennt“, ergänzt Superintendent Seiger. Es gebe Gemeinden, die sich aus Sicherheitsgründen auf den Zutritt nur für Geimpfte und Genesene verständigt hätten. Es gebe sogar solche, die sich für 2G+ entschieden hätten. Nach Angaben des Sprechers des Erzbistums, Thomas Klimmek, ist das auch in katholischen Gemeinden grundsätzlich möglich. Aber nur unter der Voraussetzung, dass den Gläubigen ohne Impfnachweis im selben Seelsorgebereich ein alternatives Angebot gemacht werden könne.

Angebote für Ungeimpfte ohne Test

In der Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen wird dem Recht auf freie Religionsausübung insofern Rechnung getragen, als keine expliziten Corona-Regeln formuliert werden. Den Religionsgemeinschaften wird darin lediglich aufgetragen, für „Versammlungen zur Religionsausübung eigene Regelungen aufzustellen, die ein dieser Verordnung vergleichbares Schutzniveau sicherstellen.“ Auch auf der Ministerpräsidentenkonferenz verlautete nichts zum Thema Weihnachtsgottesdienste. Für viele Verantwortliche in Kirche und Politik hallt noch nach, dass es im ersten Lockdown Gottesdienstverbote gegeben hat. Eine durchaus umstrittene Entscheidung, die für viel Unmut gesorgt hatte.

Der katholischen Kirche ist wichtig, dass auch Ungeimpfte ohne Test Weihnachten die Möglichkeit haben, einen Gottesdienst zu besuchen. Es gebe Gemeinden, die genau dies anbieten, erläutert Frädrich. Wer also ohne Test vor dem Dom stehe und nicht reinkomme, könne zum Beispiel nach St. Pantaleon oder St. Maria in der Kupfergasse weitergeschickt werden. Dort sei der Gottesdienstbesuch – dann allerdings mit Abstand – auch ohne Test möglich. Der Evangelische Kirchenverband empfiehlt Protestanten, die weder geimpft noch genesen sind, Open-Air-Angebote zu nutzen, die von vielen evangelischen Gemeinden angeboten würden. Viele Gemeinden würden ihre Gottesdienste streamen. Außerdem sei empfehlenswert sich angesichts der dynamischen Lage in der Woche vor Weihnachten noch mal nach dem aktuellen Stand zu erkundigen", empfiehlt Wintersohl.

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